von Severin Auer
Sonntag Nacht waren wieder alle Augen auf Hollywood gerichtet. Inmitten vieler Filmauszeichnungen sticht der Oscar® in Punkto Glamour noch immer heraus und wird als eine Art Abschlussveranstaltung des vergangenen Filmjahres betrachtet, bevor man den Blick endgültig nach vorne richtet. The King’s Speech ging mit zwölf Nominierungen ins Rennen, gefolgt von True Grit (10), Inception und The Social Network (8), The Fighter (7), 127 Hours (6), Black Swan, Toy Story 3 (5), The Kids Are all Right (4) und Winter’s Bone (4). Alle auch nominiert für die Hauptkategorie “Best Picture”. Bis die Königsdisziplin an der Reihe ist, muss man aber bekanntlich die knapp dreistündige Veranstaltung durchsitzen:
Die Wahl von James Franco und Anne Hathaway hatte im Vorfeld überrascht. Sind die beiden doch noch relativ jung und auch nicht als grosse Comedians bekannt. Dass zumindest Hathaway richtig gut singen kann, hat sie im vorletzten Jahr bei einer kurzen Einlage mit Hugh Jackman bewiesen. Aber ein Gagfeuerwerk, wie es Steve Martin und Alec Baldwin im letzten Jahr losgelassen hatten, durfte man 2011 nicht erwarten. Dennoch, der Humor kam nie zu kurz, schlichen sich Franco und Anne doch gleich zu Beginn mit Tricktechnik in die nominierten Filme. In einem pariser “Café” sitzend, unterhielten sie sich mit Leonardo DiCaprio über Träume, fuhren anschliessend mit dem Fahrstuhl in Richtung Limbo und besuchten auf den Etagen Jesse Eisenberg als Facebook-Erfinder, lieferten sich ein Wortduell am Boxring, trafen reitend und verkleidet – Franco mit Bärenfell – auf Jeff Bridges, verrieten King George VI, dass die Mikrophone in der Zukunft noch kleiner werden würden, zeigten Natalie Portman den “Tanz der stolzen Ente” und reisten anschliessend mit dem DeLorean aus Back to the Future in die Gegenwart. Während James Franco für seine Darstellung als Aron Ralston in 127 Hours nominiert war, wurde Anne die Doppelte Ehre nicht zuteil, was sie humoristisch mit “It used to be ‘get naked, get nominated'” kommentierte.
Die erste Kategorie “Art Direction” wurde von Tom Hanks präsentiert. Eher überraschend setzte sich Alice in Wonderland gegen die doch starke Konkurrenz wie u.a. Inception und The King’s Speech durch. Ebenfalls eine interessante Wahl war Wally Pfister (Inception) für die “Beste Kamera”, der die zwei härtesten Konkurrenten Matthew Libatique (Black Swan) und Jeff Cronenweth (The Social Network) hinter sich liess. Ein gut aufgelegter Kirk Douglas hatte anschliessend die Ehre, den Preis für “Die Beste Nebendarstellerin” zu übergeben. Nominiert war hier auch die erst 14-jährige Hailee Steinfeld (True Grit), dass sie in diesem zarten Alter aber bereits gewinnen würde, stand ausser Frage. Vielmehr war es ein Zweikampf zwischen Helena Bonham Carter (The King’s Speech) und Melissa Leo (The Fighter). Der Oscar® ging an Leo, die gerührt ihre Dankesrede hielt.
Etwas isoliert steht jeweils die Kategorie der animierten Kurz- und Langfilme. Präsentiert wurde die Kategorie diesmal von Mila Kunis und Justin Timberlake. Timberlake versuchte sich dabei als Street Art-Künstler “Banksy” zu outen. Mit Pixars Toy Story 3, der ebenfalls in der Hauptkategorie “Best Picture” nominiert war, war klar, dass man auch den Preis als “Bester Animationsfilm” abstauben musste. Zweifel kamen nie auf. Eher überraschend – aber eine schöne Entscheidung -, dass der Toy Story 3-Vorfilm Day & Night sich nicht gegen Shaun Tan und Andrew Ruhemann mit The Lost Thing durchsetzen konnte. Sie bekamen den Oscar® für den “Besten animierten Kurzfilm”.
