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Buried: Interview mit Regisseur Rodrigo Cortés

02/11/2010 By Groarr Leave a Comment

von Simon Reber

Stell dir vor: Du öffnest deine Augen. Du wurdest lebendig begraben. Über dir sind mehrere Meter erdrückender Erde. Du hast noch Sauerstoff für 90 Minuten. Deine einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein mysteriöses Handy. Jede Sekunde ist eine Sekunde, die dich dem Tod näher bringt… Das ist das Schicksal von Paul (Ryan Reynolds), einem amerikanischen Lastwagenfahrer und Familienvater, der in einem Holzsarg aufwacht. Er wurde lebendig begraben und weiß weder, wer ihm das angetan hat, noch warum. Seine einzige Chance, diesem Alptraum zu entkommen, ist ein Handy. Schlechter Empfang, ein rapide schwindender Akku und Sauerstoffmangel sind die schlimmsten Feinde in seinem Wettlauf gegen die Zeit: Paul hat nur 90 Minuten, um gerettet zu werden.

RODRIGO CORTÉS (Regisseur) Rodrigos Leidenschaft für das Filmemachen entfachte schon früh: Mit 16 hatte er bereits seinen ersten Kurzfilm auf Super-8 gedreht. 1998 folgte der Kurzfilm „Yul“, der über 20 Preise gewann, und 2001 schließlich „15 Days“, eine Fake- Doku als verlängerter Kurzfilm, die über 57 Festivalpreise abräumte und in Spanien zum meist ausgezeichneten Kurzfilm aller Zeiten wurde. 2007 drehte er „The Contestant“ (Concursante), seinen ersten Langfilm, der viel Kritikerlob erhielt und mehrere Preise bekam, darunter den Kritikerpreis des Filmfestivals von Malaga.

Wir haben uns mit Regisseur Rodrigo Cortés anlässlich des Schweizer Kinostarts von seinem neusten Film Buried getroffen und uns mit ihm über den Inhalt und die speziellen Drehbedingungen unterhalten. Passagen die auf bestimmte inhaltliche Elemente der Geschichte eingehen, haben wir mit einer vorangestellten Spoilerwarnung versehen, anschliessend auch das Ende gekennzeichnet und dazwischen den Text mit einer hellen Farbe versehen. Zum Lesen einfach mit der Maus den entsprechenden Textbereich anwählen.
Buried startet diesen Donnerstag 04.11.2010 in den Kinos, unsere Rezension findet ihr hier.

_Groarr: Rodrige Cortés, wann entwickelte sich die Idee zu Buried? War dieser Film ein Wunschprojekt von dir?

_Cortés: Chris Sparling hat das Drehbuch geschrieben, Buried war also ursprünglich seine Idee. Sein fertiges Skript wurde dann in Hollywood während eines ganzen Jahres von Studio zu Studio gereicht. Die, die es gelesen haben, dachten zwar, dass es eine spannende und verlockende Geschichte sei, konnten sich aber nicht vorstellen, dass daraus je ein Film werden würde. Gott sei Dank, denn so landete das Drehbuch irgendwann in meinem Schoss. Und ich war gefesselt. Von Anfang an erkannte ich, welches Potential in der Geschichte um Paul Conroy schlummerte. Klar, es hätte viele verschiedene Möglichkeiten gegeben, Sparlings Skript filmisch umzusetzen. Allem voran hätte man den Sarg verlassen und die Welt über der Erde filmen können – die anderen Menschen, die anderen Charaktere. Doch für mich war schon immer klar, dass sich die Geschichte ausschliesslich in der Box abspielen musste, denn ich wollte dem Zuschauer ein eindrückliches, physisches Erlebnis bieten. Von Beginn an wollten wir, dass man sich in Paul Conroys Kopf hinein versetzen muss. Dass im Film alles greifbar, fühlbar und letztendlich auch glaubhaft ist. Und deswegen verlässt der Zuschauer den Kinosaal auch zwei Kilogramm leichter.

