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Es war einmal 2009

24/12/2009 By Groarr Leave a Comment

von Sarah Stutte

Auch wenn ich viel Gegenteiliges gelesen habe, ich persönlich fand, dass 2009 ein super Kinojahr war. Zumindest habe ich mir mehr angeschaut als noch im Jahr zuvor und auch meine Liste, die ich gleich hier zum besten gebe, war in der Originalversion um 20 Titel länger. Wenn ich mir die jetzt so anschaue, merke ich, dass darunter leider nur englischsprachiges ist. Leider, weil ich auch sehr gerne deutsche Produktionen ansehe und natürlich leider im Vergleich zu 2008, als mit Wolke Neun, Im Winter ein Jahr, Novemberkind und Der Baader Meinhof Komplex, wirklich viel Gutes aus unserem Nachbarland kam. Neben belanglosen Komödien (damit kann man mich nun mal nicht hinterm Sessel hervorlocken), seien an dieser Stelle trotzdem drei diesjährige deutsche Filme mit Tiefgang erwähnt: John Rabe, Das weisse Band und Waffenstillstand. Unbedingte Favoriten in meinen Jahrescharts. Aus meinen Top Ten musste ich sie aber dann schweren Herzens rauskicken. Genauso wie Tim Burtons grossartiges Horror-Musical Sweeney Todd, die fantastisch düstere Animation Coraline und die schlichtweg geniale Plastilinanimation Mary & Max, die ich schon in meiner Review ausreichend gehuldigt habe. Dafür steht ganz oben genau dieser: Up.Ein 78-jähriger, grummelnder Misanthrop fliegt mit seinem Haus, an dem mehr als 99 Luftballons befestigt sind und sich ein blinder Passagier auf der Terrasse festkrallt, nach Südamerika zum Wunschplatz seiner gerade verstorbenen Frau. Sicherlich die anrührendste Geschichte, die Pixar jemals erzählt hat: Alter ist zwar Tod und Trauer, aber auch Träume, die nicht einfach aufhören zu existieren. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so eine unkitschige, einfache und doch direkt ins Herz gehende Liebeserklärung auf Zelluloid gesehen habe, wie in der Szene, als Carl Fredricksen das „Dinge, die ich erleben will, wenn ich gross bin“ – Album seiner Frau anschaut und dann weiterblättert.

 

DarkKnight_mini

Neben berührend-witzigen Animationsfilmen, habe ich mich 2009 auch besonders über diverse Comicverfilmungen gefreut. Ein Highlight war am NIFFF 2009 sicherlich 20th Century Boys, die Umsetzung eines in Japan äusserst erfolgreichen Mangas. Als grosser Batmanfan fand ich auch die Steelbook Edition von The Dark Knight klasse. Zwar kam der Film schon 2008 ins Kino, doch die DVD habe ich mir in diesem Jahr mindestens 30 Mal angeschaut, weshalb der Streifen in meiner Auflistung keinesfalls fehlen darf. Scheisse um Heath Ledger, der wirklich was drauf hatte. Wenn aber, auch durch so eine tragische Publicity, Batman wieder einem breiteren Publikum zugänglich wird, hat das am Ende doch noch was Positives. Unbestritten verdient der Film den Erfolg, denn Christopher Nolan hat im Vergleich zu Batman Begins noch ein Schippchen draufgepackt, trumpft mit dem düstersten Gotham ever, viel Action und einem bös-ekelhaften Joker. Hier ist nichts mehr comichaft überzeichnet wie in Tim Burtons erster Adaption, als noch alles und jeder bunt und durchgeknallt war. Nolan hat nicht nur die Optik verändert, er gesteht seinen Titelfiguren auch Zweifel und Schwächen zu und verleiht ihnen somit eine bis dato in Comicverfilmungen nie dagewesene Tiefe. Gleiches schaffte auch die filmische Umsetzung der einzigen Graphic Novel, die in der ewigen Bestsellerliste des Time Magazine aufgeführt ist: Watchmen – die Wächter. Lange galt der Stoff, aufgrund seiner politischen Komplexität und unterschiedlichen Superheldengenerationen, als unverfilmbar. Zack Snyder wagte sich trotzdem daran und schuf ein legendäres Meisterwerk: vielschichtig, poppig, charakterstark, zynisch, brutal ungeschönt und dabei realitätsnah. Da wird ein Superman-Kostüm öffentlich verbrannt und mit ihm das Image des Saubermanns. Reale Menschen schlüpfen hier in die Helden-Rollen und sind mal mehr mal weniger davon überzeugt, dass ihr Tun in der Welt auch wirklich etwas bewegt. Doch das ist schwierig, wenn Nixon immer noch Präsident ist und die USA den Vietnam-Krieg gewonnen haben. An was soll man als Held noch glauben, wenn man nicht verhindern kann, dass ein Typ ein Kind entführt, es zerstückelt und seinen Hunden zum Frass vorwirft? Optisch brillant adaptiert Snyder Moore’s beängstigende Hypothese vom Buch für die Leinwand. Den Comic kann man immer wieder lesen und entdeckt jedes Mal etwas Neues. Genau so wie im Film.