Josh Brolin und Javier Bardem präsentierten die Kategorie “Bestes adaptiertes Drehbuch” und “Bestes originales Drehbuch”. Hier waren die Rollen wieder deutlich verteilt. So ging Aaron Sorkin (The Social Network) als Favorit ins Rennen und bekam den Oscar® auch überreicht. Knapper wurde es beim originalen Drehbuch, durfte sich Christopher Nolan (Inception) doch berechtigte Hoffnungen machen. Doch auch hier setzte sich schlussendlich der besser gesetzte Kandidat David Seidler mit The King’s Speech durch.
Nach einer kurzen Gesangseinlage von Anne Hathaway, kamen Russel Brand und Helen Mirren für die Kategorie des “Besten Fremdsprachigen Films” auf die Bühne. Wie bereits an der Golden Globes-Verleihung bekam hier der dänische Beitrag In a better World von Regisseurin Susanne Bier den Preis. Auch die “Beste männliche Nebenrolle” fand ihre Anleihe bei den Golden Globes, denn auch hier durfte nochmals Christian Bale (The Fighter) auf die Bühne, der sich hiermit gegen den ebenfalls nominierten Geoffrey Rush (The King’s Speech) durchsetzte.
Während so mancher im Vorfeld Nase rümpfend zur Kenntnis nehmen musste, dass Daft Punk für ihren Soundtrack zu Tron Legacy nicht mit einer Nominierung bedacht wurden, so muss man an dieser Stelle festhalten, dass das Feld mit Hans Zimmer und seinem Bombast-Soundtrack zu Inception, wie auch Trent Reznor (Nine Inch Nails) ohnehin stark besetzt war. Wie bei den Golden Globes durfte Reznor die Trophäe für seine Arbeit in The Social Network entgegenehmen.
Anschliessend wurde ein doppelter Oscar® für Inception vergeben. Einmal für “Sound Editing” und einmal für “Sound Mixing”, womit sich der Film mit bisher 3 Oscars an die Spitze setzte. Colleen Atwood wurde gleich danach für die Kostüme in Alice in Wonderland ausgezeichnet – hätte auch an The King’s Speech gehen können. Strangers No More ist der “Beste dokumentarische Kurzfilm” und God of Love der “Beste Kurzfilm”.
Die Kategorie “Bester Dokumentarfilm” hatte im Vorfeld schon für viel Aufssehen gesorgt. Mit Banksy und Exit Through The Gift Shop war jemand nominiert, der erstens sicher nicht an der Show auftauchen würde und ebenfalls dem kommerziellen “Sell-out” Gedanken aus Prinzip widerspricht. Somit war es mehr als fraglich, ob man seinem Stellvertreter und Star des Films Mr. Brainwash Thierry Guetta den Preis dennoch überreichen würde. Doch wie man erwarten durfte, entschied sich die Academy gegen Banksy und für The Inside Job von Charles Ferguson, der im Film korrupte Banker und die Finanzkrise genauer beleuchtete. Ferguson liess es sich dann auch nicht nehmen darauf hinzuweisen, dass auch nach drei Jahren noch keiner jener Banker im Gefängnis sitzen würde.
Inception wurde dann zum vierten Mal ausgezeichnet, diesmal für die “Besten visuellen Effekte”. Auch The Social Network bekam einen weiteren für Angus Walls und Kirk Baxters Arbeit im Filmschnitt. – Einschub: True Grit und Black Swan waren bis zu jenem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigt worden -. Randy Newman bekam seinerseits für “We Belong Together” aus Toy Story 3 den Oscar® für “Best Original Song”.
Schlussrunde. Ab hier galt es ernst. Kathryn Bigelow (The Hurt Locker) vergab den Oscar® für die beste Regie an Tom Hooper (The King’s Speech). Eher eine Überraschung. Sein härtester Konkurrent David Fincher (The Social Network) ging hiermit leer aus und auch Darren Aronofsky (Black Swan) blieb unberücksichtigt. Jeff Bridges (Gewinner im letzten Jahr) trat anschliessend auf die Bühne, um die “Beste Hauptdarstellerin” zu küren. Die wohl sicherste Wette am vergangenen Abend: Die schwangere Natalie Portman (Black Swan)durfte den Oscar® entgegennehmen.
