von Daniel Paredes
Die Kulturstadt Basel erhält endlich ein Filmfestival! Bildrausch Filmfest Basel heisst der Event, der ganz im Zeichen der siebten Kunst steht und vom 27. Mai bis zum 5. Juni zum ersten Mal über die Bühne bzw. die Leinwand gehen wird. Schauplatz ist das Stadtkino Basel, ganz in der Nähe des berühmten Tinguely-Brunnens und des Theater Basel. Das ganze Jahr über ist dieser Ort ein Treffpunkt für Cineasten aus der Region und darüber hinaus. Denn hier macht man sich noch die Mühe wahre Filmschätze auszugraben und möglichst originalgetreu vorzuführen. Monatliche Retrospektiven zu wichtigen Kinogrössen, übersehene aber sehenswerte Aussenseiter und vor allem Klassiker der Filmgeschichte stehen hier im Fokus.
Das Programm des neuen Filmfestivals kann sich für eine erstmalige Veranstaltung durchaus sehen lassen. Auch die eindeutig erkennbare Struktur ist vielversprechend. Schwerpunkt ist der Internationale Wettbewerb „Cutting Edge“. Hier positioniert man sich bewusst als „Festival der Festivals“ und möchte dem Schweizer Publikum aussergewöhnliche Filme präsentieren, die für eine „konsequente Bildsprache, Mut und kompromisslose Erzählstrategien“ stehen und bereits auf grossen Festivals wie Cannes, Venedig oder der Berlinale auf sich aufmerksam machten. Beispielsweise Essential Killing von Jerzy Kolimovski: ein Film über einen Taliban-Soldaten auf der Flucht durch die Schneewüste Sibiriens, für den Vincent Gallo an der Biennale mit dem Schauspielerpreis geehrt wurde. Oder Meek`s Cutoff von Kelly Reichardt (Wendy and Lucy): ein Western, in dem für einmal vorwiegend Frauen im Vordergrund stehen; allen voran Michelle Williams. Auch Brownian Movement von Nanouk Leopold, über den wir bereits in unserem Berlinale-Special berichtet haben, konnte man nach Basel holen: ein ruhiger Film mit langen Einstellungen und einer weiblichen Hauptfigur, deren sexuelle Ausschweifungen Symptome einer Identitätskrise sind. Viele weitere Filme aus so unterschiedlichen Ländern wie Japan, Sri Lanka oder Portugal schmücken die Hauptkategorie. Eröffnet wird das Festival mit dem griechischen Wettbewerbsbeitrag Attenberg, der bereits mehrere Festivals aufmischte und dem man einen besonders aufmüpfigen Charakter nachsagt.
Apropos Griechenland: Nicht nur tummeln sich im Wettbewerb gleich drei griechische Filme, zusätzlich wird unter dem Themenschwerpunkt „Jung und heftig“ das Neue Kino aus Griechenland beleuchtet: vom kontroversen Film-Noir-Schocker Singapore Sling, bis zum nicht minder provokativen, in diesem Jahr für den Oscar nominierten Dogtooth. Ziel ist es, dem Schweizer Publikum ein Filmland näherzubringen, das momentan im Aufschwung ist und mit frischen, unverbrauchten Ideen auftrumpft.
So zügellos und kreativ wie das heutige Filmschaffen in Griechenland war in den 60er und 70er Jahren das freizügige, sozialismuskritische Kino des jugoslawischen Regie-Revoluzzers Dušan Makavejev. In einer Hommage kann man seine bekanntesten Werke wie Innocence Unprotected, WR: Myteries of the Organism oder Sweet Movie wiederentdecken. Ohne Frage ein Höhepunkt des Festivals: für eine Podiumsdiskussion wird der mittlerweile knapp 80-jährige Altmeister höchstpersönlich in Basel erwartet.
Zusätzliche Sympathien verdient sich die Veranstaltung für ihr regionales Bewusstsein. So konnte man zwischen dem Filmfestival und dem Basler Filmpreis eine Kooperation eingehen. Unter dem Titel „Zoom – Basler Filme im Fokus 2011“integriert man das Basler Filmschaffen aus dem Jahr 2010 in die Festivalwoche. Unterteilt in sechs Blöcke zeigt man im Stadtkino Werke aus den fünf Kategorien Langfilm, Kurzfilm, Kunstfilm, Auftragsfilm und Spots&Clips, deren Macher sich dann am 4. Juni in der Basler Filmnacht im Schauspielhaus Hoffnungen auf einen Preis der unterschiedlichen Kategorien machen dürfen. Im Rahmen dieser 2. Basler Filmnacht zeichnet Bildrausch auch den Gewinner des Internationalen Wettbewerbs mit einem Preisgeld in der Höhe von CHF 3000 aus. Überreicht wird der Preis vom Schweizer Filmemacher Peter Liechti (The Sound of Insects).
Wir möchten an dieser Stelle noch auf die offizielle Seite des Festivals verweisen, wo es das komplette Programm und weitere Informationen nachzulesen gibt:
Groarr.ch wird Ende Mai und Anfang Juni vor Ort sein, um von dieser zukunftsträchtigen Premiere zu berichten.
Leave a Reply