Wer zum Teufel ist John Wayne?
von Sarah Stutte
Nachdem sich “Skyline” von den Gebrüdern Strause als Totalausfall erwies, ruhten die Hoffnungen der Sci-Fi Fans auf Jonathan Liebesmans “World Invasion: Battle Los Angeles”. Doch der zweite grosse Alien-Actioner des Jahres schafft, was man kaum für möglich hielt: Aufgrund eines unsagbar schlechten Drehbuchs, nicht vorhandener Charaktere und nervtötender Wackelkamera ist er um Längen langweiliger als sein oben genannter Genre-Kollege.
Staff Sergeant Michael Nantz (Aaron Eckhart) will aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und einer traumatischen Afghanistan-Erfahrung, bei der er all seine Männer verlor, vorzeitig aus der US-Armee entlassen werden. Als aber Aliens mit hochtechnologisierten und waffenstarrenden Kampfraumschiffen die Welt zu bombardieren beginnen, muss der ausgelaugte Nantz noch einmal ran, um wenigstens ein paar Amerikaner zu retten. Zusammen mit einer Truppe Soldaten unter dem jungen Lieutenant Martinez (Ramon Rodríguez ) durchkämmt der Staff Sergeant auf der Suche nach Überlebenden einen Stadtquadranten Los Angeles’. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, ehe das gesamte Gebiet durch die Luftwaffe in Schutt und Asche gelegt wird, wodurch man sich erhofft, den ausserirdischen Angriff doch noch stoppen zu können. Tatsächlich finden die Marines wenig später Zivilisten in den sie umgebenden Trümmerbergen. Den Rückweg müssen sie unter ständigem Feindbeschuss allerdings zu Fuss antreten, denn der rettende Armeehubschrauber wurde von den fremden Roboterwesen vom Himmel geschossen. Kein Problem für Nantz: Denn wer ein echter Marine ist, der ballert sich seine Fluchtmöglichkeit buchstäblich frei…
Die US-Armee konnte im Laufe der Jahre definitiv schon effektiver auf der Kinoleinwand für sich Werbung machen. Bei Top Gun etwa lohnte sich das Geld, welches das Verteidigungsministerium in den Film investierte, vermittelte der doch den Eindruck, dass Mann mit cooler Fliegerjacke und waghalsigen Manövern die heisseste Braut abschleppen konnte. Bei World Invasion: Battle Los Angeles springt für den normalen Soldaten nicht soviel heraus. Hier ist er nur eine Leiche unter vielen. Das Wissen allein, dass er zu den besten Kämpfern der Welt gehört, muss zudem Verdienst genug für ihn sein, um ausreichend Blut, Schweiss und Tränen zu vergiessen. Ja, auch Tränen sind in Zeiten des Verlusts völlig ok, weil Marines niemals aufgeben, wie Sergeant Nantz in einer bedeutungsschwangeren Szene des Films festhält. Wie beruhigend ist es doch zu wissen, dass die USA uns auf jeden Fall den Hintern retten werden, wenn die Welt, die eigentlich nur aus Los Angeles besteht, in Trümmern liegt. Das wäre dann die Quintessenz, die der Zuschauer aus diesem lahmen Actioner herausziehen kann.
Doch nicht nur die hemmungslos inszenierte US-amerikanische Selbstherrlichkeit (klar: kaum ist man aus einer Schlacht heraus, zieht man in die nächste!), die absolut bescheuerten Patrioten-Thesen, stumpfsinnigen Dialoge (“Lass mich das Alien untersuchen, ich bin Tierärtzin!”, “Nantz hat gekämpft wie John Wayne? Wer zum Teufel ist John Wayne?”) oder die inbrünstig geschrienen Kommandos nerven tierisch. Ebenso tut dies die wacklige Handkamera, die zwar ein wenig Authentizität in das Geschehen bringt, zugleich aber dafür sorgt, dass das Publikum die einzelnen Szenen und die handelnden Protagonisten nie klar erkennt. Glück im Unglück: Da die Figuren keine richtige Charakterisierung erfahren, nur kurz, schmerzlos und klischeebeladen eingeführt werden (man freue sich auf den ausgepowerten Veteranen, den jungen Soldaten mit schwangerer Freundin und das Abschiedssaufgelage der übrigen Marines), ist es nicht gross von Belang, wer als Nächstes ins Gras beisst. Aaron Eckhart bleibt als Hauptfigur genauso konturlos wie die als kaltschnäuzige Amazone wahnsinnig originell besetzte Michelle Rodriguez. Auch auf die Aliens wird nicht weiter eingegangen. Sie bleiben gesichtslos, ihre Motive im Dunklen. Dafür feuern sie aus allen Rohren und haben natürlich, hochentwickelte Spezies hin oder her, einen Schwachpunkt. Diese Info spielt im weiteren Verlauf des Filmes aber sowieso keine Rolle mehr, denn man kann die fiesen Fremdlinge ja auch einfach über den Haufen fahren oder sie mit einem Projektor blenden.
In diesem grässlichen Spektakel ist wenigstens die Action einigermassen sehenswert und auch die Effekte sind nicht von schlechten Eltern. Doch 110 Minuten stupides Rattatapeng ist derbe langweilig, zumal weder eine treibende Handlung, grosse optische Eindrücke, eine Spur Ironie, Witz und Unterhaltung oder Figuren, für die man sich als Zuschauer interessiert, erkennbar sind. Zu lachen gibt allein die Tatsache, dass einem drittklassigen Horrorfilmregisseur wie Jonathan Liebesman (Texas Chainsaw Massacre: The Beginning) ein 70 Millionen Dollar teures Sci-Fi Projekt anvertraut wurde und dass Christopher Bertolinies dermassen schlechtes Drehbuch offenbar an jeder Kontrollinstanz durchgekommen ist. Skyline machte, im Vergleich zu dieser hohlen Zerstörungsorgie, durch seine Schlechtigkeit wenigstens noch ein bisschen Spass. Das Warten auf den nächsten richtig guten Invasionsfilm geht weiter.
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[hr]
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World Battle: Los Angeles (2011)
Originaltitel: –
Land: USA
Regie: Jonathan Liebesman
Drehbuch: Christopher Bertolini
Schauspieler: Michelle Rodriguez, Bridget Moynahan, Aaron Eckhart, Joey King, Michael Peña, Lucas Till, Noel Fisher, Jim Parrack, Taylor Handley, u.a.
Musik: Brian Tyler
Laufzeit: 112 Minuten
Start CH: 14.04.2011
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Switzerland
Weitere Infos bei IMDB[/box]
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©Walt Disney Studios Motion Pictures Switzerland
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