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Jaffa (2009)

19/07/2010 By Sarah Stutte Leave a Comment

Eine Familie am Abgrund

von Sarah Stutte

Die israelische Regisseurin Keren Yedaya wirft in ihrem eindrücklichen Zweitling Jaffa einen schonungslosen Blick auf die angespannten gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Heimat.

Mali (Dana Ivgy) lebt mit ihrem Bruder Meir (Roy Assaf), ihren Eltern Reuven (Moni Moshonov) und Osnat (Ronit Elkabetz) in Jaffa, wo die Familie eine Autowerkstatt besitzt. Toufik (Mahmoud Shalaby) und sein Vater Hassan sind bei ihnen angestellt. Die Beziehung zwischen den jüdischen Besitzern und ihren arabischen Arbeitern scheint gut, doch unter der Oberfläche liegen unterdrückte Emotionen. Vor allem Heissporn Meir fühlt sich von seiner Mutter ungeliebt und vom Vater zunehmend missverstanden, der Toufik-wie Meir meint- in der Werkstatt bevorzugt. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden jungen Männern. Als eine dieser Streitigkeiten während der Arbeit ausartet und Meir dabei zu Tode kommt, verändert dies nicht nur das ohnehin schon marode Familiengeflecht für immer und fördert, genährt durch den Schmerz, rassistisches Gedankengut zu Tage, sondern lässt auch Malis Zukunftspläne in Scherben zurück. Denn Toufik und Mali lieben sich seit Kindestagen und hielten diese Liebe, aus Angst vor den Reaktionen ihrer Familien, jahrelang geheim. Als Mali schwanger wurde, bereiteten sie im Stillen ihre Hochzeit vor. In ihrer Verzweiflung beschliesst Mali nun, das Kind abzutreiben und teilt dies Toufik mit, der mittlerweile im Gefängnis sitzt. Kurz vor knapp entscheidet sie sich um, bekommt das Kind und verheimlicht ihren Eltern dessen wahre Herkunft. Als Toufik nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und mit Mali Kontakt aufnimmt, muss sich diese endlich der Wahrheit stellen und daraus Konsequenzen ziehen…

Die israelische Hafenstadt Jaffa ist heute ein Vorort von Tel-Aviv und ein urbanes Paradoxon. Sie steht genauso für die Verständnisschwierigkeiten zwischen Israelis und Palästinensern, wie auch für das friedliche Miteinander nachbarschaftlicher oder gedanklicher Mischgemeinschaften. Auch wenn die jüngsten Konflikte und die letzte Intifada die Haltungen der beiden Lager radikalisiert haben, so sticht Jaffa doch durch seinen berühmten Kosmopolitismus hervor. Die Geschichte einer Familientragödie in diesem politisch brisanten Umfeld anzusiedeln, war von Regisseurin und Drehbuchautorin Keren Yedaya (bekam für ihren Erstling Or in Cannes 2004 die Goldene Palme) ein geschickter Schachzug, denn sie zeigt mit ihrem Film, dass der Konflikt vor allem im Alltäglichen lauert: wie schnell eine scheinbar liberale Einstellung umschwenken kann und wie wenig man sich die eigenen Fehler eingestehen will. Dabei verschwimmen die klaren Täter/Opfer-Bezüge immer mehr, bis zum Schluss vor allem die ältere Generation Opfer ihrer eigenen Ideologie und ihres Stolzes wird, den sie unüberwindbar hoch gesetzt hat. Meir etwa wirkt wie ein Schwamm, der gezwungen wird, alle Unzufriedenheit seiner Familie aufzusaugen. Vor allem seine egozentrische Mutter treibt ihn zunehmend in die Enge. Die Szenen, in denen sie ihren Sohn mit Worten, Blicken, Schlägen oder Nichtbeachtung erniedrigt, zählen mit zu den stärksten. Reuven dagegen ist von seiner Frau so abhängig, dass er sie niemals zurechtweisen kann. Mali wiederum sitzt zwischen allen Stühlen. Und als Meir stirbt, trauert die Mutter weniger um den ungeliebten Sohn, als um das verlorene Ventil ihrer negativen Gefühle. Diese verlagern sich von Meir plötzlich auf Toufik, den Araber, der Meir auf dem Gewissen hat. In dieses Hassgeflecht verennen sich die Eltern so sehr, dass sie auch später, als sie die Wahrheit erfahren, nicht mehr daraus ausbrechen können.

Obwohl alle Schauspieler tolle Leistungen abgeben, ist Ronit Elkabetz Rolle als Osnat die spannendste, die sie brillant zu interpretieren weiss. Osnat hasst Meir, weil dieser am ehrlichsten ist und ihr seine Abneigung unvermittelt entgegen schleudert. Ob sie ihren Mann und ihre Tochter liebt oder einfach nur duldet, weil sie da sind, bleibt immer im Dunkeln. Osnat ist unnahbar und kalt. Von allen Personen entwickelt sie sich am wenigsten weiter, weil sie sich selbst nie in Frage stellt.

Neben den guten Performances ist auch der altertümlich anmutende, visuell aber äusserst kraftvolle Stil des Films hervorzuheben. Yedaya arbeitet mit vielen Zooms auf die Gesichter der Protagonisten und hält einfach Emotionen fest. Eindrücklich ist hier sicherlich die Szene von Mali im Bad, als sie nicht nur von der Trauer um ihren Bruder überwältigt wird, sondern auch realisiert, dass sie mit Toufik keine Zukunft hat. Sie bricht zusammen. Ihr Schmerz wird minutenlang von der Kamera mitverfolgt und überträgt sich auf den Zuschauer.

Jaffa ist ein sehr intelligent gemachtes politisches, aber auch soziales Statement, das gleichzeitig betrübt wie auch Hoffnung gibt. Ein wichtiger Beitrag, über den man reden sollte. Letztendlich ist dies genau das, was im Film nicht gemacht wird. Und die Unfähigkeit zur Kommunikation ist, was Yedaya am meisten anprangert.

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Jaffa (2009)
Engl./Deutsch: The Secret in Their Eyes, In Ihren Augen
Land: Deutschland, Israel, Frankreich
Regie: Keren Yedaya
Drehbuch: Keren Yedaya
Schauspieler: Dana Ivgy, Moni Moshonov, Ronit Elkabetz, Mahmud Shalaby, Hussein Yassin Mahajne u.a.
Musik: Shushan
Laufzeit: 106 Minuten
Start CH: 15.07.2010
Verleih: Xenix Film
Weitere Infos bei IMDB[/box]
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©Xenix Film





©Xenix Film[hr]

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Filed Under: Kino, Rezensionen Tagged With: Dana Ivgy, Jaffa (2009), Keren Yedaya, Moni Moshonov

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