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Groarr hat gewählt: Die Top 10 der 00er-Jahre!

01/01/2010 By Groarr Leave a Comment

Mit Wettbewerb: Die Groarr-Redaktion wünscht allen Lesern einen guten Start ins neue Jahr – und Jahrzehnt! Zu diesem Anlass blicken wir noch einmal zurück auf die vergangene Dekade und möchten euch unsere 10 Topfilme aus dieser Zeit präsentieren. Durch einen schwierigen Auswahlprozess, in dem wir mit einem Punktesystem versucht haben, die wichtigsten Filme zu berücksichtigen, sind am Ende zehn Werke übrig geblieben, welche einen – wie wir finden – gelungenen Querschnitt der Dekade repräsentieren. Es war ein tolles Jahrzehnt mit vielen wunderbaren, fantastischen, geheimnisvollen, spannenden, traurigen, erschreckenden, packenden, menschlichen und ausserirdischen Geschichten, die uns fasziniert haben und Beweis genug dafür sind, dass das Medium Film auch im dritten Jahrhundert seines Bestehens an Kreativität längst nicht ausgeschöpft ist und auch in einer Zeit der Remakes Filmemacher mit innovativen Ideen aufwarten. Wir freuen uns darauf, die filmischen Highlights der nächsten Dekade ausfindig zu machen und euch schmackhaft zu präsentieren. Dazu verlosen wir auch dreimal unseren ersten Platz als DVD. Um welchen Film es sich handelt erfahrt ihr weiter unten. In diesem Sinne: Viel Spass!

LaPianiste_cover_mini

10. La Pianiste
(Michael Haneke, Deutschland/Polen/Frankreich/Österreich 2001)

Kaum ein anderer Regisseur hat diese Dekade so nachhaltig geprägt wie Michael Haneke: Ganze sechs Filme hat der rastlose deutsche Auteur seit 2000 gedreht, darunter Meisterwerke wie Das Weisse Band – eine deutsche Kindergeschichte (2009), Caché (2005) und eben La pianiste (2001). Nicht einfach ist es, eines dieser Werke den anderen vorzuziehen. Gegen Das Weisse Band spricht, dass der Film sich erst noch setzen und reifen muss, auch wenn H

aneke hier den perfekten Stoff für seine realistische Filmsprache gefunden hat. Was La pianiste seinem Nachfolger Caché voraus hat, ist Isabelle Huppert; eine Hauptdarstellerin, die eine Grenzerfahrung macht und eine der eindrücklichsten Schauspielleistungen dieses Jahrzehnts zeigt. Huppert spielt die titelgebende Pianistin: Eine begnadete Musikerin und Hochschullehrerin, die mit knapp vierzig Jahren stets das Bett mit ihrer Mutter (Annie Girardot) teilt. Hinter ihrem strengen, sommersprossigen Antlitz und ihrem autoritären Habitus verbirgt sich eine äusserst fragile und selbstzerstörerische Persönlichkeit. Diese gefährliche Seite gewinnt zunehmend Oberhand, als ein junger, gut aussehender Schüler (Benoît Magimel) sich in sie verliebt und sie die Liebe auf perverse Weise erwidert.

Haneke ist ein leiser Beobachter entstehender Gewalt, deren Quelle er im alltäglichen Trott seiner Protagonisten sucht – oftmals in den Medien. In La pianiste rechnet er mit dem Bildungsbürgertum ab, demaskiert seine Protagonistin und lässt in menschliche Abgründe blicken. Die gestörte Sexualität der Klavierspielerin manifestiert sich in einem masochistischen Verlangen, das nicht mit der gesellschaftlichen Rolle vereinbar ist: Tagsüber lehrt sie Schubert, abends zieht es sie in schmuddelige Videokabinen – getrieben von der Sehnsucht nach Selbsterniedrigung. La pianiste ist ein schauriges Portrait über die Bigotterie der oberen Gesellschaft. Ein inszenatorisch makelloser Film, der sämtliche Aufmerksamkeit seinen hervorragenden Darstellern schenkt. (dap)

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9. Låt den rätte komma in – Let the Right One In
(Tomas Alfredson, Schweden 2008)

