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Eine Woche Erlebniskino

05/04/2011 By Sarah Stutte Leave a Comment

von Sarah Stutte

Zürichs Filmfans warten jedes Jahr sehnsüchtig auf ein besonderes Happening im Februar: das EWZ-stattkino. Auch ich bin seit meinem ersten Besuch im letzten Jahr ein riesiger Fan dieses speziellen Filmfestivals – hier werden nicht die neuesten Produktionen gezeigt, hier werden Klassiker der Filmgeschichte auf neue Art und Weise wiederentdeckt. Durch Live-Synchronisationen, Tanzeinlagen, Lesungen und diverse Musikuntermalungen erstrahlt das Altbekannte plötzlich in ganz anderem Licht. Die mittlerweile zwölfte Ausgabe, die vom 16. bis 27. Februar im Unterwerk Selnau und im Kino Arthouse Le Paris über die Bühne ging, wartete wiederum mit einem extrem spannenden Programm auf, welches ein buntes Gemisch aus Nerds und After-Workern, Goldküstenzürchern und Studenten, Alt und Jung in Scharen anzog. Insgesamt wurden 17 Filme gezeigt. Die vier Vorstellungen, die ich besuchte, waren allesamt komplett ausverkauft.

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©Patricia Pollinger

 

Jo Siffert – Live Fast Die Young

1971 war die Trauer in der Schweiz gross. 50’000 Menschen gingen auf die Strasse, um vom Fribourger Formel 1-Fahrer Jo Siffert Abschied zu nehmen, der durch einen tragischen Rennunfall ums Leben gekommen war. Es war eine der grössten Trauerfeiern, die es hierzulande je gegeben hatte. Dreieinhalb Jahrzehnte später ehrte der Churer Regisseur Men Lareida Jo Siffert mit einem Biopic, in dem Filmausschnitte damaliger Rennen mit Aussagen von Weggefährten, Freunden und Angehörigen zu einem interessanten Bild über den legendären Sportler verschmolzen. Überaus fesselnd war neben der Doku dereinst auch die dazugehörende Musik, die mit Original-Instrumenten aus den 60ern und 70ern eingespielt wurde. Die Filmmusik komponierten Karen Diblitz und Ernest Maeschi; zusammen mit ihrem Studioprojekt Stereophonic Space Sound Unlimited gaben sie den Songs ihren charakteristischen Sound. Für das EWZ-stattkino traten die Studiomusiker nun erstmals live auf und vertonten den Film mit Unterstützung des Late Brakers Orchestra in Echtzeit. Bravourös unterstrich die Musik den ständigen Wechsel von Geschwindigkeit und ruhigen Momenten, katapultierte das Publikum auf direktem Wege zurück in die Zeit der Swinging Sixties. Damals, als die Formel 1 noch eine Familie war und der Tod aufgrund enormer technischer Mängel der Boliden stets mitfuhr. Der perfekt arrangierte Instrumentalsound brachte im Saal das totale Easy-Listening Gefühl rüber. Grossartige Melodien zu grossartigen Bildern.

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©Patricia Pollinger

Der Pate I-III RMX

Wer sich die gesamte Trilogie der sicherlich erfolgreichsten und bedeutensten Mafiasaga aller Zeiten an einem Stück einverleiben möchte, muss vermutlich viel Kaffee trinken, um die ca. neun Stunden Spieldauer in wachem Zustand zu überstehen. Zumal die Zeitsprünge, das viele Personal und die zum Teil vertrackten Verbindungen innerhalb dieses mafiösen Konstrukts nach der ganzen Aufmerksamkeit des Zuschauers verlangen. Eine Riesenarbeit muss es deshalb gewesen sein, dieses Meisterwerk auf eine Fassung von rund drei Stunden zu komprimieren. Doch die Mediaproduktionsspezialisten Beck & Friends nahmen sich der schwierigen Aufgabe an und packten die non-lineare Erzählstruktur des Originals in einen chronologischen Remix. Wenn dabei auch einige berühmte Szenen wie der legendäre Herzanfall Vito Corleones im Garten weggelassen wurden, die Vorgänge von Der Pate II wurden damit gestrafft und in der Kürzung leichter verständlich gemacht. Damit der Übergang zwischen ausgelassenen Ereignissen und den erwähnten Episoden auf der Leinwand fliessend war, kommentierten zwei als Dons verkleidete Schauspieler auf der Bühne das Geschehen. Im Publikum selbst waren zwar keine auf Mafiaboss gestylten Besucher zu erkennen, zu hören dafür jedoch viele Italiener, die die in ihrer Landessprache gesprochenen Filmpassagen jeweils jubelnd beklatschten. Einem so bekannten Film frische Aspekte abzugewinnen, ist eine Leistung. Der Viewer’s Digest war ganz sicher ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte.

