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Pink Apple 2010

18/05/2010 By Groarr Leave a Comment

von Sarah Stutte

Anfang Mai ging in Zürich und Frauenfeld das 13. lesbisch-schwule Pink Apple Festival mit einem tollen Trailer und vielen cineastischen Höhepunkten über die Bühne. Insgesamt wurden in zwölf Tagen 70 Filme aus 28 Ländern gezeigt, was fast 7000 Filmfans in die Kinos lockte. Der «Pink Apple Award» für den besten Kurzfilm ging in diesem Jahr an Almas Perdidas. Das Werkstattgespräch war genauso eine Premiere, wie die Vergabe von erstmals drei Publikumspreisen, zwei in Zürich (bester Spielfilm: The Big Gay Musical, bester Dokumentarfilm: Edie & Thea: A Very Long Engagement) und einer in Frauenfeld (bester Dokumentarfilm: Topp Twins – Untouchable Girls). Dass die Doku-Beiträge so stark waren, ist leicht erklärbar: Sie wurden in diesem Jahr aufgestockt und waren allesamt von sehr guter bis ausgezeichneter Qualität, was die Spielfilme dagegen eher blass aussehen liess. Neben den prämierten Filmen, die verdient vom Publikum ausgezeichnet wurden, habe ich aus den von mir gesichteten zwanzig Beiträgen, nachfolgend meine Favoriten herausgepickt.
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Die Dokumentationen:

Goddag mit navn er lesbisk (DK/2009, 52 Min.)

In anderen Ländern ist ein geschichtlicher Rückblick auf Homosexualität meist tragischer Natur. Nicht so in Dänemark. Die Doku zeigt die Lesbengeschichte des Landes von den 50ern bis heute ziemlich locker und unterhaltsam auf. Sehr amüsant sind dabei vor allem die Szenen, in denen das seit 1971 auf der kleinen Insel Femø stattfindende Frauencamp porträtiert wird und ehemalige Campbesucherinnen zu Wort kommen. Über Masturbationszirkel und gemeinschaftlichen Uterus-Erkundungen lernten Frauen sich besser kennen, um dann schnellstmöglich mit vielen anderen Camperinnen im Zelt zu landen, zwecks vertiefter Freundschaftspflege. Während die einen mit profanen Liebesdingen beschäftigt waren, tummelten sich die radikaleren auf Demos, um sich für die “Muschi-Freiheit” und gegen die Unsitte auszusprechen, irgendetwas in sich hineinstecken zu müssen. Zwischen den Blenden in die Vergangenheit werden immer wieder aktuelle Lebensentwürfe eingestreut: von der muslimischen Electro-Musikerin, dem Hochzeitsbankett eines lesbischen Paares oder einer Singlefrau, die sich gewollt nicht binden will und ihre sexuellen Freiheiten geniesst.

 

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Hana, dul, sed… (A/2009, 98 Min.)

Im Mittelpunkt dieses interessanten Porträts, stehen vier ehemalige Spielerinnen der nordkoreanischen Frauen-Fussballnationalmannschaft, die mit ihrem Team 2001 Asienmeister wurden und damit den ersten Titelgewinn überhaupt für ihr Land holen konnten. Zwei Jahre feierten die Nordkoreanerinnen noch Erfolge, bis sie 2003 in der WM-Vorrunde gegen den Erzfeind USA verloren und ausschieden. Auch die Qualifikation für Athen 2004 wurde verpasst, als die Fusballerinnen auf die bei ihnen auch nicht sonderlich beliebten Japanerinnen ins Feld zogen. Die vier Stammspielerinnen wurden daraufhin in Rente geschickt und das Kader extrem verjüngt. Der Film zeigt nicht nur eindrücklich, was Fussball für diese Frauen bedeutet hat und immer noch bedeutet, sondern lässt zudem den Kommunismus in voller Blüte wiederauferstehen. Für uns Europäer klingt die Anrede Genosse wie aus einer längst vergangenen Zeit. Und auch die permanente Huldigung an General Kim-Jong Il, der noch dazu als Führer betitelt wird, wirkt auf uns äusserst befremdlich. Doch wenn man sich vor Augen führt, dass Freiheit im hermetisch abgeriegelten Nordkorea sowieso ein Fremdwort ist, haben diese vier Frauen im Rahmen ihrer Möglichkeiten enorm viel erreicht.

 

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The Moon Inside You (E/F/SLO/2009, 75 Min.)