Auf einen Vampirfilm, in dem der Blutsauger vor allem als Kind und nicht in jeder Einstellung als langzähniges Nachtwesen dargestellt wird, mussten die heimischen KinozuschauerInnen bis 2009 warten. Im Zentrum der Geschichte steht das zarte Band zwischen einer jungen Vampirin und einem zwölfjährigen Aussenseiter. Dabei wird in langsamen Bildern das Innen

leben zweier Kinder still beleuchtet, die in ihrer Einsamkeit und Tristesse (visuell kraftvoll untermalt mit der Szenerie der schwedischen Schneelandschaft) gefangen sind und anein

ander Halt suchen. Weniger gewalttätig ist der Film deshalb keineswegs, im Gegenteil. Die Bedrohlichkeit, die von der Vampirin Eli ausgeht, ist immer spürbar. Man sieht sie ihre Opfer anspringen, ziemlich übel zurichten und von ihrem Blut trinken. Gefährlich ist natürlich auch die Kinderbande, die sich auf Oskar eingeschossen hat und der wiederum ist selbst ein kleiner Psycho. Die Freundschaft zwischen Eli und Oskar verstärkt seine dunkle Seite nur noch und gipfelt in der Splatter-Schwimmbadszene, die lange im Gedächtnis haften bleibt. Doch Let the Right One In ist nicht nur wegen seiner ambivalenten Haltung gegenüber Gewalt revolutionär oder wegen seiner geglückten Mischung aus Jugenddrama und Horrorgeschichte. Wüsste man nicht, dass Eli kein Mensch ist und würde sich dies nur in ihren Angriffen bemerkbar machen, es fiele gar nicht auf. Denn im Nachthemd nachts auf dem Gerüst herumsitzen, ist zwar komisch, daraus lässt sich aber noch nicht auf einen Vampir schliessen. Gerade die Einbettung in diese realistische Rahmenhandlung, in der die tragisch-komischen Figuren und ihre Verletzbarkeit berühren, macht den Film so sehenswert. (sas)

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8. Sen to Chihiro no kamikakushi – Spirited Away
(Hayao Miyazaki, Japan 2001)

Mit einem Paukenschlag hat sich Hayao Miyazakis episches Naturmärchen Prinzessin Mononoke vor ü

ber zehn Jahren im Westen angekündigt. In europäischen Kinosälen war der Film aufgrund der stiefmütterlichen Behandlung Disneys nur kurz oder unregelmässig zu sehen. Sen to Chihiro no kamikakushi (deutsch: Sen und Chihiros magisches Verschwinden) war an den japanischen Kinokassen noch erfolgreich

er als Mononoke Hime (1997) und gewann zahlreiche internationale Auszeichnungen. Im Gegensatz zu Disneys animierten Musicalfilmen folgt Miyazaki der französischen und russischen Tradition. Spirited Away ist ein gezeichneter Spielfilm, der die Qualitäten des japanischen Studios vollumfänglich zum Ausdruck bringt. Grenzen werden aufgelöst und festgefahrene Schemata durchbrochen. Klischierte Figuren sucht man vergeblich, ebenso wie akribisch geplante oder berechnende Elemente. Miyazakis Filme sind gefühlt, kommen von Herzen und sind offen für mannigfaltige Interpretationen unterschiedlicher Kulturen. Ein Vergleich mit Lewis Carolls Alice in Wonderland ist für den Westler augenfällig, für den Regisseur aber höchstens ein kleiner Teil einer vielschichtigen Bedeutungsebene. Chihiro und ihre Eltern werden in einem verlassenen Vergnügungspark von der Dunkelheit überrascht. Die Eltern werden in Schweine verwandelt und das Mädchen sucht Schutz im Badehaus der Besitz ergreifenden Hexe Yubaba. Diese neue Welt ist voller spannender Kreaturen und voller Abenteuer, in denen Chihiro ihre wahre Herkunft nicht vergessen darf. Miyazakis eigene Lesart ist stark in seiner Kultur verhaftet. Die hart arbeitenden Japaner und die gestressten Schüler sind in einem System, in dem sie nur noch als Nummer funktionieren und den eigenen Namen verlieren. Yubaba klaut Chihiro den ihrigen und nennt sie ganz einfach Sen (1000). Mit ähnlich spannenden Bedeutungen sind viele weitere Szenen aufgeladen. Darunter das bemutterte, längst erwachsene Riesenbaby, die masslose menschliche Gier, die ein Badegast zum Vorschein bringt oder der mit Abfall zugemüllte Flussgeist. Miyazakis Bilder sind kraftvoll, detailliert und von einer bezaubernden Schönheit. Ein bunter Blumenstrauss, der die oberflächlich kindliche Einfachheit mit komplexeren Erwachsenenthemen kombiniert und selbst Jahre später konkurrenzlos in seiner vollen Pracht erstrahlt. (aus)