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©Patricia Pollinger

Nosferatu

Als einer der ersten Horrorfilm-Vertreter war der aus dem Jahr 1922 stammende Stummfilm Nosferatu wegweisend – gerade wegen seiner für damalige Verhältnisse visionären visuellen Gestaltung in Sachen Lichtsetzung und Kameraführung. Als unautorisierte Adaption von Bram Stokers Roman Dracula entbrannte kurz nach Veröffentlichung des Films ein Rechtsstreit, der mit dem Urteil endete, das Material zu vernichten. Der Vampirstreifen überlebte jedoch in unzähligen Schnittfassungen und wurde bis heute mehrfach restauriert. Die Geschichte handelt vom Grafen Orlok, einem Blutsauger aus den Karpaten, der sich in eine Frau verliebt und mit seinem Auftauchen Tod, Pest und Verderben über die Heimatstadt seiner Liebsten bringt. Natürlich wirkt die Story in Zeiten von Torture-Movies wie Saw wenig beängstigend, in vielen Szenen sogar unfreiwillig komisch. Doch trotz aller Nacht- und Nebelkuriositäten, in denen sich Orlok fast mumienmässig auf seine Opfer zubewegt: Von diesem Klassiker geht auch jetzt noch eine Unheimlichkeit aus, die begreifbar macht, warum sich die Menschen beim Kinobesuch damals so fürchteten. Der Kultfilm wurde durch das Winterthurer Querflötenensemble live untermalt. Bekannte klassische Stücke, Improvisationen und die massgeschneiderte Filmmusik des Flötisten und Komponisten Andreas Stahel verstärkten die gruselige Grundatmosphäre, liessen aber, obgleich der Schönheit und Eleganz der musikalischen Darbietung, Platz für humoristische Momente.

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©Patricia Pollinger

 

Barbarella

Roger Vadims skurrile Science-Fiction Adaption einer französischen Comicvorlage, in der sich Hauptdarstellerin Jane Fonda alle paar Minuten auszog – wofür sie sich noch heute in Grund und Boden schämt –, war mit Sicherheit der trashigste Beitrag am diesjährigen Festival. Der Film von 1968 erlitt damals an den Kinokassen zwar einen Totalabsturz, machte Jane Fonda und Modeschöpfer Paco Rabanne, der den hautengen Catsuit für sie herstellte, aber schlagartig bekannt – und Groupie Anita Pallenberg kurzzeitig zur Lesbenikone. Stripperella hatte nicht nur grossen Einfluss auf die Mode, sondern wurde später oft in Musik und Film zitiert. Obwohl der durchgeknallte Kultstreifen aufgrund seiner freizügigen Motive über die Jahre hinweg vor allem Männer begeisterte, waren an diesem Abend auffallend viele Frauen im EWZ-Unterwerk anwesend – und amüsierten sich lautstark. Kein Wunder: Der Film ist an sich schon urkomisch. Wegen seiner absurden und hippieesken Handlung, in der der Sieg der Liebe über alles geht, wegen der Raumschiffe, die wie Dildos aussehen, wegen der blinden Engel, die erst mit Sex flugtauglich gemacht werden können und wegen all der Hilfsmittel, die da zum Einsatz kommen – angefangen bei den Verzückungsübertragungspillen, aufgehört bei der Lustorgel. Die Live-Synchronisation von kraut_produktion steigerte den Unterhaltungsfaktor jedoch nochmal enorm. Mit der passenden Garderobe und verschiedenen Dialekten wurde das muntere Treiben auf der Leinwand von den Schauspielern neu kommentiert, alle Geräusche selbst vertont. Ein Highlight des EWZ-stattkino 2011!

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©Patricia Pollinger

 

Fazit: Das etwas andere Filmfestival war auch in seiner zwölften Ausgabe ein voller Erfolg. Mit seinem abwechslungsreichen und liebevoll ausgestalteten Programm sorgte es jedes Mal für sensationelle Stimmung und hat seinen Platz an der Sonne redlich verdient. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

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Filed Under: Festivals Tagged With: Barbarella (1968), Nosferatu (1922), The Godfather (1972)

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