_Groarr: Gut, du hattest also ein mögliches Projekt. Wie ging es von da an weiter?

_Cortés: Wir beschlossen, den Film in Spanien zu drehen, dass wir nicht von irgendwelchen ausländischen Führungskräften abhängig wären. So hatten wir auch zu jeder Zeit die kreative Kontrolle inne. Letztlich ging alles sehr schnell, obwohl ich mir nicht mehr ganz sicher bin, wie wir das alles in so kurzer Zeit auf die Beine stellen konnten. Mitte März letzten Jahres war das Skript, wie wir es dann schlussendlich zu verfilmen gedachten, fertig. Wir entschieden, den Film zusammen mit Versus Entertainment zu produzieren. Zwei Monate später traf ich mich mit Ryan Reynolds, und Ende Juli begannen wir schon mit den Dreharbeiten. Wie gesagt: alles ging so unglaublich schnell vonstatten.

_Groarr: War Ryan Reynolds immer schon deine erste Wahl?

_Cortés: Ja, war er. Ich sah The Nines vor einigen Jahren. Ein Film von John August, den weltweit wahrscheinlich nur etwa fünfzehn Menschen gesehen haben, weil er so schlecht vertrieben wurde. Und da sah ich einen Schauspieler, der es schaffte, mit kleinstem Aufwand die tiefsten Gefühle zu erzeugen. Bei Buried hatte Ryan das perfekte Timing. Ich habe ihm mein Skript geschickt, er hat es gelesen und dann zu mir gesagt: „Das ist wunderbar, viel Glück, aber ich mach da sicher nicht mit! Keine Chance, daraus einen halbwegs vernünftigen Film zu machen. Ein Buch vielleicht, aber sicherlich keinen Film. 94 Minuten in einem Sarg – unmöglich!“ Ryan wollte aber trotzdem meinen ersten Film sehen, den ich ihm dann auch geschickt habe. Er hat schliesslich noch einmal angerufen und gesagt: „OK, ich will doch mehr wissen über Buried.“ Daraufhin habe ich ihm eine fünfzehnseitige Erklärung geschickt, in der ich detailliert beschrieben habe, wie ich gedachte, den angeblich unverfilmbaren Film zu drehen. Zwei Tage später traf ich Ryan in Los Angeles – 40 Minuten später war er an Bord.

_Groarr: Wie kam Ryan Reynolds während den Dreharbeiten mit dem doch sehr begrenzten Set klar? Benötigte er Unterstützung von dir und deinem Team?

_Cortés: Ryan hatte alles, was er brauchte: Sand und einen Sarg, mehr war nicht nötig. Das Set ist nicht entscheidend. Buried handelt von Emotionen, dabei wird mit der ganzen menschlichen Palette gespielt. Paul Conroy durchlebt in 94 Minuten mehr Emotionen als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Er bewegt sich zwischen panischer Angst, Hoffnung und gar Freude. Meine Aufgabe als Regisseur war es dann, diese Emotionen so einzusetzen, dass sie auf den Zuschauer glaubhaft wirkten. Der Schauspieler beschränkt sich auf deren Darstellung.

_Groarr: Wieso hast du dich dazu entschieden, die Geschichte im Irak anzusiedeln?

