von Daniel Paredes
Kriegsfilme, die in feindlichem Territorium handeln, werden in Hollywood nach wie vor gedreht. Zwar scheint zumindest das amerikanische Publikum vom Thema Krieg die Nase voll zu haben, was sich auf die Einnahmen der Filme auswirkt, aber nicht auf deren Qualität. Jarhead (2005) von Sam Mendes, Redacted (2007) von Brian de Palma oder der Anwärter für die kommende Oscarverleihung The Hurt Locker (2008) von Kathrin Bigalow sind hervorragende Filme, die dem Genre neue Impulse verliehen aber an den Kinokassen enttäuschten.
Die Frage, ob (amerikanische) Kriegsfilme bei einem kriegsmüden Publikum überhaupt noch rentieren, ist von daher durchaus berechtigt und wird schon länger diskutiert. Hinzu kommt, dass HBO Films das Genre mit Band of Brothers (2001) erfolgreich für das TV adaptierte, wo sich neue Möglichkeiten bieten. Die von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierte Serie lockt das zahlende Publikum heute noch vor die TVs, aber auch auf DVD – und jetzt auf Blu-ray – ist die aufwändig gemachte Mini-Serie ein Hit. Grund genug für HBO mit Generation Kill im letzten Jahr ein ähnliches Konzept zum aktuellen Irakkrieg nachzulegen und im Jahr 2010 mit The Pacific eine Art Quasi-Fortsetzung zu Band of Brothers zu lancieren.
In der Tat scheint sich das Kriegsgenre vortrefflich für eine mehrteilige, aber limitierte TV-Serie auf Kinoniveau zu eignen. Zumindest ein wesentliches Merkmal kommt in einem solchen Serien-Format sogar besser zum Ausdruck zu als im Spielfilm: die Kameradschaft und somit die Hervorhebung der Gemeinschaft gegenüber dem Individuum – ein entscheidendes Merkmal des Militärs und des Kriegs. Mit der Auflösung des einzelnen Helden, wie er in Filmen meist in Erscheinung tritt, wird der Gruppe und der Abhängigkeit der einzelnen Soldaten voneinander mehr Zuwendung geschenkt, wodurch Stereotypen abgebaut und Nebenfiguren aufgewertet werden. Selbstverständlich erweitert sich durch die mehrstündige Laufzeit auch der Handlungsradius, man kann sich einzelnen Missionen detaillierter widmen, gleichzeitig muss man auf die Nebensächlichkeit und langweiligen Momente, die einen Krieg ebenso prägen, nicht verzichten. In Generation Kill wird diese fatale Mischung aus stundenlanger Fortbewegung in der trockenen Einöde und den überall tödlich lauernden Gefahren eindrücklich geschildert. Man verfolgt im Jahr 2003 eine Aufklärungseinheit von Marines auf ihrem Weg bis nach Bagdad. Ähnlich wie der Reporter – die Serie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller des Schriftstellers und Reporters Evan Wright, der seine Erfahrungen als ein eingebetteter Journalist niederschrieb –, der zu den Kriegsprofis stösst, muss sich auch der Zuschauer dort erst zurechtfinden, denn man wird direkt mit Fachsprache konfrontiert und stösst auf Figuren, für die der Krieg längst zum Alltag geworden ist. Relativ schnell taucht man aber in diese Männerwelt ein, in der es für alles Codewörter gibt, junge Männer unterschiedlichster Rasse und Klasse aufeinander angewiesen sind und deren Beruf das Töten ist. Generation Kill ist aufwändig, authentisch und aufwühlend.
Mit The Pacific beruft sich HBO nun wieder auf ruhmreichere Zeiten US-amerikanischer Kriegsgeschichte. Das Erfolgsduo Spielberg-Hanks stellte bereits in Saving Private Ryan (1998) sein fundiert recherchiertes Detailwissen über den 2. Weltkrieg unter Beweis. Mit Band of Brothers führten sie ihre vielen Ideen, die den Rahmen eines einzelnen Films bei Weitem sprengten, fort. Nun wendet man sich dem gleichen Krieg aber einer anderen Schlacht auf einem ganz anderen Fleckchen Erde zu. In The Pacific verfolgt man die Wege dreier U.S. Marines, deren Odyssee sie über die Weiten des Pazifiks führt, bis hin zur berühmten Dschungel-Schlacht um Guadalcanal gegen die Japanern und schliesslich zur triumphalen Rückkehr nach dem V-J-Day (Victory-over-Japan-Day). Joseph Mazzello (Jurassic Park), James Badge Dale (24), Jon Seda (OZ), William Sadler (The Mist) und Isabel Lucas (Transformers: Revenge of the Fallen) wurden für die Hauptrollen engagiert. Die zehnteilige Fernsehserie wird im kommenden März 2010 auf HBO in den USA anlaufen. Mit Produktionskosten von schätzungsweise 200 Millionen US-Dollar ist sie die mit Abstand teuerste TV-Produktion aller Zeiten. Im Trailer kann man sich bereits einen Eindruck davon machen, wie aufwändig diese Serie produziert wurde:
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