von Sarah Stutte
Wir haben den Regisseur Cihan Inan und den Schauspieler Christopher Buchholz am Zurich Film Festival 2010 getroffen und uns mit ihnen über ihren Film 180° unterhalten:
Cihan Inan – 1969 in Burgdorf geboren, Türkischer und Schweizer Staatsbürger. Regieassistent unter anderem am Stadttheater Bern, am Residenztheater München und an den Städtischen Bühnen Freiburg. Seit 1999 freischaffender Theater- und Filmregisseur. Die Original- bänder seines eigentlichen Erstlings «Pelotudo» wurden Inan im Zug gestohlen, das Material blieb verschwunden.
Christopher Buchholz – 1962 in Los Angeles geboren. Deutscher Schauspieler und Dokumentarfilm- regisseur. Sohn des Schauspielers Horst Buchholz, dem er die Dokumentation “Horst Buchholz… mein Papa” widmete. Seit 2010 ist Buchholz Leiter der Französische Filmtage Tübingen Stuttgart.
Die Rezension zum Film 180° – Wenn deine Welt plötzlich Kopf steht findet ihr hier.
_Groarr: Am Zurich Film Festival gab es drei Vorstellungen deines Films 180º. Wie waren die Reaktionen der Zuschauer?
_Cihan Inan: Viele Zuschauer beschrieben mir nach den jeweiligen Visionierungen, was sie gut fanden und warum. Das war interessant. Positiv im Gedächtnis ist mir vor allem das Statement einer Frau geblieben: Sie fände es toll, dass der Film mit Auslassungen arbeitet. Dass es keine chronologische Geschichte gibt, dass das Publikum mitdenken und die Dinge selbst zusammenfügen muss. Es gehört zu unserem Konzept, nur Momente zu zeigen.
Die Szene im Spital zwischen der deutschen Mutter und dem türkischen Vater war eindrücklich. In ihrer jeweiligen Sprache versuchen die beiden einander etwas zu vermitteln, verstehen sich letztendlich über das Gefühl der gemeinsamen Trauer. Ein Beispiel für Grenzüberwindung. Dagegen steht die Sequenz mit dem türkischen Sohn und seiner Pistolengestik. Er hat die Schotten dicht gemacht. Keine Erklärung, woher dieser Hass kommt, womit wir bei den von dir erwähnten Auslassungen wären. Wie wichtig war für dich, Cihan, die Ambivalenz zwischen Sich-Öffnen und Wieder-Verschliessen zu zeigen, und warum hast du soviele Dinge nicht erklärt?
Ausgangssituation des Nichterklärens war keine Motiv-, bzw. Ursache/Wirkungssuche, sondern die Figur des Amokläufers. Schon bei ihm wollte ich nicht ergründen, warum er das tut, was er tut. Mich hat viel mehr interessiert, wie er darauf reagiert, wie er das Geschehene verarbeitet. Die Gewichtung von Konfrontation und Umgang mit einer extremen Situation hat sich dann auf alle anderen Figuren übertragen. Zwei entscheidende Sachen werden im Film nicht gezeigt: Die deutsche Mutter sieht nie ihr totes Kind, man sieht sie nur in ihrer Trauer danach. Und der deutsche Vater kann nicht mehr atmen, nachdem er die Leiche seiner Tochter gesehen hat, doch auch das wird nicht explizit dargestellt. Diese Momente waren mir wichtig, um Mitgefühl beim Zuschauer zu erwirken. Für mich war auch im Theater immer zentral, dass der Zuschauer gefordert wird, und in dem, was er sieht, Identifikationsmuster erkennt und überlegen kann, was er in der jeweiligen Situation selbst gemacht hätte.
Christopher, war die Darstellung des Amokläufers eine Grenzerfahrung?
