von Daniel Paredes
Am Dienstag wurden die Nominierungen für die 67. Golden Globe Awards (17. Januar 2010) bekannt gegeben. Die gut durchmischte Gruppe der Auserwählten – zumindest trifft dies auf die wichtigste Kategorie „Bester Film: Drama“ zu – ist es durchaus wert, etwas genauer betrachtet zu werden. Aber zunächst zu den Golden Globes an sich.
Anders als die undurchsichtige Academy der Oscarverleihung, deren Geheimbund als Thema für einen Roman von Dan Brown dienen könnte, werden die Golden Globes von der Auslandpresse in Hollywood verliehen. Dieser zweitgrösste Preis-Event der Traumfabrik ist nicht nur richtungweisend für die Oscars ®, sondern steht für die mutigeren Entscheide, wie beispielsweise im Jahr 2006 als man mit Brokeback Mountain den verdienten Sieger kürte, die konservative Academy aber das prätentiöse Rassismus-Drama Crash den schwulen Cowboys vorzog. Die Aufteilung nach Drama und Musical/Komödie ist zwar bei den Filmkategorien nicht mehr ganz zeitgemäss – was man auch an den diesjährigen Nominierten wieder gut sieht – , zehn Filme in einen Topf zu werfen, so wie es an der kommenden Oscar-Verleihung 2010 sein wird, ist aber auch fragwürdig.
Kommen wir aber zu den diesjährigen Nominierten. Am meisten von der Nomination profitieren wird wohl James Camerons 3D-Spektakel Avatar – vorwiegend aus kommerzieller Sicht. Der Film läuft heute an und erhält dadurch neben der ohnehin schon riesigen Werbekampagne weitere Aufmerksamkeit. Dass dieser animierte Science-Fiction-Film bei den Globes unter den besten Dramas auftauchen würde, war wohl nicht zu erwarten, und dürfte somit auch das anspruchsvolle ältere Publikum hellhörig machen. Avatar verleiht der wichtigsten Kategorie Drama schliesslich auch die ultimative Gegensätzlichkeit – selten waren die fünf Nominierten wohl so unterschiedlich in ihrem Budget, ihren Themen und ihrer Machart. Naja, bezüglich Thema könnte man grobschlächtig zwar behaupten, dass es sich bei Avatar, The Hurt Locker und Inglourious Basterds gewissermassen um drei Kriegsfilme handelt, was aber schon sehr gesucht wäre. Ein wahrer Underdog ist Precious: Based On The Novel Push By Saphhire – der Hit des letzten Sundance Filmfestivals -, der von einem übergewichtigen Mädchen erzählt und einen realistischen Blick auf die soziale Randgruppe der schwarzen Working Poors richtet. Auch die Nomination für den thematisch kontroversen Inglourious Basterds ist nicht selbstverständlich, haben nicht wenige eher mit dem neuen Film der Coen-Brüder A Serious Man oder Clint Eastwoods Invictus gerechnet. Mit Up in the Air ist Jason Reitman nach Juno auch mit seinem zweiten Film wieder oben dabei und hat mit seinem Hauptdarsteller George Clooney einen zweifachen Golden Globe Gewinner im Rücken.
Während also in der Kategorie Drama die Spannung gross ist – leicht favorisiert mag höchstens der von Kritikern hoch gelobte Irak-Film The Hurt Locker sein –, kommen bei den Komödien eigentlich nur zwei Filme als Gewinner in Frage: (500) Days of Summer und Nine. (500) Days of Summer war die innovativste (Liebes-)Komödie des Jahres, vielleicht sogar der letzten fünf Jahre, zumindest was das US-amerikanische Kino anbelangt. Mit viel Erzählwitz und gelungenen Dialogen hat der Film auch gute Chancen auf das Beste Drehbuch. Nine hingegen ist ein Musical von Rob Marshall, der bereits mit Chicago zeigte, wie man in diesem Genre Preise abstaubt und in seinem neuen Film ein Starensemble sondergleichen auf die Bühne schickt (u.a. Daniel Day-Lewis, Nicole Kidman und Penelope Cruz). Ob Meryl Streep sich mit ihren beiden Komödien Julie & Julia und It`s Complicated gegen diese kollektive Starpower durchsetzen kann, ist zu bezweifeln – wohl höchstens im Einzelduell der Schauspieler-Kategorie(n). Auch der Kassenhit The Hangover wird wohl im qualitativen Vergleich mit Nine und (500) Days of Summer unter gehen – und die Macher nicht mehr als einen Kater von der Gala-Nacht davon tragen.