_Cortés: Das was Chris’ Idee, der ja die Geschichte geschrieben hat. Er hat die Entführungen ziviler Auftragsnehmer im Irak erforscht. Diese leben in ständiger Gefahr, denn sie sind nicht offiziell von der Regierung angestellt, sondern arbeiten für eine Firma, die wiederum für eine andere Firma arbeitet, die für eine Tochterfirma arbeitet, die für die Regierung arbeitet. Niemand ist also für irgendwas zuständig, geschweige denn verantwortlich. Viele dieser Auftragnehmer haben sogar Mühe, eine Versicherung abzuschliessen. Der Irak bot sich also als ideales Setting für diesen fast kafkaesken Albtraum an. Ich als Regisseur sah den Irak aber als eine Art MacGuffin, um auf Hitchcock anzuspielen. Die Irakszenerie sah ich als Metapher für unsere Welt und wie wir heutzutage leben. Die Zuschauer fühlen sich mit Paul Conroy verbunden, nicht weil sie schon so oft lebendig begraben waren und deshalb nachvollziehen können, wie schmerzlich sein Erlebnis ist. Nein, sie fiebern mit, weil sie alle einmal versucht haben, den Telefonanbieter zu wechseln und dazu verdammt waren, während 20 Minuten Taste 1 oder 2 zu drücken, bis sie endlich mit einem Menschen aus Fleisch und Blut verbunden wurden. Der versucht aber, sie so schnell wie möglich weiterzuverbinden. Wir erleben Conroys Albtraum also jeden Tag. 9000 Meilen entfernt wird irgendwas beschlossen, ohne dass dabei die Konsequenzen abgeschätzt werden. Man ist kurz vor dem Tod, und der Person am anderen Ende der Leitung fällt nichts Besseres ein, als nach unserer Sozialversicherungsnummer zu fragen. Es ist grotesk, fast lustig. Ich sah Buried immer auch als eine Art Komödie. Auch wenn der Film eigentlich überhaupt nicht lustig ist, weist er die Struktur einer Komödie auf. Immer, wenn man das Gefühl hat, es könnte nicht schlimmer werden, wird es schlimmer. Der Rhythmus des Filmes nimmt stetig zu. Deshalb war Ryan Reynolds auch der passende Schauspieler, denn er versteht und spürt diesen Rhythmus.

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_Groarr: Einige Worte zum Ende des Films: war von Anfang an für dich klar, das Ende so zu drehen?

_Cortés: Chris Sparling hat den Schluss so geschrieben. Von Anfang an war für mich klar, dass dies der perfekte Schluss für Buried wäre. Alles in diesem Film sollte für den Zuschauer unerwartet sein. Immer, wenn man das Gefühl hat zu wissen, wie die Dinge laufen, verliert man den Boden unter den Füssen und alles ändert sich. Buried erschafft sich alle acht bis zehn Minuten neu. Jedes Mal, wenn eine neue Information preisgegeben wird, oder wenn ein neues Objekt ins Spiel kommt, erhält die Box eine neue Ebene. So sieht sich der Zuschauer plötzlich einer ganz neuen Ausgangslage gegenüber. Und so verhält es sich auch mit dem Schluss. Etwas Unerwartetes sollte den Film beenden. Die Anspannung des Zuschauers musste so hoch wie nur möglich getrieben werden. Gleichzeitig musste das Ende, auf eine kafkaeske Art und Weise, aber auch lustig sein. Klar, der Schluss ist alles andere als lustig. Würde man Kafka aber bitten, eine Komödie zu schreiben, wahrscheinlich wäre Buried das Resultat.

_Groarr: Es wurden also keine alternativen Enden gedreht? Für die DVD vielleicht?

_Cortés: Nein, nie. Buried wurde mit diesem Ende letzten Januar in Sundance gezeigt. Seither wurde der Film nicht mehr angerührt.

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_Groarr: Wie war die Zusammenarbeit mit Eduardo Grau, der ja bereits in A Single Man sein Auge für eindrückliche Bilder unter Beweis stellen konnte?