Sandra Bullock (Gewinnerin im letzten Jahr) übergab den Oscar® ihrerseits an Colin Firth (The King’s Speech), die wohl zweitsicherste Wette an diesem Abend. Mit Tom Hooper als Bester Regisseur durfte man entsprechend dann auch erwarten, dass sein Film The King’s Speech auch die Königsdisziplin “Bester Film” gewinnen würde. Steven Spielberg trug den Umschlag mit dem Namen auf die Bühne und kürte wenig überraschend The King’s Speech zum Gewinner.
BEST PICTURE:
Black Swan
The Fighter
Inception
The Kids Are All Right
The King’s Speech
127 Hours
The Social Network
Toy Story 3
True Grit
Winter’s Bone
ACTOR IN A LEADING ROLE:
Javier Bardem, Biutiful
Jeff Bridges, True Grit
Jesse Eisenberg, The Social Network
Colin Firth, The King’s Speech
James Franco, 127 Hours
ACTRESS IN A LEADING ROLE:
Annette Bening, The Kids Are All Right
Nicole Kidman, Rabbit Hole
Jennifer Lawrence, Winter’s Bone
Natalie Portman, Black Swan
Michelle Williams, Blue Valentine
DIRECTING:
Darren Aronofsky, Black Swan
David O. Russell, The Fighter
Tom Hooper, The King’s Speech
David Fincher, The Social Network
Joel and Ethan Coen, True Grit
ORIGINAL SONG:
Coming Home from Country Strong (Sony Pictures Releasing (Screen Gems)) Music and Lyric by Tom Douglas, Troy Verges and Hillary Lindsey
I See the Light from Tangled (Walt Disney) Music by Alan Menken Lyric by Glenn Slater
If I Rise from 127 Hours (Fox Searchlight) Music by A.R. Rahman Lyric by Dido and Rollo Armstrong
We Belong Together from Toy Story 3 (Walt Disney) Music and Lyric by Randy Newman
FILM EDITING:
Black Swan (Fox Searchlight) Andrew Weisblum
The Fighter Paramount Pamela Martin
The King’s Speech (The Weinstein Company) Tariq Anwar
127 Hours (Fox Searchlight) Jon Harris
The Social Network (Sony Pictures Releasing) Angus Wall and Kirk Baxter
VISUAL EFFECTS:
Alice in Wonderland (Walt Disney) Ken Ralston, David Schaub, Carey Villegas and Sean Phillips
Harry Potter and the Deathly Hallows Part 1 (Warner Bros.) Tim Burke, John Richardson, Christian Manz and Nicolas Aithadi
Hereafter (Warner Bros.) Michael Owens, Bryan Grill, Stephan Trojanski and Joe Farrell
Inception (Warner Bros.) Paul Franklin, Chris Corbould, Andrew Lockley and Peter Bebb
Iron Man 2 (Paramount and Marvel Entertainment, Distributed by Paramount) Janek Sirrs, Ben Snow, Ged Wright and Daniel Sudick
DOCUMENTARY:
Exit through the Gift Shop (Producers Distribution Agency) Banksy and Jaimie D’Cruz A Paranoid Pictures Production
Gasland Josh Fox and Trish Adlesic A Gasland Production
Inside Job (Sony Pictures Classics) Charles Ferguson and Audrey Marrs A Representational Pictures Production
Restrepo (National Geographic Entertainment) Tim Hetherington and Sebastian Junger An Outpost Films Production
Waste Land Lucy Walker and Angus Aynsley (Arthouse Films) An Almega Projects Production
SHORT FILM, LIVE ACTION
The Confession (dir: Tanel Toom)
The Crush (dir: Michael Creagh)
God of Love (dir: Luke Matheny)
Na Wewe (dir: Ivan Goldschmidt)
Wish 143 (dir: Ian Barnes and Samantha Waite)
DOCUMENTARY SHORT SUBJECT
Killing in the Name (dir: Jed Rothstein)
Poster Girl (dir: Sara Nesson)
Strangers No More (dir: Karen Goodman and Kirk Simon)
Sun Come Up (dor: Jennifer Redfearn and Tim Metzger)
The Warriors of Qiugang (dir: Ruby Yang and Thomas Lennon)
COSTUME DESIGN:
Alice in Wonderland (Walt Disney) Colleen Atwood
I Am Love (Magnolia Pictures) Antonella Cannarozzi
The King’s Speech (The Weinstein Company) Jenny Beavan
The Tempest (Miramax) Sandy Powell
True Grit (Paramount) Mary Zophres
