von Sarah Stutte

Auch in The Abyss wurde 1989 der Böse (in Gestalt des paranoiden Leutnants Coffey) von einer Frau gestoppt: Lindsey Brigman alias Mary Elizabeth Mastrantonio konnte eine Sprengung unter Wasser gerade noch so verhindern. Und während später im Film Lindsey’s nasse Liebesgeschichte nochmal gut ausging, war für Rose und Jack auf der Titanic alles verloren. Da verschwand Leonardo DiCaprio in den eisigen Fluten und ward nicht mehr gesehen, derweil Kate Winslet sich vom ihr auferlegten, gesellschaftlichen Korsett endgültig befreite. Die cineastische Jungfernfahrt des Riesendampfers versammelte aber noch mehr robuste Frauenfiguren an Bord. So spielte die damals 86-jährige Gloria Stuart die alte Rose DeWitt Bukater genauso linkisch, wie Kathy Bates als unkonventionelle Molly Parker laut und bestimmend ihren Platz in der Oberschicht einforderte. Letztere war dem Produktionsstudio 20th Century Fox eigentlich zu teuer. Cameron finanzierte sie aus eigener Tasche mit, weil er über alle Massen von ihr überzeugt war. 1994 schickte er Jamie Lee Curtis in True Lies ins Rennen. Und diese zeigte als Helen Tasker ihrem Macho-Agenten-Ehemann erstmal wo der Hammer hing und prügelte eine Nebenbuhlerin blutig, die dann leider mit ihrer Limousine verunglückte. Curtis führte sogar einen halsbrecherischen Stunt (Helikopter-Szene) selber aus.
Natürlich ist der gute James der Mann fürs Grobe, der in all seinen Filmen mit unglaublich perfekt inszenierten Actionsequenzen klotzt, nicht zuletzt, weil er ein grosses Interesse an allem zeigt, was den Stempel Technik trägt. Immer auf dem neuesten Stand. Immer noch ein bisschen mehr investieren an Zeit, Geld und Enthusiasmus. Wer sonst hätte sich ein Mini-U-Boot bauen lassen, um sich das Innere des Titanic-Wracks aus der Nähe anzusehen? Weil er sein Augenmerk besonders auf die Special Effects setzt, sind seine Geschichten dabei relativ einfach und geradlinig gehalten, haben aber trotz aller, manchmal recht oberflächlichen, inhaltlichen Ebene, eine gemeinsame Aussage: Frauen sind den Männern immer einen Schritt voraus. Derzeit ist dies wieder wunderbar in Avatar festzustellen, wenn Zoë Saldaña, (erneut) Sigourney Weaver und Michelle Rodríguez ihre männlichen Gegenparts blass aussehen lassen. Stören tut dies nicht im Geringsten. Man meint, es sei immer so gewesen. Was ja auch stimmt. Dabei ist Cameron nicht nur Hollywoods Vorzeigefeminist (neben Quentin Tarantino), er scheint auch privat viel Respekt, Lob und Anerkennung für Frauen übrig zu haben. Da seine Exfrau Kathryn Bigelow für ihren Film The Hurt Locker an der diesjährigen Oscar-Verleihung ebenfalls auf eine Trophäe in der Kategorie Beste Regie hoffte, wünschte er ihr grosszügig den Preis. Er hätte schon eine Auszeichnung in dieser Sparte bekommen und Bigelow wahrlich gute Arbeit geleistet. Letzten Endes traf es so ein und Kathryn Bigelow gewann als erste Frau in der Geschichte der Academy Awards den Regiepreis. Womit sich der feministische Kreis wieder schliesst. Eine Frage bleibt indes: Was der Knackpunkt in Cameron’s bisher vier gescheiterten Ehen mit Bigelow, Linda Hamilton, Gale Anne Hurd und Sharon Williams gewesen ist. Am fehlenden Verständnis fürs andere Geschlecht scheint es sicher nicht gelegen zu haben.
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