Zyklus, Regel, Tage, Periode, Menstruation oder belastend, peinlich, eklig, tabuisierend. Filme über dieses Phänomen, das alle Frauen monatlich heimsucht, gibt es so selten wie positiv konotierte Äusserungen darüber. Wenn cineastisch aufgegriffen, dann eher im medizinisch-biologischen Sinne. Die slowakische Regisseurin Diana Fabiánová will deshalb auf eigene Faust herausfinden, was es mit den Mythen auf sich hat, die sich um dieses hormonelle Ereignis ranken, warum teuflische Schmerzen als Begleiterscheinung notwendig sind und wie man sie, möglichst ohne sich mit diversen Tabletten vollzupumpen, mindern kann. Also reist Diana quer durch Europa und die Staaten, um mit ExpertInnen und betroffenen Frauen zu reden, aber auch, um Männer auf der Strasse zu interviewen, denen das Thema meist unangenehm ist. Sie erfährt, dass mit Bauchtanz und Yoga martervolle Nebenwirkungen auch wegtrainiert werden können und trifft auf den brasilianischen Reproduktionsbiologen Elsimar Coutinho, der die Periode für überflüssig und gesundheitsschädigend befindet. Gespickt mit diversen Animationen, wird die Entdeckungstour leichtfüssig und humorvoll erzählt. Besonders das Videotagebuch der elfjährigen Dominika, die darin ihre Befürchtungen und Gedanken vor ihrer ersten Blutung festhält, ist extrem unterhaltsam.

 

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Beyond Gay: The Politics of Pride (CAN/2009, 85 Min.)

Anlässlich des 30. Jahrestages der Gay Pride in Vancouver und dem Fakt, dass Kanada zu den tolerantesten Ländern der Erde gehört, macht sich Parade-Präsident Ken Coolen auf, die Prides in anderen Ländern und Städten zu besuchen. Sein Weg führt ihn gleichermassen an liberale Orte wie Zürich, New York oder Brasilien (in Sao Paulo wird weltweit die grösste Schwulen- und Lesben-Parade ausgerichtet), als auch nach Moskau und Sri Lanka, wo eine offizielle Parade noch nie stattfinden durfte. Besonders in Moskau sowie in Budapest und Warschau, sieht sich Coolen mit homophoben Protesten und Drohungen konfrontiert und erlebt eine nach wie vor existierende Ablehnung. Gerade diese Bilder schockieren, angesichts der Tatsache, dass wir uns solche Ausschreitungen in unserem nahen Dreiländereck gar nicht vorstellen können. Filmemacher Bob Christie, der seine Doku mit Zahlen über die Legalität und Bestrafung von Homosexualität in den jeweiligen Ländern anreichert (in 7 Nationen wird sie immer noch mit dem Tod bestraft), berichtete im Anschluss an den Film über die schwierigen Dreharbeiten in Moskau, bei denen er selbst körperlich angegangen wurde. Eine wichtige Reportage, die gleichermassen bestürzt wie auch Hoffnung macht.

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Die Spielfilme:

L’arbre et la forêt (F/2010, 105 Min.)

Vermutlich der beste Schwulenfilm, der am diesjährigen Pink Apple lief. Die Geschichte beginnt mit einer Beerdigung. Der Mann, an dessen Beisetzung sich alle ausser Frédérick versammeln, war sein Sohn. Und der Sohn hat den Vater gehasst, weil er homosexuell war. Wegen seiner Neigung war Frédérick als junger Mann im Konzentrationslager Schirmek interniert, nach dem Krieg heiratet er, pflanzt einen Baum und dann einen ganzen Wald. Nie hatte er bisher den Mut aufgebracht, seiner Familie zu sagen, warum er im KZ war und dass sein ganzes Leben auf einer Lüge basiert. Jetzt, nach dem Tod seines ältesten Sohnes, der ihn jahrelang demütigte und erpresste, sieht er keinen Grund mehr, sein belastendes Geheimnis weiter für sich zu behalten. Der Film verbindet geschickt die geschichtliche Tragik vieler mit der emotionalen Beziehungsunfähigkeit und Sprachlosigkeit, die aus dem Geschehenen resultiert und sich von einem Einzelnen auf Generationen nach ihm auswirkt. Trotz der inhaltlichen Schwere ist das französische Werk von Leichtigkeit und Optimismus durchzogen, was ihm Glaubwürdigkeit und Stärke verleiht.

 

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Viola di mare (I/2009, 105 Min.)