_Christopher Buchholz: Wir haben intensiv daran gearbeitet, wie man so eine Figur am besten beschreibt. Ich glaube, dass ich diesen Günther Tschanun nun ansatzweise verstehe. Man liest immer nur die Schlagzeilen, weiss aber wenig über Hintergründe und die Geschichte der Menschen, die solche Taten begehen. Uns war es wichtig, dass man ein Gefühl für unseren Amokläufer bekommt, selbst wenn man nicht begreift, warum er die Tat beging. In einer Szene im Film flippt meine Figur wegen eines Kaugummis aus. Da sieht man also jemanden, der dem Stress irgendwann nicht mehr gewachsen ist. Sowas macht die Person menschlich. Cihan sagte vorher, dass die Verarbeitung solcher Extremsituationen im Film für ihn zentral war. Was passiert, wenn man so eine Tat begangen hat? Man fällt in ein Loch, alles geht kaputt. Die einzige Hoffnung des Amokläufers bestand darin, seinen Sohn vielleicht nochmal zu sehen. Aber das ist am Ende nicht möglich: Er kann nicht mehr zu seinem Sohn, nachdem, was er getan hat, und er gibt auf. Da baut sich eine Wand auf, symbolisiert durch dieses riesige Frachtschiff. Die Tür geht zu.
_Cihan Inan: Christopher hat sehr viele eigene Ideen eingebracht. Die Szene mit dem Kugelschreiber zum Beispiel, die stand nicht im Drehbuch. Das Ganze visualisiert nochmal den Amoklauf-Flashback, diese Energie und den Schmerz.
Warum hat dich, Cihan, der Amoklauf des Günther Tschanun derart beschäftigt, dass du die Geschichte in einem Film verarbeiten wolltest?
Ich war 1986 gerade 17 Jahre alt und sah dieses Foto von Tschanun in der Zeitung. Dort war ein Mann abgebildet, ein Massenmörder, der gar nicht wie einer aussah. Hierzulande wurde man Anfang/Mitte der 80er suggestiv von der Gesellschaft darauf getrimmt, dass Verbrecher häufig bärtig, noch öfter dunkelhäutig, in jedem Fall aber Ausländer sind. Aktenzeichen XY sei Dank. Plötzlich dreht jedoch ein gebildeter, gut gekleideter Schweizer in einer hohen beruflichen Position durch und bringt vier Menschen um. Ich war schockiert. Für mich war dies absolut nicht deckungsgleich mit dem, was ich bisher über Kriminelle erfahren hatte. Mich interessieren grundsätzlich immer Dinge, hinter denen noch viel mehr als das Offensichtliche steckt. Deshalb wollte ich für meine Hauptfigur erst positive Aspekte wie Mitleid erwirken, um dann erst die Kehrseite zu zeigen. Bei allen anderen Figuren geschieht der Abbau der Vorurteile gerade andersherum: Dort fange ich mit den Klischees an und breche sie im Laufe des Films. Der Blick hinter die Maske wird frei. Nichts ist so, wie wir glauben. Die Auflösung bestimmter Vorstellungen ist ein verbindendes Element im Film und lag mir, als Ausländer in der Schweiz, natürlich auch persönlich am Herzen. Visuell versuchte ich dies umzusetzen, indem ich den Amokläufer am Anfang nur schemenhaft zeige und ihn zunehmend zu einem ganzheitlichen Menschen mache. Eine Art Puzzle – man erfährt immer ein Stückchen mehr von der Figur. Die anderen Darsteller filmte ich dagegen erst auf Abstand in voller Grösse und ging dann näher an sie heran.
Der Arbeitstitel des Films war lange Zeit “Amok”. Warum fiel der Entscheid letztendlich auf “180º”?
_Christopher Buchholz: Amok ist zweifellos ein starker Titel. Das Problem war aber, dass viele Leute dahinter einen Krimi oder nicht mehr als die Story über einen Amoklauf vermutet hätten. Das macht natürlich schon von vorneherein viele Türen zu.
_Cihan Inan: Der frühere Titel hat mir insofern aber bei der Ausarbeitung der Geschichte geholfen, weil ich dadurch bei allen anderen Figuren nach deren – einer Amoksituation ähnlichem – Siedepunkt gesucht habe. Im Laufe der Arbeiten an Schluss, Schnitt und Musik haben wir gemerkt, dass der Titel zu reisserisch ist. Irgendwann bin ich auf die 180º-Idee gekommen. Der Titel passte nicht nur perfekt zum Intro und zum Filmende, sondern auch zur Ausgangssituation aller Figuren, deren Welt sich plötzlich auf den Kopf stellt. Der namenlose Amokläufer ist für mich eine Metapher. Ein roter Faden, der Emotionen vorlebt, bevor alle anderen Menschen im Film von ihnen überwältigt werden.
