Groarr.ch - Filmmagazin

  • Home
  • Neuigkeiten
  • Rezensionen
    • Kino
    • Blu-ray/DVD
    • Serien
  • Filmfokus
    • Artikel
    • Festivals
      • Berlinale
      • Bildrausch
      • Cannes
      • Fantoche
      • Locarno
      • NIFFF
      • Pink Apple
      • Solothurner Filmtage
      • Zurich Film Festival
    • Artikel
    • Specials
    • Standpunkte
  • Charts
  • Kinostarts
  • Trailer
You are here: Home / Rezensionen / Kino / Goethe! (2010)

Goethe! (2010)

12/10/2010 By Barbara Lussi Leave a Comment

Leidenschaft, die Leiden schafft

von Barbara Lussi

Philipp Stölzl packt in seinem neusten Film den Beginn Goethes Dichterkarriere an: Schwankend zwischen Authentizität und dem Versuch, frischen Wind in die Leidensjahre des Dichters zu bringen, vergreift sich der Regisseur ab und an im Ton. Die neuen Farben, die dem Poetenleben damit verpasst werden, wollen stellenweise nicht so richtig gefallen.

Johann Goethe, grosser Dichter aus wohlhabendem Hause, Schöpfer von Romanen, Theaterstücken und Gedichten, Reisender und Minister, der 1784 (beinahe, wenigstens) den Zwischenkieferknochen entdeckte – kurzum: Alleskönner? Weit gefehlt. Wird Goethe heute auch gerne ein Genie geheissen, 1772, wo Regissuer Philipp Stölzls dritter Kinofilm einsetzt, war er weit davon entfernt, ein solches zu sein: Johann ist 22 Jahre alt und Student der Juristerei, der seine Doktor-Prüfung kläglich verhaut. Wenn er auch belächelt wird: gelassen eilt er – nachdem er für die Herren Doktoren ein poetisches «Lecket mich!» in den Schnee gestampft hat – davon. Denn Johann, selbst ernannter Poet, setzt auf den Erfolg seines nach Leipzig gesendeten Dramas ‘Götz von Berlichingen’. Der Leipziger Verleger aber ist wenig angetan, lehnt Goethes Drama ab. Verstimmt angesichts der verpatzten Prüfung und dem «lächerlichen Geschreibsel und Gereime» seines Sohnes, weigert sich Goethes Vater schliesslich, weiterhin dessen Studium zu finanzieren und schickt ihn ans Reichskammergericht in Wetzlar.

Widerwillig nur tritt Johann die Stelle als Referendar an, kollidiert mit Gerichtsrat Kestner, freundet sich aber bald schon mit dem stotternden Jerusalem an. Jerusalem ist es, der Goethe zum Tanzabend mitnimmt, wo der junge Poet Lotte Buffs Bekanntschaft macht: beschwipst, zügellos und nicht an Johann interessiert, wie sie im verbalen Schlagabtausch erklärt. Tage darauf kommt es zum Wiedersehen in der Kirche, wo Lotte als Solistin die Messe singt, und spätestens beim Reitausflug ins Dorf Wahlheim, wo Lotte mit ihrer Familie lebt und zum gemeinsamen Brotbacken einlädt, ist klar: da knisterts. Vom Regen überrascht flüchten Lotte und Johann, bei ihrem Rendezvous unter freiem Himmel, in eine Ruine, und geben sich einander hin.

Zeitgleich wirbt Johanns Vorgesetzter Kestner um Lotte. Beim gemeinsamen Jagdausflug erzählt der Gerichtsrat Johann – der sich mittlerweile zu seinem besten Mann hochgearbeitet hat –, dass er sich in Kürze verloben wolle, ohne den Namen seiner Angebeteten zu nennen. Bereitwillig hilft Goethe ihm, die passenden Worte für den Antrag zu finden, ohne zu ahnen, wohin dieses Missverständnis ihn führen wird: in ein Schiessduell, zu versuchtem Selbstmord – und zu seinem ersten grossen Romanerfolg…

Nach Amadeus (1984) und Shakespeare in Love (1998) wird mit Goethe! ein weiteres Mal das Leben eines Künstler-Genies verfilmt. Lobenswert, Philipp Stölzls (Nordwand, 2008) Versuch, «das verstaubte Bild einer deutschen Legende» in neuen Farben leuchten zu lassen, um Goethe einem jugendlichen Publikum vorzustellen. Leicht lässt es sich da verkraften, dass es die eine oder andere Szene – wie etwa das Schiessduell – so in Goethes Leben gar nicht gegeben hat. Wie Produzent Christoph Müller klarstellt, war die Darstellung reiner Fakten aber auch nie die Absicht: Stattdessen vermengt Goethe! das tatsächliche Leben des Poeten und Aspekte seiner im Werther verarbeiten Reflexion über selbiges.