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7. No Country For Old Men
(Ethan und Joel Cohen, USA 2007)

Die Coen-Brüder betreten mit ihrer ersten Romanverfilmung („No Country for old men“, Cormac McCarthy) kein Neuland, sondern erinnern mit der verlangsamten Erzählweise und dem blutig schwarzen Humor an ihre frühen Werke Blood Simple und Fargo. Die Geschichte ist ein spannendes und gradliniges Katz-und-Maus-Spiel, in dem drei unterschiedliche Männer durch schicksalshafte Umstände in einer auswegslosen Dreiecksbeziehung stehen. Als Objekt der Begierde dient ein mit zwei Millionen Dollar gefüllter Geldkoffer. Der neugierige Jäger wird von seinem schlechten Gewissen nachts noch einmal an den Schauplatz des fehlgeschlagenen Drogendeals getrieben und wird zum Gejagten, der über die Grenze nach Mexiko zu flüchten versucht. Verfolgt wird er vom Auftragsmörder Anton Chigurh (eiskalt Javier Bardem), der wiederum den Sheriff Bell im Nacken sitzen hat. Der Blick aller Personen ist nach vorn gerichtet, es gibt nur einen Weg. Wer schlussendlich mit dem Geld davon kommt, ist unwichtig, interessanter ist die Frage nach dem Antriebsmotor der unterschiedlichen Figuren. Diese sind sich dicht auf den Fersen und oftmals weniger als ein Münzwurf voneinander entfernt. Das Schicksal spielt unentwegt Kopf oder Zahl. Genau wie der mit Helmfrisur und Bolzenschussgerät ausgerüstete, bedrohlich stoische Chigurh. No Country For Old Men ist ein beeindruckender, preisgekrönter Spätwestern, der von der situationsbedingten Spannung getragen wird und den Coen-Brüdern endlich den längst verdienten Oscar einbrachte. Der fast vollständige Verzicht auf eine musikalische Untermalung ist ein Wagnis, funktioniert überraschenderweise aber hervorragend und fördert den Realismus in einem mit feinstem Handwerk ausgearbeiteten Film. (aus)

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6. The Fountain
(Darren Aronofsky, USA 2006)

Als Darren Aronofskys psychedelisches Genrewerk in Venedig Premiere feierte, wurde der Regisseur von dem anwesenden Publikum mit Gegenständen beworfen und beschimpft. Zugegeben, Aron

ofskys Millennium übergreifende Geschichte offenbart sich dem Zuschauer nicht auf den ersten Blick als Meisterwerk. Doch wer mit zittrigen Fingern die glänzende Oberfläche wegkratzt, der findet ein wundersames Stück Film, das sich keinerlei Genrekonventionen oder Logikgrenzen unterwirft.

Drei Zeitebenen, drei Lebensgeschichten, nach diesem Prinzip ist die Struktur des Filmes aufgebaut. Stets von Hugh Jackman verkörpert, kämpfen drei Personen gegen drohendes Unheil an: Im 16. Jahrhundert verteidigt Konquistador Tomas mit Schwert und Wut das Leben seiner Königin, in einer undefinierten Zukunft lässt sich ein nameloser Weltenwandler auf der Suche nach Unsterblichkeit durch das Weltall treiben und im 21. Jahrhundert begibt sich Forscher Tommy auf die Suche nach einem Mittel zur Krebsheilung. Alle Geschichten sind im Kern miteinander verbunden und reflektieren sich gegenseitig. Mitunter schlägt Aronofsky auch visuelle Brücken zwischen den drei Handlungen, so finden sich sowohl im gelblichen Sternenhimmel, im hellen Licht der Kerzen als auch im modernen Lampenlicht grell-goldene Farbtöne wieder. Oftmals bleiben solche Feinheiten auch die einzigen Verbindungen zwischen den verschiedenen Erzählebenen. The Fountain verwehrt sich bewusst einer lückenlosen Interpretation.