Der Amokläufer ist ja nicht nur namenlos, er ist auch so gut wie stumm…
_Cihan Inan: Er spricht nur einen einzigen Satz im ganzen Film. Und dieser Satz: “Ich kann nicht anders”, hat es in sich. Ich habe das Buch 2004 geschrieben. 2008 sah ich eine Fernsehserie über die grössten Kriminalfälle der Schweiz, worin auch die Tschanun-Story erzählt wurde. Der einzige überlebende Beamte, der im Fernsehen erstmals Stellung zu dem Vorfall nahm, berichtete in der Sendung, dass Tschanun mit den Worten “Ich kann nicht anders” das Feuer auf seine Arbeitskollegen eröffnet hatte. Davon hatte ich keine Ahnung, habe diesen Satz vier Jahre zuvor intuitiv ins Drehbuch geschrieben. Zwar sagt unser Amokläufer diesen Satz zu seiner Frau, trotzdem hat mich die Übereinstimmung umgehauen.
Christopher: Ist eine stumme Rolle schwerer oder leichter zu spielen als eine Sprechrolle?
Es ist schwerer. Weil die Darstellung auch stumm lebendig sein muss.
Ich habe einmal den koreanischen Film Bad Guy gesehen, der mich verblüfft hat. Darin verliebt sich ein Kleinganove in ein junges, gutbürgerliches Mädchen. Weil sie nichts von ihm wissen will, bringt er sie in seine Welt runter und macht eine Prostituierte aus ihr. Der Typ sagt nur einen Satz, fast am Schluss des Films. Bis dahin ist mir gar nicht aufgefallen, dass er nicht redet. Heutzutage wird alles sehr schnell geschnitten. Es ist schön, wenn im Bild jemand schweigt und das Publikum nur im Gesicht der Figur lesen kann. Manchmal wirkt dies viel stärker als alles BlaBla.
_Cihan Inan: Es war auch System unseres Films, dass er mit der Zeit immer sprachloser wird. Ab der Schlüsselszene im Krankenhaus, in der die deutsche Mutter vergeblich versucht, sich dem türkischen Vater verständlich zu machen, werden Worte nur noch stellenweise hervor gebracht. Alle Personen verlieren die Sprache.
Das Thema ist gerade jetzt wieder sehr aktuell nach den Vorfällen in Biel und jüngst in Lörrach. Ist das ein Grund, warum du deine Geschichte aus den 80ern in die Gegenwart geholt hast, Cihan?
Eigentlich war es eine finanzielle Entscheidung. Ich wollte den Film immer in den 80ern spielen lassen, doch dazu hatten wir einfach nicht das Budget. Weil es mir im Film letztendlich mehr um die zwischenmenschlichen Geschichten ging, und weil der Amokläufer nicht nur auf der Person Tschanun beruhte, sondern stellvertretend auch für alle anderen Amokläufer stehen sollte, legte ich die Story in der heutigen Zeit an. Das erschien mir auch deshalb effektiver, weil ich damit aufzeigen konnte, dass so etwas immer wieder passiert.
Obwohl es mittlerweile eine Statistik von Schweizer Amokläufen gibt, scheint die Problematik den Menschen hierzulande nicht so recht bewusst zu sein. Worin seht ihr die Gründe hierfür?
_Cihan Inan: Dieses Problem an sich heranzulassen bedeutet, sich damit auseinanderzusetzen, wie man innerhalb dieser Gesellschaft selbst funktioniert. Die Integration in der Schweiz existiert auf dem Papier, in Wahrheit wird sie jedoch immer von einer gewissen Angst begleitet. Sie hat ihren Ursprung in der hiesigen politischen Ideologie, in der alles aus Angst heraus passiert. Angst, zuviel zu sein. Angst durchzudrehen. Alle sind vordergründig sehr kontrolliert. Doch tagtäglich erlebt man im Tram, wie Leute andere aus dem Nichts heraus anschreien. Durch den Stress und den Leistungsdruck wird die Temperatur stetig erhöht – und der eine oder andere explodiert irgendwann.
