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Herr, lass goldene Himbeeren regnen…

10/01/2011 By Groarr Leave a Comment

von Sarah Stutte

…denn Talent und Kreativität hast du ja leider schon verteilt. 2010 war mal wieder ein gelungenes Schundjahr: Anstatt sofort durchs Klo, wurde so manches Grauen erst durch unsere Kinos und Köpfe gespült.

Alice in Wonderland10. Alice in Wonderland 2010
Für mich, neben der Romanverfilmung The Lovely Bones (der Platz 11 belegen würde), schlichtweg die grösste Enttäuschung des ausklingenden Jahres. An sich kein schlechter Film, hätte nicht Tim Burton auf dem Regiestuhl gesessen und einen gänzlich anderen Streifen erwarten lassen. Statt düsterem, romantisch-verklärten Grusel-Tiefgang, gabs quitschbunte, oberflächliche Bonbonwelt. Immerhin noch skurril, optisch im Grossen und Ganzen überzeugend (obwohl Figuren und Umgebung teils unterschiedlich stark animiert wurden), mit einem wunderbar verschrobenen Johnny Depp und einer herrlich durchgeknallten Helena Bonham Carter als riesenköpfige Herzkönigin. Doch die verkappte und seelenlose Emanzen-Geschichte kann niemals das halten, was die Bilder versprechen – und wird vermutlich gerade darum mit diesen zugepflastert. Vielleicht hat Burton gedacht, dass visueller Bombast ausreicht, um die Zuschauer über die diversen Längen und den hohlen Schluss hinwegzutäuschen. Womöglich hat er aber auch das Denken eingestellt, als er sich zur Mätresse von Disney hat machen lassen.

Robin Hood9. Robin Hood 2010
Selbstgefällig wie Russel Crowe nunmal ist, verkündete er vor Kinostart der x-ten Verfilmung des Strumpfhosenhelden, dass er den 1991-Streifen mit Kevin Costner schon immer doof fand. Mit fröhlich-grössenwahnsinnigem Blick befand er, dass der neue Robin Hood die Revolution schlechthin wäre – zu einem kleinen Teil wegen der Inszenierung von Ridley Scott, zum grössten natürlich wegen Crowes schauspielerischer Klasse. Was dann aber kam, hatte so gar nichts mit Revolution zu tun: 140 Minuten Enttäuschung, für die rund 130 Millionen Dollar verbraten wurden. Viel mehr als altbackenes Kriegsgeklirre und eine ebensolche Liebesgeschichte, die soviel Wärme ausstrahlt wie ein Kühlschrank, hat die Mittelalterplatte nicht zu bieten. Die Story zieht sich zäh wie Leder hin und Crowe spielt wiedermal den Gladiator. Da lob ich mir doch das Costner’sche Werk. Dort war Liebe, trotz viel Schmus, noch wahr und edelmütig, Alan Rickman fantastisch irre (ebenso die hässliche Alte) und das Ganze so selbstironisch und überzogen inszeniert, dass es eine wahre Wonne war. Tja, Crowe, doof ist manchmal eben doch besser als schlecht.
Horsemen8. Horsemen
Thriller, die mit christlicher Mythologie aufgeladen sind, können – wie im Falle Seven – extrem gut funktionieren. Gleiches dachte sich vermutlich auch Musikclipfilmer Jonas Åkerlund (dessen Spielfilmdebüt Spun immer noch den Rekord der meisten Schnitte hält!) und wollte einer, mit den titelgebenden Reitern der Apokalypse verbundenen Mordserie offenbar denselben finsteren Touch geben. Doch die düsteren Pferdemänner entpuppen sich als reichlich zahnlos auf ihren klapprigen Gäulen. Die lahme Inszenierung trägt daran genauso Schuld wie die lethargische Figur von Dennis Quaid, der als armer alleinerziehender und überforderter Vater durchwegs traurig aus der Wäsche gucken muss. Damit auch der letzte Zuschauer merkt, wie sehr der Papa sein Kind vernachlässigt, wird kräftig in der Klischeekiste geräubert: Vergeblich wartet der Sohn nach der Schule auf seinen Vater, das gemeinsame Baseballspiel wird in letzter Sekunde abgesagt. Doch auch mit eingeschlafenem Gesicht schafft es jeder geneigte Zuschauer schon ab Filmmitte, die Morde zu durchschauen: Was für eine Überraschung, der Sprössling ists gewesen! Somit verpufft auch der schockierende Schlussakt im Nirvana, und mausetot sind Ross und Reiter.

