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Thirst (2009)

17/02/2010 By Groarr Leave a Comment

Originaltitel: Bakjwi
Land: Südkorea
Regie: Chan-wook Park
Drehbuch: Seo-Gyeong Jeong, Chan-wook Park, Emile Zola (Buch)
Darsteller:Kang-ho Song, Ok-bin Kim, Hae-suk Kim, Ha-kyun Shin, Eriq Ebouaney, Dal-su Oh, u.a.
Kamera: Chung-hoon Chung
Schnitt: Jae-beom Kim, Sang-beom Kim
Musik:Yeong-wook Jo
Laufzeit: 133 Minuten
Blu-ray-Start: 18.02.2010
Verleih: Ascot Elite Home Entertainment
Weitere Infos bei IMDB

Das bitter-süsse Sterben zweier Liebenden

von Dave Maurer

Die Illusion des ewigen Lebens wird unter der Schwere des menschlichen Daseins zerdrückt: Der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook seziert den Mythos des unsterblichen Blutsaugers mit eisiger Hand, und schafft ein Werk, dass alles andere als blutleer ist.

Der katholische Priester Sang-hyeon hat mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Verflogen sind die Träume von der Heilung der Welt, unerfüllt ist der Wunsch, einmal zum Wunderhelfer werden zu können. So stellt der lebensmüde Katholik seinen Körper einem gewagten Experiment zur Verfügung, in der Hoffnung, Tod oder Erlösung zu finden. Und eine höhere Macht scheint Sang-hyeons Flehen erhört zu haben: Zwar verstirbt der Glaubensmann nach einer missglückten Virusinfektion auf dem Operationstisch, doch öffnet er bereits wenige Minuten später wieder seine Augen, erfüllt mit neuem Leben. Aber ziemlich schnell wird dem nun als Heiligen und Wunderbringer verehrten Sang-hyeon bewusst, dass der Wert seiner neuen Existenz mit dem roten Lebenssaft seiner Mitmenschen aufgewogen werden muss.

Zelebriert das neuste Werk des südkoreanischen Ausnahmeregisseurs Park Chan-wook nun den Tod, oder feiert es das Leben? Thirst ist keine virtuose Abrechnung mit dem sterbenden Vampir-Mythos, kein Liebesbrief an die Tragik und auch kein poetischer Ritt auf den Wogen der Dunkelromantik. Viel eher liegt Park Chan-wook die komplette Destruktion des Vampirismus am Herzen, selten waren die blutsaugenden Kreaturen der Nacht gutherziger und bösartiger zugleich. Im übermenschlichen Körper schlägt ein allzu menschliches Herz, Macht führt in Thirst ausnahmslos zu Zerstörung. Ob sich die immer wieder aufkeimende Gewalt nun gegen das kalte Umfeld oder gegen sich selbst richtet – Vampir sein, heisst leiden.

Aber das Schauermärchen aus Südkorea rührt nicht nur zu Tränen, sondern lässt auch die Lachmuskeln erbeben. Eine in jeder Einstellung präsente Skurrilität zieht sich durch das ganze Werk hindurch. Manchmal offensichtlich, in Form von bizarren Bildmanipulationen, manchmal versteckt, in der Gestalt von schrägen Kameraeinstellungen. Im Liebesakt eng verschlungene Körper, die von unbeholfen Händen taktiert werden, Wasserleichen, die sich immer wieder keck ins Bild quetschen und ein Pfarrer, der auf der Suche nach Erlösung und Absolution zum Vampir wird – Thirst bietet genügend humoristische Elemente, um als Komödie deklariert werden zu können.

Doch der titelgebende Blutdurst führt immer wieder zu lakonisch aufflackernden Gewaltexzessen, womit Park Chan-wook der allgemeinen Leichtfüssigkeit seines Filmes abrupt die Beine wegtritt. Das Weltbild eines Priesters trifft auf das bluttriefende Dasein eines Vampirs, eine Absurdität, die durch die Ernsthaftigkeit der Umsetzung eher zum emotionalen Donnerschlag wird, als denn zu einer Aneinanderreihung vieler Lacher. Ein naiver und friedfertiger Mensch, der Gutes tun will und schlussendlich Blut vergiessen muss, um Leben zu können – die Grenzen zwischen Ironie und Tragik verfliessen. Die nokturne Jagd nach menschlichem Blut wird zum Spiegel der Seele, denn auch der Untote kämpft mit der harschen Lebendigkeit seines Umfelds: In wessen Hals schlägt der Vampir seine spitzen Zähne mit Freude,  wo verdirbt ihm die Güte seiner Mitmenschen den Appetit? Der Drang nach dem Blute anderer ist in Thirst kein plakativer Motor für ungezähmte Blutrünstigkeiten, sondern ein tiefer Blick in die menschliche Psyche.

Die Beziehung zwischen der unterdrückten Tae-joo (Intensiv und körperbetont: Ok-bin Kim) und dem märtyrerischen  Sang-hyeon (Durchtrieben: Kang-ho Song) mündet zwar immer wieder in hemmungslose Bettszenen, doch ist die Verschmelzung zweier Leiber in Thirst viel eher die Suche nach Lebensmotivation und Absolution, als denn ein Akt der Liebe. Die Paarbeziehung ist eine todbringende Sucht, deren Tödlichkeit die Wirkung jeglicher Infektion übertrumpft. Erinnerungen an die früheren Werke des Regisseurs werden wach, so sehnte sich auch der koreanische Geschäftsmann Oh Dae-su in Oldboy nach Vergebung und der eiskalte Racheengel Lee Geum-ja begab sich in Sympathy for Lady Vengeance auf eine hoffnungslose Suche nach Erlösung. Park Chan-wook zitiert sich immer wieder selbst, und öffnet durch diese Selbstverweise neue Abgründe in die Untiefen der menschlichen Seele.

Somit spielt der Filmtitel Thirst nicht nur auf die eigentliche Gier nach Blut an, sondern auch auf den unbändigen Durst nach Leben, welcher zur Hauptmotivation der Protagonisten wird. Die bildliche Ebene veranschaulicht dies, in dem die Kamera aus verformten Winkeln auf die Darsteller zufährt, Perspektiven bewusst verdreht und stets darum bemüht ist, Bildinhalte in enge Gänge zu quetschen. Alles in Thirst erscheint grell, hell, eng und unbequem, Häuserschluchten und Krankenhausdächer lassen durch weitwinklige Aufnahmen ein Gefühl der Weite aufkommen, während die bieder eingerichteten Wohnungen klaustrophobisch klein und zusammengepresst wirken. Bei der Musikuntermalung griff Park Chan-wook auf eine breite Palette an klassischen Musikstücken zurück, leise umwehen wehmütige Melodien die Ohren des Zuhörers: Die sanften Klänge einer Panflöte verschmelzen mit Schluchzern, Knochenbrüchen und Todesschreien – die eindringlichen Klangbilder von Thirst sind genau so perfide wie der Rest des Filmes.

Thirst ist nur vordergründig ein Film über Vampire. Es ist ein Film über das Menschsein, und die Schwierigkeit einer aufrechten Existenz in einer unbarmherzigen Welt. Die Geschichte vom Mann Gottes, der nach dem Tod im Leben sucht, und schlussendlich das Leben im Tod findet, verleitet zum Lachen, zum Weinen und zum Mitfiebern: Ein dickes Pflaster auf die Wunde, welche die zahnlose Vampir-Schmonzette The Twilight Saga gerissen hat. Der moderne Vampir lebt – wenngleich er auch nur mit Tränen in den Augen zubeisst.



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