_Christopher Buchholz: Ein junger Amokläufer in einer Schule ist gar nicht so weit entfernt von einem Beamten, der ausrastet. Sie alle sind Teil eines Systems, von dem sie unter Druck gesetzt werden. Ein Arbeitsverhältnis funktioniert da nicht anders als die Schule. Überall müssen Leistungen erbracht und Forderungen erfüllt werden. Die Schweiz ist mit ihrem Regelwerk, den starken sozialen Schichten und Grenzen sehr strikt aufgebaut. Entweder ist man In oder Out. Jeder gehört einem Mini-Private-Club an, in dem keine Fehler gemacht werden dürfen. Man lebt sozusagen in einem sozialen Knast, aus dem man irgendwann unweigerlich ausbrechen muss. Dabei kann Druck genauso gut von unten aufgebaut werden, wie dies bei Günther Tschanun der Fall war. Amok ist immer ein Ventil. Genau ein Tropfen ist ein Tropfen zuviel. Ich habe mich lange gefragt, was geschieht, wenn man diesen enormen Schritt macht. Zwar richtest du deine Pistole gegen andere, aber im Grunde begehst du Selbstmord, denn innerlich bist du genauso tot.
_Cihan Inan: In der Schweiz gibt es eine Form von sozialer Welt, in der du ständig versuchst, dich richtig zu verhalten, ein gutes Image zu haben, korrekt zu bleiben…
_Christopher Buchholz: Die Leute stören sich allzu schnell daran, wenn sie glauben, dass man Schlechtes von ihnen denkt. Es ist extrem anstrengend immer darüber nachzudenken, was der andere von einem hält.
_Cihan Inan: Die Schweiz ist ja auch nicht laut. Hier herrscht immer eine anständige Höflichkeit…
…aber nie würde jemand sagen, was er wirklich denkt…
_Cihan Inan: Genau. Das war mir auch bei Tschanun wichtig. Man weiss nicht, was er wirklich dachte. Das, was dann ausbricht, ist etwas ganz anderes. Es gibt ganz viele Leute, die das in sich tragen.
Als zweites grosses Thema behandelt der Film die verschiedenen Kulturen, die gleichwertig auf einer Ebene agieren. Wie beurteilt ihr Zürich, die multikulturelle Kleinmetropole? Würdet ihr die Zürcher als offene Menschen bezeichnen?
_Cihan Inan: In Zürich funktioniert die Multikulturalität, sieht man sich zum Beispiel den Kreis 4 an. Natürlich gibt es auch dort Reibungen, weil einem nicht jeder passt. Doch es klappt, und es herrscht eine sehr schöne Durchmischung. Bewundernswert ist dies gerade im Vergleich damit, was in der Schweiz politisch, von einer gewissen Partei aus, gegen Ausländer unternommen wird. Genau diesen positiven Aspekt wollte ich hervorheben. Zeigen, dass viele Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich miteinander leben können. Im Film fragt der türkische Vater am Schluss nach dem Schweizer, und die deutsche Mutter läuft zum Kebap-Laden. Alle Figuren haben Rassismus dort chon hinter sich, sind über ihren eigenen Schatten gesprungen. Dies habe ich bewusst so arrangiert, damit auch die Zuschauer ihre Vorurteile abbauen können.
_Christopher Buchholz: Ich habe eine Zeitlang in der Lenzerheide/Graubünden gewohnt. Dort gibt es, wie in allen Bergregionen, ein universelles Problem: Du kannst dort 100 Jahre leben und bist immer noch Ausländer, wirst nie akzeptiert. Nicht nur geografisch ist die Schweiz für mich deshalb ein Gemisch aus Offenheit und Eingeengtheit. Ich frage mich oft, ob man in dieses engstirnige Denken einfach reinrutscht, weil das Sozialsystem es so aufgebaut hat: um die Ängste der Menschen noch ein wenig zu verstärken. Ich bin in Frankreich aufgewachsen und zur Schule gegangen. Es ist das einzige Land, das ich kenne, wo die Integration wirklich gut funktioniert. In der U-Bahn sieht man so viele verschiedene Nationalitäten. Ich denke dabei nie, dass dies Ausländer sind. Alle sind Franzosen und alle sind Republikaner. Natürlich gibt es auch hier Probleme mit der Arbeitsloskeit, den verarmten Aussenbezirken etc., trotzdem fühlen und erleben sich alle als Franzosen und werden auch von ihrer Umwelt als solche wahr genommen.