The Box7. The Box
Die Twilight Zone-Episode, die hier als Grundlage diente, gilt als Kult! Ähnlichen Status wollte wohl auch Richard Kelly mit seinem Film erreichen. Doch was mit Donnie Darko gelang, hat sich in diesem Falle nicht wiederholt. Der krude Mix aus Mysterythriller und Drama verliert sich in seinen eigenen, pseudo-raffinierten Ansprüchen und mit ihm die Zuschauer, die ziemlich schnell gar nüscht mehr peilen. Spätestens dann, wenn das Ganze in eine grosse Alien-NASA-Verschwörungskiste abdriftet, wirkt die unglaubwürdige und von Logiklöchern durchbohrte Story nur noch peinlich. Gerade darum, weil die Löcher in den ganzen 115 Minuten, die dieses Unheil dauert, nicht gestopft werden; viel lieber erklärt der Film Dinge, die eigentlich keinerlei Ausführung bedürfen: “Meine grauenvolle Narbe soll geheimnisvoll wirken. Hihi, ich sag dir trotzdem, wie ich sie bekommen habe.” Dazu quasseln alle Schauspieler arg dämlich und haben entweder einen Stock im Arsch oder sind gänzlich unsympathisch (wie der altkluge Sohn!). Kellys Wurf ist nur der grösste für paranoide Nostradamus-Fans.

Eat Pray Love

6. Eat Pray Love
Frohen Mutes läuft Julia Roberts in der Verfilmung von Elizabeth Gilberts autobiografischem Bestseller von Pontius nach Pilatus, ihrem inneren Frieden hinterher. Das Comeback hätte ich ihr anders gewünscht. Die Geschichte ist nämlich nicht nur stinklangweilig, und – weil in drei abgehackte Sequenzen verpackt – in sich unstimmig, sie ist auch höchst ärgerlich. Schon das Buch ist Beschiss: will die grosse, emanzipatorische Befreiung verkaufen, ist letzten Endes jedoch nur plakative Beschreibung eines Trips der Plattitüden. Julia Roberts Figur saugt alle Erlebnisse vollkommen ungefiltert in sich auf, übernimmt ohne jegliches Hinterfragen die simpelsten Lebensweisheiten. Von Erfahrungen, an denen sie wächst, kann also keine Rede sein. Schon deswegen nicht, weil sich ihr Lebensinhalt schlicht vom Ehemann zum Traummann verschiebt; dazwischen liegt ein hübsch bebilderter Urlaub als Segen für die Reiseindustrie. Zu den Selbstfindungstipps à la Mike Shiva gesellen sich zahlreiche Länderklischees. In Indien werden alle Frauen automatisch zwangsverheiratet? Die Weltanschauung von Leuten mit einem Bachelor in Politikwissenschaften hatte ich mir irgendwie differenzierter vorgestellt.

Im Sog der Nacht 5. Im Sog der Nacht
Die Idee einer deutsch-schweizerischen Co-Produktion ist zwar nett gemeint, unterstreicht am Ende aber nur die üblichen Klischees – introvertierter Schweizer versus extrovertierter Deutscher – und zeigt des weiteren überdeutlich, wie gross der Graben der schauspielerischen Klasse zwischen beiden Ländern ist. Während Stipe Erceg mit seiner ganzen Ausdrucksstärke einmal mehr präsent ist, nuschelt sich Nils Althaus in holprigem Hochdeutsch durch die gekünstelten Dialoge. Im Film selbst wird aber klar, dass die beiden deutschen Figuren sehr wohl Schweizerdeutsch verstehen. Doch die Natürlichkeit fiel der sprachlichen Inkonsequenz zum Opfer. Dafür geht Markus Welter dann in Sachen Dramaturgie in die Vollen: Es reicht nicht, dass der arme Roger sitzen gelassen wurde, auch seine komplette Familie ist ihm weggestorben. Dann hätten wir da noch tödliche Krankheiten und Unfälle: Es kann gar nicht schlimm genug sein. Die einzige Authentizität, die der Film besitzt, liegt in der Idee, dass sich ein unbescholtener Normalo plötzlich mit Kriminalität konfrontiert sieht. Was bleibt, ist nichtsdestotrotz ein müder und oftmals ziemlich lächerlicher Abklatsch des ähnlich angelegten Kassenknüllers Die fetten Jahre sind vorbei.

Valentine's Day4. Valentine’s Day
Jaja, auch die Liebe kommt in dieser Flop-Auflistung natürlich nicht zu kurz. Dann zumindest, wenn es sich um ein so grottiges Schmusi-Musi-Werk wie Valentine’s Day handelt. Garry Marshall (jep, der Pretty Women Regisseur) wollte auf Teufel komm raus wieder einen Hit produzieren, 20 Jahre Ebbe fand er lange genug. Eine gute Geschichte hatte er zwar nicht auf Lager, dafür profitable Beziehungen: Zwei Dutzend Schauspieler in Kombination mit einem kitschigen Pseudo-Feiertag sollten – wie Marshall wohl dachte – ausreichen, um den nächsten Kassenschlager zu garantieren. Shit Happens, würde ich da doch mal sagen. Denn natürlich genügte die Kombo nicht, um vom völlig einfallslosen und überzuckerten Drehbuch abzulenken. Eindimensionale, verklemmte Charaktere – Hülfe, sie arbeitet bei einer Sex-Hotline! – kämpfen sich durch ein absolut vorhersehbares Skript. Überdies verheizt Marshall die vielen Stars, sein einziges Ass im Ärmel, im Sekundentakt und legt ihnen zu allem Übel sämtliche gesammelte Glückskeksweisheiten in den Mund. Nun denn: Wenn dies Romantik bedeutet, bleibe ich doch lieber Single.