Viel zur Faszination des Werkes trägt auch die audio-visuelle Extravaganz bei. Mittels Mikroskopaufnahmen von chemischen Reaktionen kreiert Aronofsky Bilderbögen, von denen eine grosse, hypnotische Kraft ausgeht. Geschickt intensiviert ein subtiler Score den optischen Gigantismus. Verträumt und surrealistisch umschliesst er die bildliche Ebene, und betont durch seinen Minimalismus die Dominanz der prachtvollen Bilder.. Ein filmischer Sinnesrausch, der nicht analysiert, sondern erlebt werden muss. Wie schreibt ein Internet-Rezensent doch so schön: „Manche Filme muss man nicht begreifen. Man muss nur spüren. Da Sein.“ (dam)

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5. Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring
(Peter Jackson, Neuseeland/USA 2001)

Der erste Teil der Trilogie um die Tolkien-Saga ist aus vielen Gründen der beste. Zum einen war man voller Erwartung, wie Peter Jackson den als unverfilmbar geltenden Stoff auf die Leinwand adaptieren würde, und sass, als es soweit war, wie berauscht und mit offenem Mund im Kinosess

el. Etwas annähernd Ähnliches hatte die Welt noch nicht gesehen. Auf der anderen Seite zogen einen nicht nur die aufwendigen Effekte (Gollum ist grandios) und die atemberaubenden Bilder direkt hinein in die fantastische Welt Mittelerde, sondern auch die anfängliche „Ruhe vor dem Sturm“-Stimmung des Filmes. Man verweilt im liebevoll gestalteten Hobbit-Dorf und geniesst die Zeit, die Jackson darauf verwendet, die verschiedenen Charaktere einzuführen und ihnen Tiefe zu verleihen, bevor diese aufbrechen, um ihre Mission zu erfüllen. Auch die Bösen erscheinen eher gemächlich auf der Bildfläche, was aber der Spannung zu keiner Zeit schadet, weil es genug anderes zu sehen gibt und allein die Geschichte derart packend erzählt ist. Hervorzuheben ist hier aber sicherlich der Kampf zwischen Gandalf (Ian McKellen) und Saruman (Christopher Lee) in Isengard, in dem beide ehrgeizig beweisen wollen, wo der Zauberhammer hängt. Peter Jackson, zuvor als Splatterregisseur durch Streifen wie Braindead bekannt, traute eigentlich niemand ein solches Mammutprojekt zu. Er setzte sich mit diesem Epos selber ein Denkmal und fortan auch die Messlatte für Fantasy-Filme fast unerreichbar hoch. (sas)

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4. Big Fish
(Tim Burton, USA 2003)

Edward Bloom ist für Grosses bestimmt. Nicht gewillt sich dem kleinbürgerlichen und kleinkarierten Provinzleben anzupassen, beschliesst er schon als junger Bursche hinaus in die weite Welt zu ziehen. Weg vom kleinen Teich, hin zum grossen Ozean. Tim Burtons Verfilmung des gleichnamig

en Buches von Daniel Wallace ist eine zarte und ungemein feinfühlige Liebesgeschichte: Edwards Anstrengungen, Sandra Templeton für sich zu gewinnen, gehören zum Romantischsten, zum Einfühlsamsten was je auf Zelluloid gebannt werden konnte. Doch Big Fish ist auch ein Märchen: Die liebevolle Skurrilität, die ungewöhnliche Imaginationskraft und Burtons eigenwillige Liebe zu verschrobenen Charakteren lassen oft betörende Märchenstimmung aufkommen. Es ist aber auch eine traurige Familiengeschichte. Für Edwards Sohn, William, ist er ein Fremder, ein Unbekannter, ein Mann ohne jegliche Gemeinsamkeiten. Doch Big Fish ist noch mehr: Es ist eine Geschichte übers Geschichtenerzählen. Eine Geschichte, über die Macht und Magie des Weltenerschaffens. Ein Film über die Grenzen überwindende Kraft des Fabulierens. Und so ist Tim Burton mit Big Fish letztlich ein kostbares Kleinod über den Zauber des Lebens und wie wir von ihm erzählen möchten, gelungen. (sir)