Für die Reanimation Goethes Leidensjahre wurde der Cast aus vielen bekannten und einigen neuen Gesichtern zusammen gesetzt – manchmal mehr, manchmal weniger überzeugend: Moritz Bleibtreu etwa begeistert als Albert Kestner, weit davon entfernt, ein Bösewicht im eigentlichen Sinne zu sein. Stattdessen: entwickelt man tatsächlich Sympathien für den wenig literarischen, mitunter herablassenden, aber ehrlichen Mann mit Brille. Newcomerin Miriam Stein in der Rolle der Lotte Buff währenddessen überzeugt zu Beginn nicht gänzlich, besticht später aber mit ihrer authentischen Darstellung Lottes Mienenspiel, als Kestner ihr zur Verlobung den Ring an den Finger steckt – angefangen bei den aufsteigenden Tränen, aufgehört bei ihren Blicken und dem Atem, der nur stossweise geht. Mit Alexander Fehling als jungem Goethe kann man sich dagegen nicht so recht anfreunden: Goethe ist überzeichnet, wie er von einer Szene zur anderen hastet – praktisch immer am rennen – und gar offensichtlich zum Schussel gemacht wird, wenn er auf den letzten Drücker zu seiner Prüfung kommt und ihm jegliche Bücher aus den Händen fallen.

Schön dagegen, wie einzelne Szenen thematisch montiert sind: Wie sich Goethe den Revolver an die Schläfe hält, den Finger am Abzug – ein Schuss ertönt – und das Bild zu den Salven wechselt, die vor der Kirche bei Lottes und Kestners Hochzeit abgefeuert werden. Oder: wie Goethe, «die Leiden des jungen Werther» zu Ende geschrieben, an die Türe seines Kerkers poltert, und Lotte im nächsten Moment ihre eigene Türe öffnet, um das Werther-Manuskript vom Boten entgegen zu nehmen.

Den Leitsatz vor Augen «dass zu Goethes Zeiten das Klo noch nicht erfunden war», wie Stölzl erklärt, präsentiert sich sein dritter Kinofilm mit authentischer Kulisse. Ausgehend von Originalschauplätzen im Osten Deutschlands – in welche das Team mal eine Treppe, mal eine Küche hinein baute, um den Bildern den letzten Schliff zu geben – wird mit ordentlich viel Schlamm und Dreck, brüchigen Fassaden und Kerzenlicht die Gefahr künstlichen Studio-Looks umschifft. Ergänzt um stimmige Gewänder läuft Goethe!, dem historischen Kontext zum Trotz, nie Gefahr, eines jener überzeichneten Kostümdramen zu sein, wie es etwa Die Buddenbrooks war.

Während Kulisse und Kostüme überzeugen, steckt das Grauen in der Sprache: An die Künstlichkeit der Rede muss man sich erst einmal gewöhnen. Und wer gerade bedauert, dass um den grosszügigen, allzu schriftsprachlichen Redeschwulst nicht herum zu kommen ist, wird von regelmässigen, derb-modernen Ausrufen überrascht, über deren Unterhaltungswert zu streiten ist: Sei es das «Lecket mich!» im Schnee, oder Goethes Vater, der seinen Sohn auf dem Rückweg nach Frankfurt fragt: «Wer hat dir nur ins Gehirn geschissen?» Hin und her geworfen zwischen zwei Sprachregistern, will keines wirklich gefallen.

Zu begeistern vermögen dafür wiederum jene literarischen Zitate, die im Film verwoben wurden: Mehr als einmal wird auf den Fauststoff verwiesen, den Goethe einst selbst verarbeiten wird.

Trotz authentischer Kulisse, eine Handvoll starker Darsteller und stimmigen Details: Goethe! überzeugt leider nur stellenweise. Stölzl gelingt es zwar, frischen Wind in das Leben des Poeten zu bringen, da und dort treibts der Film aber zu bunt: Ein übermotivierter Goethe, affektierte Sprache und ein allzu strahlendes Ende mindern den cineastischen Genuss. Für junges, stürmisches Publikum vielleicht geeignet, Literaturfreunde dagegen werden sich für den Film etwas mehr Seriosität wünschen.

[kkratings]
[hr]
[box border=”full”]
Goethe! (2010)
Originaltitel: –
Land: Deutschland
Regie: Philipp Stölzl
Drehbuch: Alexander Dydyna, Christoph Müller, Philipp Stölzl
Schauspieler: Alexander Fehling, Miriam Stein, Moritz Bleibtreu, Volker Bruch, Burghart Klaußner, Henry Hübchen, Hans-Michael Rehberg, u.a.
Musik: Ingo Frenzel
Laufzeit: 99 Minuten
Start CH: 14.10.2010
Verleih: Warner Bros. Pictures. All Rights Reserved
Weitere Infos bei IMDB[/box]
[hr]
©Warner Bros. Pictures. All Rights Reserved





©Warner Bros. Pictures. All Rights Reserved[hr]

Teilen:

  • Print
  • Facebook
  • Twitter
  • Email

Filed Under: Kino, Rezensionen Tagged With: Alexander Fehling, Goethe! (2010), Miriam Stein, Philipp Stölzl

Leave a Reply Cancel reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Suche…

Kinocharts Schweiz

15. – 21.03.2018
1. Tomb Raider
2. Black Panther
3. Red Sparrow
4. The Post
5.The Shape of Water
6. La Ch’tite Famille
7. Tout le monde debout
8. Peter Rabbit
9. Game Night
10. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Links:

Animationsfilme.ch
Deadline - Das Filmmagazin

Trailer

Impressum

Rechtliches und Datenschutz

Kategorien

Archiv

Copyright © 2022 Groarr.ch - Filmmagazin. Die Rechte von Ton- und Bildmaterial liegen bei den jeweiligen Verleihern, Labels, Festivals, Studios und Künstlern.

loading Cancel
Post was not sent - check your email addresses!
Email check failed, please try again
Sorry, your blog cannot share posts by email.