 

Parnassus_mini

Diversen Festivals sei Dank, durfte ich mich in den letzten Monaten visuell berauschen lassen von The Fall und The Imaginarium of Dr. Parnassus (Heath Ledgers unbedingtes Vermächtnis, das bei uns erst im Januar anlaufen wird). Regisseur Tarsem Singh, der 2000 mit The Cell schon beeindruckte, schuf mit The Fall einen fantasievollen Bildersturm, in dem Zeit und Raum inexistent sind und dem man sich nicht entziehen kann, wenn man sich auf ihn einlässt. Produktionsjahr war eigentlich 2006, der Film schaffte es aber erst drei Jahre später in unsere Kinos. The Imaginarium of Dr. Parnassus zeigt wieder mal das kreative Genie des Terry Gilliam, der auf stringente Erzählweisen pfeift und sein Ding konsequent durchzieht. Das ermöglicht dem Zuschauer natürlich ein Eintauchen in Welten, die er sonst –auch im Kino- nicht zu sehen bekommen würde. So gleicht natürlich auch Gilliam’s neuster Streich einem langen Traum in tausend Farben, Höllen und Himmeln. Da gibt’s einen Wanderzirkus, der vom unsterblichen Doktor Parnassus durchs heutige London gezogen wird und seine Gäste durch einen Spiegel in deren Gedankenwelt schickt. Natürlich darf auch ein linkischer Teufel (gross: Tom Waits) nicht fehlen, der nun seinen Preis von Parnassus für dessen Unsterblichkeit einfordert: die 16-jährige Tochter des Varietekünstlers. Ledger spielt im Film einen Mann, der vom Wanderzirkus aufgenommen wird, als er gerade im Begriff ist sich an einer Brücke zu erhängen. Im weiteren Verlauf des Films wird seine Figur abwechselnd von Jude Law, Colin Farrell und Johnny Depp verkörpert, die mit ihrem Einsatz nicht nur das Projekt retteten, sondern ihre Gage vollumfänglich Ledgers kleiner Tochter stifteten.

 

RevolutionaryRoad_mini

Schwer beeindruckt hat mich 2009 des Weiteren Kate Winslets Performance in Revolutionary Road, die ich sogar noch ein Quentchen besser fand als ihre oscarprämierte Leistung in Der Vorleser. In der Romanverfilmung um ein Vorstadtehepaar im Amerika der 50er Jahre, spielt Winslet nicht, sie lebt die vom Mief des Kleinbürgertums angeödete und verzweifelte Ehefrau April Wheeler so eindringlich, dass es zuweilen beim Zusehen schmerzt. In ihrem Gesicht spiegelt sich der Verlust eines ungelebten Lebens: ihrer Ambitionen, Schauspielerin zu werden. Doch schon die Anfangsszene, in der sie im Dorftheater müde belächelt wird, weist die desaströse Richtung des Films: nicht du und nicht in diesem Leben. Aprils spontanem Vorschlag, nach Paris zu ziehen, stimmt ihr Mann Frank erst zu, als sie ihn mit „Du bist das Wunderbarste, was es auf der Welt gibt: ein Mann“ bezirzt. Der Zweck heiligt hier die Mittel. In Paris, so stellt sie sich vor, möchte sie das Geld verdienen und Frank soll sich Zeit nehmen, seine Berufung zu finden – da passt der Filmtitel wie die Faust aufs Auge. Als Frank jedoch die Chance auf eine Beförderung erhält und eine Affäre beginnt, zieht er die Sicherheit vor – auf Kosten Aprils Sehnsucht nach einem Ausbruch aus dem Trott. In quälend langsamen Bildern wird einem das Kämpfen der Protagonisten gegen Windmühlen vor Augen geführt und damit immer auch das eigene Versagen, die Träume, die nicht realisierbar waren, das Scheitern einer Beziehung – einer Ehe. Autor Richard Yates, der die Buchvorlage schrieb, sagte dazu: „Das Schlimmste, was du in deinem Leben tun kannst, ist, eine Lüge zu leben.“ Die 50er sind gar nicht so weit weg, wie wir immer meinen.