The A-Team3. The A-Team
Eine meiner Lieblingsserien der 80er, komplett verhunzt von Joe Carnahan. Vielen Dank auch! Das Original hatte Charme, coole Typen mit flotten Sprüchen, und war gerade auch wegen seiner interessanten Mischung aus Action (die nicht wirklich weh tat) und Sozialkritik absolutes Vorabendpflichtprogramm. Carnahan lässt die Mannen jedoch nur für sich selbst kämpfen, entpuppt sich als grosser Fan von Pyrotechnik und ballert aus allen Rohren. Dass dabei die CGI-Effekte so wenig ausgearbeitet sind wie die Story, die zu keinem Zeitpunkt eine klare Linie erkennen lässt, macht den Kuchen auch nicht fett. Denn es reicht schon, dass die Gags nie wirklich zünden, dass B.A. nur noch ein hohler Klotz, Hannibal eine dampfende Schlaftablette und Murdock ein armer Spinner ist. Keine Spur von tollen Drehbucheinfällen. Vom pausenlosen Krach-Peng lenkt einzig das Absurditätenkabinett ein wenig ab: Bis heute frage ich mich, was so witzig ist an einem Panzer, der vom Himmel stürzt und fast auf einen Opi klatscht, der, in seinem alten Tuckerbötchen sitzend, auf einem See angelt. Vielleicht ein Verweis auf Hemingway? Möglicherweise hat Carnahan doch mehr im Hirn als Leerlauf. Unklar bleibt jedoch weiterhin, warum die Omi am Ufer lacht.

Nightmare on Elm Street2. A Nightmare on Elm Street
Was hat Samuel Bayer nur mit Freddy gemacht? Schlimm genug, dass Robert Englund nicht mehr dabei ist. Trotz geripptem Pulli, versifftem Hut und schneidigen Argumenten: Watchmen-Rorschach Jackie Earle Haley reicht einfach nicht an das Original heran. Dem Geldscheffler-Remake kehrte, nebst dem bösewichtigen Urgestein, offensichtlich auch der ursprünglich zynische Filmhumor den Rücken. Selbst im Heizungskeller gibts nada zu lachen. Das einzige Grauen: dass sich der fade Aufguss eines Horrorklassikers so dermassen ernst nimmt, richtig derb sein will und aus dem Kindermörder auch noch nen Kinderschänder macht. Fürcht, fürcht! Aber damit nicht genug: Ernst hat seine Freunde, Langeweile und Talentlosigkeit, mitgebracht. Die schnarchnasigen Jungschauspieler, die so austauschbar sind wie Glühbirnen – nix mehr mit Johnny Depp und Heather Langenkamp – und die geballte Absenz von Kreativität, mit der hier die Kult-Szenen aus dem ersten Teil der Reihe lustlos kopiert wurden, garantieren die dröhnende Packung Murks hoch zehn.

1. Zeiten ändern dich
Fragwürdig ist vieles an Bushido. Seine gewaltverherrlichenden, sexistischen und homophoben Texte etwa, die nicht gerade vor Originalität strotzen. Oder die Anzahl Frauen, die der tolle Rapper offenbar schon im Bett gehabt haben will. Alles Bockmist, dachten sich scheinbar Bernd Eichinger und Uli Edel. Sie beschlossen, jetzt mal den Mensch hinter dem ganzen Gangsta-Konstrukt zu zeigen. Was für ein hübsches Himmelfahrtskommando! Bushido ist als Schauspieler und Off-Kommentator ungefähr so glaubwürdig wie Angela Merkel auf dem G8-Gipfel. Und natürlich glauben wir alle, dass Bushidos Mama seinen Rapperkumpels Stullen geschmiert und freigiebig die Kohle für seine Drogendeals rausgerückt hat. Voll krass, Alter! Was hat man Edel und Eichinger nur in den Tee gekippt? Und wieviel hat das Duo wiederum springen lassen, um namhafte Schauspieler wie Hannelore Elsner, Moritz Bleibtreu oder Karoline Schuch auf ihre Titanic zu holen? Grausamer Prolltrash im Werbe-Doku-Style, unreflektiert und unerträglich.

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