Heute ist ein schöner Tag zum Sterben
von Sarah Stutte
Regisseur Simon West wollte dem 70er Jahre Bronson-Thriller “The Mechanic” ein neues Gesicht geben. Die Story um einen Auftragskiller, dessen Zögling sich gegen ihn wendet, war damals aber eindeutig besser. Die Neuauflage ist ein Actionkracher von der Stange, dessen farblose Figuren und inhaltliche Konventionalität der Geschichte nichts Interessantes hinzufügen können.
Arthur Bishop (Jason Statham) ist ein Auftragskiller, der zu den besten seiner Zunft gehört. Von einer im Dunkeln agierenden Organisation werden ihm die kompliziertesten Aufträge zugeteilt. Die Morde an seinen meist prominenten Opfern lässt Bishop wie Unfälle aussehen. Dabei hilft ihm das genaue Studium der Zielobjekte, denn jeder Mensch hat eine Schwäche, die der Killer in Erfahrung bringt und zu seinem Vorteil nutzt. Als Bishop jedoch seinen engsten Vertrauten und langjährigen Mentor Harry McKenna (Donald Sutherland) umbringen soll, plagen ihn zum ersten Mal Gewissensbisse. Sein mysteriöser Boss Dan Sanderson (Tony Goldwyn) besteht jedoch mit aller Nachdrücklichkeit auf die Ausführung des Jobs und dichtet McKenna kriminelle Eigeninteressen an. Bishop glaubt die Geschichte, lockt seinen väterlichen Freund in eine verlassene Tiefgarage und erschiesst ihn. Als er kurz darauf aber auf Harrys Sohn Steve (Ben Foster) trifft, der eine problematische Beziehung zu seinem Vater führte, versucht Bishop seinen Schuldgefühlen einen Kanal zu geben. Er nimmt sich des Jungen an und lehrt ihn sein mörderisches Handwerk. Dieser ist mit Feuereifer dabei, sinnt er doch auf Rache für den Mord an seinem Vater. So entwickelt sich zwischen ihm und Bishop eine Freundschaft, bis Steve herausfindet, wer seinen Vater auf dem Gewissen hat…
1972 spielte Charles Bronson im Klassiker The Mechanic den Mörder Arthur Bishop, der die legendären ersten 16 Minuten des Filmes aufs Reden verzichtete und seine Arbeit auch sonst äusserst wortkarg erledigte. Der Film war ein langsamer, bitterer Thriller, der ohne grosse Action auskam, aber trotzdem Spannung entfaltete. Dies lag nicht nur an der interessanten Story, den filmischen Einstellungen oder den – wenn auch recht kurzen – spannenden Frauenrollen. Bronson war ein vielschichtiger Hauptcharakter, durch seine blutige Berufung einem hohen emotionalen Druck ausgesetzt. Seine Einsamkeit konnte er nur mit Antidepressiva und Rollenspielen bekämpfen. Fast vierzig Jahre nach diesem Erfolg bringen die Söhne der damaligen Produzenten, William Chartoff und David Winkler, ein Remake in die Kinos, das mit dem Original nicht mehr viel gemeinsam hat. Ärgerlich ist nicht nur der überraschungsarme Plot, der ausser einem alternativen Ende nicht viel Neues bietet, sondern auch die Tatsache, dass die Drehbuchschreiber Lewis John Carlino und Richard Wenk die femininen Kurzauftritte im Film auf blosse, bedeutungslose Sexualkontakte reduziert haben. Zwar ist mit Jason Statham ein zeitgenössischer Actionstar vertreten, der seine Sache genauso ruhig wie Bronson macht, dafür aber auch um einiges gleichgültiger. Dies erstaunt angesichts der Tatsache, dass in der Neuauflage die tiefe Freundschaft zwischen ihm und seinem älteren Mentor explizit hervorgehoben wird, was im Original so nicht vorkam. Trotzdem lässt sich der Brite keine Zweifel an seinem Tun anmerken, als Zuschauer ahnt man nur, dass da welche sein müssten. Doch in einem Film, der vordergründig dazu dient, Stathams Actionsequenzen gut auszuleuchten, scheinen psychologische Aspekte reine Nebensache zu sein. Anders verhält es sich mit Bishops Protegé Steve. Seinerzeit war Jan-Michael Vincent in dieser Rolle ein eiskaltes und berechnendes Ekel, das nicht die Rache am Vater ins Zentrum seines selbstverliebten Universums rückte, sondern den eigenen finanziellen Vorteil. Ben Foster spielt mit seiner Darstellung des verlorenen Sohnes nicht nur seinen Vorgänger an die Wand, sondern auch das gesamte neue Cast (unter anderem Tony Goldwyn als Karrikatur eines Bösewichts), inklusive der immer grossartig agierenden Legende Sutherland. Fosters Steve ist verletzlich und gebrochen, eine tickende Zeitbombe, die dem Publikum nicht gänzlich unsympathisch bleibt und dennoch für Reibung sorgt.
Während Michael Winners Film ausser einer milden Verfolgungsjagd nichts Spektakuläres fürs Auge zu bieten hatte, schöpft Regisseur Simon West (Con Air, Lara Croft: Tomb Raider) in diesem Remake aus dem Vollen. Hier wird wild geschossen, Leute werden der Reihe nach zersiebt und das But fliesst in Strömen. Besonders innovativ wird die Action trotz allem nicht in Szene gesetzt. Damit bleibt The Mechanic ein auf Hochglanz poliertes, eigentlich aber überflüssiges Remake, das inhaltlich vereinfacht wurde, den Stoff aber relativ spannungsarm und weniger stimmig wiedergibt. Einzig Ben Foster überzeugt in seiner Rolle als wütender und innerlich zerrissener Sohn, den allein Rache über die kaputte Beziehung zu seinem Vater hinwegzutrösten vermag.
[kkratings]
[hr]
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The Mechanic (2011)
Originaltitel: –
Land: USA
Regie: Simon West
Drehbuch: Lewis John Carlino, Richard Wenk
Schauspieler: Jason Statham, Ben Foster, Tony Goldwyn, Donald Sutherland, Jeff Chase, Mini Anden, James Logan, Eddie J. Fernandez, Christa Campbell, u.a.
Musik: Joe Hisaishi
Laufzeit: 93 Minuten
Start CH: 14.04.2011
Verleih: Frenetic Films
Weitere Infos bei IMDB[/box]
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©Frenetic Films
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