Im katholischen Italien sorgte die Romanverfilmung über zwei Frauen, die im Sizilien des 19. Jahrhunderts allen Widerständen zum Trotz ihre Liebe leben, für helle Aufregung. Der Film ist nach einem Fisch mit weiblichem Geschlecht benannt, der sich in bestimmten Situationen in ein Männchen verwandeln kann. Damit ist der Plot eigentlich schon erzählt, denn Angela ist seit Kindestagen in Sarah verliebt und kann sie als Erwachsene auch für sich gewinnen. Jedoch machen ihr die unerschütterlichen Konventionen der damaligen Zeit einen Strich durch die Rechnung. Für Sarah wird von ihren Eltern ein Ehemann ausgewählt und Angela kann nichts dagegen unternehmen, ausser sie verabschiedet sich von ihrem Frau-Sein und entschliesst sich, fortan als Mann weiterzuleben. Die Story wirkt zwar beizeiten arg konstruiert und lässt auch manche Logiklöcher ungestopft, doch dazwischen überrascht Donatella Maiorca auch immer wieder mit intelligenten Bezügen. So wirkt die Begrenzung der Insel beklemmend und offen zugleich, denn was auf der Insel passiert, bleibt auf der Insel. Gleichzeitig faszinieren die atemberaubenden Bilder eines Siziliens vergangener Tage und die Schauspielleistungen sind ebenfalls sehenswert.

 

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Plan B (ARG/2009, 103 Min.)

Realistisch und nicht gnadenlos überzeichnet oder mit Zuckerguss erdrückt, präsentiert sich auch der argentinische Beitrag bei den Männerfilmen. Bruno will Laura zurück, die ihn vor kurzem wegen Pablo sitzen gelassen hat. Von einer Bekannten erfährt der Geschmähte, dass Pablo einmal etwas mit einem Typ gehabt haben soll und bald steht Brunos Plan B. Er freundet sich heimlich mit dem Neuen seiner Exfreundin an, mit dem Ziel, dass Pablo sich in ihn verliebt, das Paar auseinander driftet und Laura reumütig zu Bruno zurück kehrt. Dass er allerdings selbst Gefühle für Pablo entwickelt, schmeisst den eigentlich eingefleischten Hetero vollkommen aus der Bahn. Marco Berger bringt mit sympathischen Charakteren die Gefühls- Irrungen und Wirrungen einer solchen Amour Fou, aber auch eines Coming Outs und damit verbundener Selbstzweifel, Ängsten und Unsicherheiten lebensecht zum Ausdruck. Dazu trägt auch sein Filmstil, der in ruhigen Bildern nicht nur jede Regung in Mimik und Gestik der unverbrauchten und toll aufspielenden Darsteller festhält, sondern manchmal minutenlang einfach nur auf der Landschaft verweilt, einiges bei.

 

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Dare (USA/2009, 92 Min.)

In dem Highschooldrama von Adam Salky, der hier seinen eigenen Kurzfilm ausbaute, wird ebenfalls eine Dreiecksgeschichte erzählt, die sich für seine Protagonisten sehr viel Zeit nimmt. Während es in Plan B jedoch mehr um die Beziehung der beiden Männer ging, wird hier der weiblichen Figur eine grössere Bedeutung beigemessen. Zwischen der attraktiven, doch verklemmten Streberin Alexa und Johnny, dem Spross reicher Eltern, kommt es zaghaft zu einer sexuellen Annäherung. Doch auch Alexas bester Freund Ben hat ein Auge auf Johnny geworfen und verführt ihn kurz darauf zu einem ersten homoerotischen Abenteuer. Während Alexa und Ben nun um Johnnys sexuelle Gunst wetteifern, fühlt dieser sich zunehmend unwohler, weil er eigentlich nur nach freundschaftlicher Nähe und Vertrautheit sucht. Interessant: Die Story wird aus den drei verschiedenen Blickwinkeln der Figuren erzählt, was dem Zuschauer die Möglichkeit gibt, hinter die Fassaden von Alexa, Johnny und Ben zu blicken und mit ihnen ihre Entwicklung zu erleben. Diese wird durch die jeweilige Szenerie und die Farbgebung nochmal verdeutlicht. Ein Highschoolfilm, der seine Charaktere und ihre Probleme ernst nimmt und an Bertolucci’s The Dreamers erinnert.

 

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Eine spezielle Erwähnung verdienen neben diesen neuen Produktionen auf jeden Fall die Milestones. Oranges are not the only fruit (1990) ist mit seiner unverhohlenen Kritik an religiösem Wahn witzig und ernsthaft zugleich. The naked civil servant (1975) setzt dem berühmtesten Homosexuellen Englands, Quentin Crisp, ein Denkmal und zeichnet sein Leben vom Ausgestossenen zum gesellschaftlich anerkannten Künstler eindrucksvoll nach.

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