Mit Kathryn Bigelow hat eine Frau seit langem wieder gute Chancen den Golden Globe als beste Regisseurin zu gewinnen. Ausser Barbara Streisand 1984 für Yentl ist dies noch keiner Frau zuvor gelungen – es wäre also wieder höchste Zeit dafür. Bei den Oscars ® wäre dies sogar eine Premiere. Aber Bigelow hat mit The Hurt Locker einen starken Film abgeliefert und könnte dieses Novum durchaus schaffen. Die männliche Konkurrenz ist bei den Globes aber mit James Cameron, Jason Reitman, Quentin Tarantino und Clint Eastwood äusserst namhaft vertreten – das wird nicht einfach. Nicht einfach ist auch die Vorhersage für die Schauspieler-Kategorien. Drei Favoriten kristallisieren sich dennoch heraus: Jeff Bridges (Bester Hauptdarsteller, Drama) als gealterter Country-Sänger in Crazy Heart. Gabourey Sidibe (Beste Hauptdarstellerin, Drama) als übergewichtiges Mädchen aus Harlem, das an dem harten Alltag zu zerbrechen droht, seinem Leben aber eine neue Richtung geben will – Precious. Und natürlich Christoph Waltz (Bester Nebendarsteller), der in Inglourious Basterds eine unglaubliche Performance hingelegt hat, mit der er wohl als einer der vielseitigsten Bösewichte in die Filmgeschichte eingehen dürfte. Als letztes noch ein Wort zu den fremdsprachigen Filmen: Hier deutet vieles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Un prophète und Das weisse Band hin, wobei Michael Hanekes Film nicht zuletzt wegen des Gewinns der Goldenen Palme in Cannes und dem Europäischen Filmpreis für den Besten Film zu favorisieren ist. Auf die TV-Kategorien soll hier nicht weiter eingegangen werden, so sind es zumindest doch bei den Serien immer wieder die üblichen Verdächtigen, die über Jahre hinweg den Wettkampf unter sich ausmachen.
Beste Film: Drama
Avatar
The Hurt Locker
Inglorious Basterds
Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire
Up In The Air
Bester Film: Komödie oder Musical
(500) Days of Summer
The Hangover
It`s Complicated
Julie & Julia
Nine
Bester Schauspieler: Drama
Jeff Bridges, Crazy Heart
George Clooney, Up In The Air
Colin Firth, A Single Man
Morgan Freeman, Invictus
Tobey Maguire, Brothers
Beste Schauspielerin: Drama
Emily Blunt, The Young Victoria
Sandra Bullock, The Blind Side
Helen Mirren, The Last Station
Carey Mulligan, An Education
Gabourey Sidibe, Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire
Bester Regisseur
Kathryn Bigelow, The Hurt Locker
James Cameron, Avatar
Clint Eastwood, Invictus
Jason Reitman, Up In The Air
Quentin Tarantino, Inglorious Basterds
Bester Schauspieler: Musical oder Komödie
Matt Damon, The Informant!