MAKEUP
Barney’s Version, Adrien Morot
The Way Back, Edouard F. Henriques, Gregory Funk and Yolanda Toussieng
The Wolfman, Rick Baker and Dave Elsey
SOUND EDITING
Inception, Richard King
Toy Story 3, Tom Myers and Michael Silvers
Tron: Legacy, Gwendolyn Yates Whittle and Addison Teague
True Grit, Skip Lievsay and Craig Berkey
Unstoppable, Mark P. Stoeckinger
SOUND MIXING
Inception, Lora Hirschberg, Gary A. Rizzo and Ed Novick
The King’s Speech, Paul Hamblin, Martin Jensen and John Midgley
Salt, Jeffrey J. Haboush, Greg P. Russell, Scott Millan and William Sarokin
The Social Network, Ren Klyce, David Parker, Michael Semanick and Mark Weingarten
True Grit, Skip Lievsay, Craig Berkey, Greg Orloff and Peter F. Kurland
ORIGINAL SCORE:
How to Train Your Dragon (Paramount) John Powell
Inception (Warner Bros.) Hans Zimmer
The King’s Speech (The Weinstein Company) Alexandre Desplat
127 Hours (Fox Searchlight) A.R. Rahman
The Social Network (Sony Pictures Releasing) Trent Reznor and Atticus Ross
ACTOR IN A SUPPORTING ROLE:
Christian Bale, The Fighter
John Hawks, Winter’s Bone
Jeremy Renner, The Town
Geoffrey Rush, The King’s Speech
Mark Ruffalo, The Kids Are All Right
FOREIGN LANGUAGE FILM:
Biutiful
Dogtooth
In a Better World
Incendies
Outside the Law
ORIGINAL SCREENPLAY:
Another Year (Sony Pictures Classics), Written by Mike Leigh
The Fighter (Paramount), Screenplay by Scott Silver and Paul Tamasy & Eric Johnson. Story by Keith Dorrington & Paul Tamasy & Eric Johnson
Inception (Warner Bros.), Written by Christopher Nolan
The Kids Are All Right (Focus Features), Written by Lisa Cholodenko & Stuart Blumberg
The King’s Speech (The Weinstein Company), Screenplay by David Seidler
ADAPTED SCREENPLAY:
127 Hours (Fox Searchlight), Screenplay by Danny Boyle & Simon Beaufoy
The Social Network (Sony Pictures Releasing), Screenplay by Aaron Sorkin
Toy Story 3 (Walt Disney), Screenplay by Michael Arndt. Story by John Lasseter, Andrew Stanton and Lee Unkrich
True Grit (Paramount), Written for the screen by Joel Coen & Ethan Coen
Winter’s Bone (Roadside Attractions), Adapted for the screen by Debra Granik & Anne Rosellini
ANIMATED FEATURE FILM:
How to Train Your Dragon
The Illusionist
Toy Story 3
SHORT FILM, ANIMATED
Day & Night (dir: Teddy Newton)
The Gruffalo (dir: Jakob Schuh and Max Lang)
Let’s Pollute (dir: Geefwee Boedoe)
The Lost Thing (dir: Shaun Tan and Andrew Ruhemann)
Madagascar, carnet de voyage (Madagascar, a Journey Diary)
ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE:
Amy Adams, The Fighter
Helena Bonham Carter, The King’s Speech
Melissa Leo, The Fighter
Hailee Steinfeld, True Grit
Jackie Weaver, Animal Kingdom
CINEMATOGRAPHY:
Black Swan (Fox Searchlight) Matthew Libatique
Inception (Warner Bros.) Wally Pfister
The King’s Speech (The Weinstein Company) Danny Cohen
The Social Network (Sony Pictures Releasing) Jeff Cronenweth
True Grit (Paramount) Roger Deakins
ART DIRECTION:
Alice in Wonderland (Walt Disney), Robert Stromberg (Production Design), Karen O’Hara (Set Decoration)
Harry Potter and the Deathly Hallows Part 1 (Warner Bros.), Stuart Craig (Production Design), Stephenie McMillan (Set Decoration)
Inception (Warner Bros.), Guy Hendrix Dyas (Production Design), Larry Dias and Doug Mowat (Set Decoration)/span>
The King’s Speech (Paramount), Eve Stewart (Production Design), Judy Farr (Set Decoration)
True Grit (Paramount), Jess Gonchor (Production Design), Nancy Haigh (Set Decoration)
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