_Cortés: Eduardo Grau ist ein unglaublicher Kameramann. Ich habe viele Interviews mit den verschiedensten Kameraleuten geführt, denn ich wollte jemanden finden, der das Potential, das in diesem Film steckte, erkannte. Viele von ihnen sahen nur Risiken. Andere sahen aufgrund des limitierten Sets keine Möglichkeit, etwas Interessantes zu schaffen. Ich aber sah immer das Gegenteil und wollte einen Partner, der derselben Meinung war. Ich brauchte jemanden, der genau so überzeugt war wie ich. Und dieser jemand war Eduardo Grau. Wir waren uns sofort einig, denn er war fest davon überzeugt, dass Buried einmalige filmische Möglichkeiten böte. Eduardo liebt Herausforderungen und arbeitet gerne ausserhalb des Vertrauten und Bekannten. Und das war genau, was ich gesucht habe. Eduardo Grau war ein toller Partner.

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_Groarr: Wie steht es mit den Utensilien, die Paul Conroy im Sarg zur Verfügung hatte – würde sich ein Terrorist solche Mühe machen? Wäre das nicht eher die Tat eines Wahnsinnigen?

_Cortés: Ich wollte, dass sich alles im Film glaubhaft und greifbar anfühlt. Das beinhaltet die Lichtquelle und die Gründe, weshalb es überhaupt eine Lichtquelle gibt. Es handelt sich hier also nicht um einen Schurken eines typischen James Bond Films, der seinem Opfer zu fliehen gewährt, wenn es die richtige Antwort auf die Frage weiss. Ganz und gar nicht. Buried ist sehr handfest, was die Handlungs-Motivation betrifft: Ein Terrorist will Geld, und zwingt deswegen sein Opfer zu gewissen Taten, falls er das Geld nicht erhalten sollte. Die Utensilien sind also alle aus einem bestimmten Grund da. Wieso ist ein Messer im Sarg? Damit er entkommen kann? Nein, damit er sich, falls nötig, die Finger abschneiden kann. Wieso ist eine Taschenlampe im Sarg? Damit er die Notiz lesen kann. Wieso ein Mobiltelefon? Damit Conroy die Nachricht aufnehmen und sie Al-Jazeera senden kann. Damit er seiner Familie, der Botschaft oder wen auch immer anrufen kann, um das geforderte Geld aufzutreiben. Alles was da ist, hat seinen Grund. Er hat ja nicht ein Seil oder eine Bombe zur Verfügung.

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_Groarr: Was steht nach Buried auf dem Programm? Schon irgendwelche konkreten Pläne?

_Cortés: Es wird einen Nachfolger geben – Kremiert. Nein, Spass beiseite. Buried ist ein einmaliger Film. Und wird das auch bleiben, was auch immer geschieht. Ich arbeite zurzeit an meinem neuen Film, Red Lights. Es handelt sich hierbei um einen paranormalen, psychologischen Thriller, der das menschliche Hirn erforscht. Ein Werkzeug, das sich nicht eignet, die Realität wahrzunehmen – denn es lügt.

_Groarr: Wird Red Lights wieder eine Spanische Produktion?

_Cortés: Ja, der Film wird nach demselben Muster wie Buried gedreht. Wir werden wiederum in Spanien mit internationaler Finanzierung arbeiten, ohne dabei die kreative Kontrolle aufgeben zu müssen. Das ist mein höchstes Ziel. Ich will unbedingt die Kontrolle behalten. Ich würde überall auf der Welt drehen, das ist mir egal, solange ich bestimmen kann, was ich filmen möchte und wie gefilmt wird. Ich werde auch wieder mit Versus Entertainment zusammen arbeiten, was es uns wiederum ermöglicht, alles aus Spanien zu koordinieren.

_Groarr: Kannst du uns vielleicht schon verraten, wer im Film mitspielen wird?

_Cortés: Ja. Sigourney Weaver und Robert de Niro werden im Film zu sehen sein, nebst anderen Schauspielern natürlich. Dieses Mal werden viele Schauspieler benötigt. Ob bekannt oder nicht, sie werden ihre Rolle perfekt besetzen.

_Groarr: Rodrigo Cortés, herzlichen Dank für das Interview.

Bilder: ©Ascot Elite

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