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3. There Will Be Blood
(Paul Thomas Anderson, USA 2007)

Daniel Day-Lewis ist kein Mann der kleinen Gesten: Wo der britischstämmige Darsteller von der Leine gelassen wird, da wird geschrien, geweint, geflucht und geschwitzt. Die Charaktere des zweifachen Oscar

-Preisträgers wirken stets beängstigend real, sind kantenreich und roh. Der Mann ist ein schauspielerisches Schlachtschiff, unbändig und imposant. Und gerade deswegen scheint ihm die Rolle des Daniel Plainview auf den Leib geschrieben worden zu sein: Plainview sucht nach Gold und Silber – findet schlussendlich aber Öl.

Das Öl verändert im Verlaufe des Filmes alles: Es macht Plainview reich, verklebt aber auch seine Seele. Gleichzeitig verändert sich parallel zum Protagonisten auch das Land, anstelle von kläglichen Farmen ragen nun Bohrtürme wie Mahnmale des menschlichen Wahnsinns aus dem Boden. Was im Westen Amerikas einst der Goldrausch war, findet nun in einer grotesken Jagd nach Ölquellen seine Fortsetzung. Und während Ansehen und Reichtum immer grösser werden, nimmt ein unaufhaltsamer innerer Zerfall seinen Lauf. Plainview sucht Erlösung im Alkohol, wird zunehmend bösartiger und hasserfüllter.

So ist es nur konsequent, dass sich Plainviews Nemesis in der Gestalt eines Predigers manifestiert. Beide Charaktere teilen sie sich eine unbändige Gier nach Macht und Reichtum, der Blick ins Gesicht des Kontrahenten ist wie ein Blick in einen Spiegel –die angewendete Gewalt ist somit nichts anderes als bewusste Selbstzerstörung. Ähnlich wie Plainviews Öl-Imperium die pittoreske Natur mit farbloser Maschinerie überzieht, so verdeckt der Sumpf aus schwarzem Gold und Blut auch das Gewissen und die Moral der handelnden Charaktere. Es erscheint schon fast unnötig, die inszenatorische Perfektion, die exquisite Kameraführung oder die Leistungen der Regie, der Soundtrack-Abteilung oder der Darstellerriege hervorzuheben: Wer der dynamitartigen Wirkung von There Will Be Blood gerecht werden will, muss mit Superlativen jonglieren. In diesem Sinne: I’m finished. (dam)

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2. WALL·E
(Andrew Stanton, USA 2008)

Ein kleiner, verrosteter Roboter bahnt sich seinen Weg durch Schutt und Dreck, Abfall und Weggeworfenem, vorbei an endlos sich türmenden Müllbergen, eingestürzten Hochhäusern und verlassenen

Einkaufszentren, vorbei an Seinesgleichen, welche an der Last und Mühsal ihrer aufgebürdeten Arbeit zu Grunde gegangen sind und nun für immer stillstehen – ewig eingerostet, dem heruntergekommenen Landschaftsbild ihre triste Note verleihend. Die rot-weisse Lunchbox immer dabei, der hoffnungsvolle Blick stets auf der Suche nach Neuem und Unbekanntem, eine Kakerlake treu und zuverlässig an seiner Seite. Die Rede ist von WALL·E, PIXARs kongenialem Ausflug ins Science-Fiction Genre aus dem Jahre 2008. Wortlos, wie in einem Stummfilm wird die Geschichte in der ersten Hälfte des Filmes vorangetrieben. Doch Worte würden auch nicht ausreichen, um der atemberaubenden Schönheit, Faszination und Erhabenheit des Films gerecht zu werden. Dazu bräuchte es schon einen kleinen, naiven Roboter und seine unbeirrbare Liebe zu EVE, einer iPod-ähnlichen Erkundungsdrohne und die „Frau“ seiner Träume. WALL·E ist eine zarte Liebes-, aber auch eine tragische Abenteuergeschichte, eine irrwitzige Weltraum-Odyssee, eine herzerwärmende Komödie und nicht zuletzt ein Versuch, den Konsumwahn der Menschheit auf liebevolle aber doch bestimmte Art zu hinterfragen. Und so sehen wir uns durch WALL·E mit einem Bild unserer selbst konfrontiert: Ein düsteres und sogar unangenehmes Bild; letztlich aber auch bestimmt von einem ungemeinen Hoffnungsschimmer. (sir)