Daniel Day-Lewis, Nine
Robert Downey Jr., Sherlock Holmes
Joseph Gordon-Levitt, (500) Days of Summer
Michael Stuhlbarg, A Serious Man
Beste Schauspielerin: Musical oder Komödie
Sandra Bullock, The Proposal
Marion Cotillard, Nine
Julia Roberts, Duplicity
Meryl Streep, It`s Complicated
Meryl Streep, Julie & Julia
Bester Nebendarsteller
Matt Damon, Invictus
Woody Harrelson, The Messenger
Christopher Plummer, The Last Station
Stanley Tucci, The Lovely Bones
Christoph Waltz, Inglorious Basterds
Beste Nebendarstellerin
Penelope Cruz, Nine
Vera Farmiga, Up In The Air
Anna Kendrick, Up In The Air
Mo’Nique, Precious: Based on the Novel ‘Push’ by Sapphire
Julianne Moore, A Single Man
Bester fremdsprachiger Film
Baaria
Los Abrazos Rotos
La Nana
Un prophète
Das weiße Band
Bester animierter Film
Cloudy with a Chance of Meatballs
Coraline
Fantastic Mr. Fox
The Princess and the Frog
Up
Bestes Drehbuch
Neill Blomkamp, District 9
Mark Boal, The Hurt Locker
Nancy Meyers, It`s Complicated
Jason Reitman, Up in the Air
Quentin Tarantino, Inglorious Basterds
Beste Filmmusik
Michael Giacchino, Up
Marvin Hamlisch, The Informant!
James Horner, Avatar
Abel Korzeniowski, A Single Man
Karen O, Carter Burwell, Where the Wild Things Are
Bester Song
“Cinema Italiano” (written by Maury Yeston), Nine
“I Want to Come Home” (written by Paul McCartney), Everybody’s Fine
“I Will See You” (written by James Horner, Simon Franglen, Kuk Harrell), Avatar
“The Weary Kind” (written by Ryan Bingham, T Bone Burnett), Crazy Heart
“Winter” (written by U2), Brothers
TV:
Beste TV-Serie: Drama
Big Love (HBO)
Dexter (Showtime)
Dr. House (Fox)
Mad Men (AMC)
True Blood (HBO)
Beste Schauspielerin: Drama-Serie
Glenn Close, Damages
January Jones, Mad Men
Julianna Margulies, The Good Wife
Anna Paquin, True Blood
Kyra Sedgwick, The Closer
Bester Schauspieler: Drama-Serie
Simon Baker, The Mentalist
Michael C. Hall, Dexter
Jon Hamm, Mad Men
Hugh Laurie, Dr. House
Bill Paxton, Big Love
Beste TV-Serie: Komödie oder Musical
30 Rock (NBC)
Entourage (HBO)
Glee (Fox)
Modern Family (ABC)
The Office (NBC)
Beste Schauspielerin: Komödie oder Musical
Toni Collette, United States Of Tara
Courteney Cox, Cougar Town
Edie Falco, Nurse Jackie
Tina Fey, 30 Rock
Lea Michele, Glee
Bester Schauspieler: Komödie oder Musical
Alec Baldwin, 30 Rock
Steve Carell, The Office
David Duchovny, Californication
Thomas Jane, Hung
Matthew Morrison, Glee
Beste Mini-Serie oder TV-Film
Georgia O’Keefe
Grey Gardens
Into The Storm
Little Dorrit
Taking Chance
Beste Schauspielerin in einer Mini-Serie oder einem TV-Film
Joan Allen, Georgia O’Keefe
Drew Barrymore, Grey Gardens
Jessica Lange, Grey Gardens
Anna Paquin, The Courageous Heart Of Irena Sendler
Sigourney Weaver, Prayers Of Bobby
Bester Schauspieler in einer Mini-Serie oder einem TV-Film
Kevin Bacon, Taking Chance
Kenneth Branagh, Wallander: Mitsommermord
Chiwetel Ejiofor, Endgame
Brendan Gleeson, Into The Storm
Jeremy Irons, Georgia O’Keefe
Beste Nebendarstellerin in einer Mini-Serie oder einem TV-Film
Jane Adams, Hung
Rose Byrne, Damages
Jane Lynch, Glee
Janet McTeer, Into The Storm
Chloë Sevigny, Big Love
Bester Nebendarsteller in einer Mini-Serie oder einem TV-Film
Michael Emerson, Lost
Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
William Hurt, Damages
John Lithgow, Dexter
Jeremy Piven, Entourage
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