 

Milk_mini

Völlig zu recht wurde Sean Penn mit einem Oscar bedacht für seine detailgetreue Darstellung des schwulen Kommunalpolitikers Milk im gleichnamigen Film. Schlitzohrig, charismatisch, warmherzig und zielstrebig spielt Penn den Bürgerrechtler, der sich im Kalifornien der 70er Jahre unermüdlich um mehr Rechte für Lesben und Schwule bemühte und der Bewegung Gesicht und Hoffnung gab, als man ihn 1977 – als ersten Homosexuellen überhaupt- zum Stadtrat in San Francisco ernannte. Seine Amtszeit währte jedoch nur kurz, denn im Jahr darauf wurde er von einem anderen Mitglied des Stadtrats im Rathaus erschossen. Nicht nur Sean Penn glänzt in diesem mitreissenden Biopic. Milk ist bis in die Nebenrollen grandios besetzt (Emile Hirsch, Josh Brolin, James Franco, Diego Luna etc.). Und obwohl man weiss, wie der Film ausgehen wird, ist man trotzdem tief betroffen und bestürzt über die Erschiessungsszene, in der sich die Kaltblütigkeit des Täters mit der Ahnungslosigkeit des Opfers in einer Art und Weise vermischen, die einen lange beschäftigt. Milk ist einer der wichtigsten Filme des Jahres, weil er am Ausschnitt eines Lebens das zeitgenössische Bild einer lebenslang unterdrückten und strafverfolgten Randgruppe entwirft und weil er die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt stellt. Was hat der Tod von Harvey Milk bewirkt, in Anbetracht des heute immer noch bestehenden Homo-Eheverbots in Kalifornien?

 

DragMeToHell_mini

Neben diesen eher anspruchsvollen Filmen gab’s in diesem Jahr auch leichtere Kost, denen ich das Prädikat „besonders wertvoll“ verleihen möchte. Da wäre zum Beispiel Crank 2, der einfach nur Laune macht, weil er bis ins Mark durchgeknallt ist. Null Story oder Logik, dafür ein 96-minütiger rabenschwarzer Irrsinn, gespickt mit zahlreichen Cameos von David Carradine über Geri Halliwell bis zu Linkin Park und Bandmitgliedern von Nine Inch Nails. Nicht minder rabenschwarz kam auch Quentin Tarantino mit Inglorious Basterds daher, der die leidgeprüfte Nazi-Thematik kaltschnäuzig mal von einer anderen Warte aus betrachtete und mit einer brillianten Inszenierung, rattenscharfen Dialogen und grandiosen Darstellern gespickt war. So hat nicht nur Brad Pitt einmal mehr eine Hillbillie-Paraderolle abgestaubt, auch Christoph Waltz stach im internationalen Cast bemerkenswert hervor. Zu guter Letzt möchte ich mich noch dem Horrorgenre widmen, denn auch dort vermochte mich ein Film zu überzeugen: Drag me to hell. Sam Raimi zieht in diesem Old-School Horrorfilm deftig vom Leder, lässt allerlei eklige Flüssigkeiten aus den Hauptfiguren fliessen, Geister rumfliegen und zieht Esoteriker, Zigeuner, Bankangestellte und Asiaten gleichermassen durch den Kakao. Raimi zeigte, dass es auch fern von Zombiefilmen mit Witz geht und brachte damit den Horror wieder zu seinem Ursprung zurück.

Bilder v.o.n.u:
Up: © Walt Disney Studios.
The Dark Knight: © Warner Bros. Ent.
The Imaginarum of Dr. Parnassus: © Pathé Films.
Revolutionary Road: © Universal Pictures.
Milk: © Ascot-Elite.
Drag me to hell: © Universal Pictures.

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