Da der Film in Zürich spielt, ist für Stadtzürcher sofort eine vertraute Komponente da. Man kennt die Orte, den Radiosender, der im Auto läuft. Der Stoff ist viel unmittelbarer, die Themen nicht mehr so leicht von sich zu schieben. War dir, Cihan, die Verankerung des Films in der Stadt deshalb so wichtig, abgesehen von der Tschanun-Story?
Schaut man sich Schweizer Filme an, spielen diese meistens in den Bergen oder in Dörfern. Ich wollte einen urbanen Film machen. Einen, der auch die Leute in den Städten beschäftigt, weil Amokläufe dort geschehen. Die Erzählweise sollte inhaltlich universell sein, so, dass der Film auch in London, Rom oder Berlin hätte spielen können.
Die bisherigen Kritiken zu 180º waren sehr gemischt. Lest ihr Kritiken und macht ihr euch Gedanken darüber – oder eher nicht?
_Cihan Inan: Ich habe ein paar Sachen gelesen, aber sich darüber gross Gedanken zu machen, bringt ja nichts. Ich weiss, dass der Film polarisiert, weil er ambitioniert ist. Es ist Geschmackssache, ob man ihn für gelungen hält oder nicht. Ich liebe Pathos, und die Musik ist pathetisch. Musik war für mich im Film immer eine dritte Sprache, weil die Figuren irgendwann aufhören zu reden und die Musik ihre inneren Stimmen begleitet oder wiedergibt. Das ist Konzept, eine Idee, die man so umsetzt. Die negativen Kritiken fand ich in dem Sinne interessant, weil sie so detailbesessen waren. Es wurde nicht das grosse Ganze angeschaut, was ich ein bisschen schade fand. Es gibt in 180º insgesamt 16 Hauptfiguren, da kann es gut sein, dass einem die Schweizer nicht passen, weil man sie zum Beispiel zu läppisch findet. Oder dass einem die Deutschen zu überzeichnet sind. Jeder hat eine Möglichkeit, sich zu identifizieren, das finde ich toll. Und jeder kann ganz was anderes darin sehen. Gesamthaft ist der Film natürlich komplex und anspruchsvoll, das ist aber bewusst so. Und das kann man mir vorwerfen oder nicht. What the Fuck.
_Christopher Buchholz: Manche finden, dass 180º Mainstream ist, für einen Arthouse-Film ist er ihnen nicht klein genug. Ich kann dazu nur sagen, dass nicht so viele Filme aus der Schweiz kommen und noch weniger eine weltweite Chance haben. Es ist doch schön, dass hier überhaupt so ein Film möglich wurde.
180º ist mittlerweile in der Schweiz angelaufen. Ist das ein Gefühl der Erleichterung für dich, Cihan? Vor allem nach der Vorgeschichte mit deinem ursprünglich ersten Film, der ja verschollen blieb?
Sicher. Ich hatte immer Angst, dass der Film wieder verloren geht. Deshalb habe ich von vornherein gesagt, dass ich nichts mit der Aufbewahrung des Materials zu tun haben will. Insgesamt hat die Fertigstellung von 180º sieben Jahre gedauert, allein drei Jahre habe ich nach einem Produzenten gesucht. Niemand wollte mein Drehbuch lesen. Warum auch? Die Firmen bekommen jedes Jahr soviele Drehbücher, da stösst ein Newcomer mit einem Amoklauf-Thema nicht gerade auf grosses Interesse. Ich hatte zum Teil schon die Leute zusammen, bevor ich überhaupt wusste, ob der Film jemals gemacht wird. Deshalb freue ich mich nun natürlich umso mehr, dass letzten Endes alles so gut hingehauen hat.
Vielen Dank für das Interview!
– Interview geführt von Sarah Stutte
Bilder: ©Groarr.ch / Filmbilder: ©Ascot Elite
Die Rezension zum Film 180° – Wenn deine Welt plötzlich Kopf steht findet ihr hier.
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