von Daniel Paredes
Kaum ein anderer Film dürfte 2012 für eine so breite Aufmerksamkeit sorgen, wie Peter Jacksons The Hobbit – Part 1. Wie es Jackson schon meisterlich in der Lord of the Rings-Trilogie vorgemacht hat, erwarten die Fans auch von diesem Zweiteiler ein Fantasy-Spektakel, in dem die Helden zu Pferd unterwegs sind, barfuss gehen oder schwere Rüstungen tragen, fabelhafte Wesen in den Wäldern herumlungern, die Funken im Schwertkampf sprühen und mittelalterliche Architekturen die Landschaft schmücken.
Dabei kennt Hollywood seine Zugpferde ganz genau und so lässt die Traumfabrik kein Trend entgleiten. Stattdessen wird unzählige Male nachgelegt, wenn sich ein Konzept besonders gut bewährt hat – man denke nur an 3D oder die Remakes, die immer noch zahlreich den Kinomarkt überschwemmen. Derzeit lässt sich jedoch ein etwas merkwürdiger Trendverlauf vernehmen. Würde man annehmen, Hollywood plane erst für die Post-Hobbit Zeit eine ganze Reihe von Komplementärprodukten, verhält es sich anders. Es scheint, als ob man schon im Voraus die Ritterrüstungen aus dem Kostümschrank herausholt und die Pferde sattelt. Nur ein Zufall? Oder versucht man die Berichte um den Produktionsprozess in Mittelerde als Anreger für andere Werke zu nutzen?
Es ist schon verwunderlich, wie viele Produktionen sich momentan im Mittelalter-Fantasy Bereich tummeln – und das aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Mit langer Mähne reitet derzeit noch Nicolas Cage völlig atypisch in Season of the Witch in den Schweizer Kinos umher. Das Poster zum Film zeigt den Tempelritter Cage obendrein in schlecht kopierter Aragorn-Pose (siehe unten). In Your Highness (US-Kinostart: 8. April) widmet sich Pineapple Express-Regisseur David Gordon Green seinen Helden in Strumpfhosen. Mit Natalie Portman und James Franco prominent besetzt, muss in dieser Abentuerkomödie ein junger Prinz seine Heldenreise antreten, um seine gekidnappte Prinzessin zu befreien. Schlendert man momentan durch das Lichtermeer des Times Squares in Manhattan wird einem bewusst, dass auch das US-Fernsehen diesen Vorgeschmack gehörig mitgestaltet. Insbesondere die Serien Camelot (Ende Februar im US-TV gestartet) und Game of Thrones (startet am 17. April im US-TV) – die HBO-Serie stellten wir euch bereits im Dezember hier in einer Artikel vor – scheinen für das mythenverliebte Herr der Ringe- bzw. Hobbit-Publikum massgeschneidert worden zu sein. Aber auch das Blockbusterkino wird in diesem Jahr mit einem Film eröffnet, der in diese Kategorie reinpasst. Na gut, Thor (CH-Kinostart: 28. April) mag eine Comicverfilmung sein, teilweise in der Gegenwart spielen und futuristisch anmuten. Einen LOTR-ähnlichen Touch kann man der Götterwelt aber nicht absprechen, ausserdem hat sich Tolkien ja auch bekanntlich zahlreich der nordischen Mythologie bedient – warum also nicht auch umgekehrt? Und wenn wir schon bei Wikingern und wilden Gestalten sind, bleibt ein anderer Film zu nennen, der hervorragend ins Schema der mittelalterlichen Fantasy passt: Das Remake zu Conan the Barbarian (US-Kinostart: 19. August). Der rätselhafte Nebel-Trailer lässt zwar noch nicht viel erahnen, aber die Wesen im Hintergrund zu Beginn erinnern wiederum stark an Orks. Zumindest die ältere Generation, die Schwarzeneggers Darstellung des ruppigen Barbaren noch kennt, dürfte ein Auge auf die Neuauflage geworfen haben. Mal abwarten, mit welchen Filmen uns Hollywood in den kommenden Monaten sonst noch überraschen wird, um uns auf die heiss erwartete Herr der Ringe-Vorgeschichte einzustimmen.
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