1. Mulholland Dr.
(David Lynch, USA 2001)

Das Motiv der Strasse schlängelt sich durch David Lynchs Filmografie. Mit The Straight Story drehte er ein Road Movie, das wortwörtlich „straight“ ist: Ein alter Mann tuckert mit seinem Rasenmäher stets geradeaus über die Highways quer durch Amerika. Dieser äusserst linearen Erzählstruktur s

etzt Lynch zwei Jahre später Mulholland Dr. entgegen: Einer der non-linearsten, enigmatischsten Filme überhaupt. Wie der Titel schon sagt, spielt auch hier die Strasse – der kurvige Mulholland Drive in den Hügeln von Los Angeles – eine zentrale Rolle. Eine Schlüsselszene zu Beginn: Nach einem schweren Unfall auf eben jener Strasse, steigt eine hübsche Brünette taumelnd und mit Kopfverletzung aus dem Autowrack aus. Sie verlässt die Strasse, steigt die Böschung hinunter und versinkt in L.A.s Lichtermeer. Mit dem Verlassen der Strasse nimmt das Komplexe und Unübersichtliche seinen Lauf. Die Brünette trifft auf eine Blondine – die eigentliche Hauptfigur -, die nach Hollywood kam, um Schauspielerin zu werden. Eine Freundschaft entsteht, eine Verwechslungsgeschichte ebenso; ein Tausch der Identitäten, Sex, Mord, eine mysteriöse Box und ein unheimlicher Cowboy.

Lynchs Film ist ein Alptraum über die Traumfabrik. Ein Film, in dem man sich verliert, sich anfangs dagegen wehrt, dann jedoch fortwährend geniesst, was mit einem geschieht. Ein Mindfuck par excellence, dessen einzelne Szenen und Motive symbolhaft aufgeladen und Mosaikstückchen von etwas Grossem sind, das man selbst zusammenbauen muss. Rezeptionsgewohnheiten werden dabei unterminiert, Lynch zwingt einen das Gesehene zu hinterfragen, ihm einen Sinn zu geben, es irgendwie zu verarbeiten und einzuordnen; bekannte Muster sucht man vergebens. Mulholland Dr. ist ein surrealistisches, selbsreflexives Meisterwerk mit einer einzigartigen Wirkung. Ein Film, den man mehrmals erfahren muss, und immer wieder Neues entdeckt. Ein Vexierspiel auf höchstem filmischem Niveau. (dap)

Wettbewerb:

Wir verlosen 3x den ersten Platz Mulholland Drive als DVD. Beantwortet einfach folgende Frage:

Wie heisst David Lynchs letzter Film aus dem Jahr 2006:
a.) Island Empire
b.) Inland Empire
c.) The Empire
Schickt uns die Antwort bis zum 23.01.2010 per E-Mail mit dem Stichwort: “Mulholland Drive” auf  WETTBEWERB BEENDET.

Viel Glück!

Teilnahmebedingungen:
Teilnahmeschluss für den Wettbewerb ist der 23.01.2010
Pro Haushalt ist nur eine Person gewinnberechtigt.
Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt und können in der Form: “H.M., Basel” publiziert werden,
Eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich.
Über das Gewinnspiel wird keine Korrespondenz geführt und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitarbeitende von Groarr.ch, sowie deren Angehörige, sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Die persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben

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