von Olivia Tjon-A-Meeuw
Neben der lang erwarteten Adaption des Epos „A Song of Ice and Fire“, unter dem Titel Game of Thrones, hat vor kurzem auch noch eine andere Fantasyserie ihre Premiere gefeiert: Camelot, eine neue Version der Artussage. Die Serie weckte sofort meine Neugier, denn die Artussage ist seit langem eine meiner Lieblingsgeschichten. Angefangen hat meine Begeisterung für den Artus-Stoff mit dem Roman „Die Nebel von Avalon“ von Marion Zimmer Bradley, der auch verfilmt wurde, unter anderem mit Angelica Houston und Julianna Margulies. Doch diese Miniserie gleichen Titels kann man sich getrost ersparen: Da hat jemand überhaupt nicht kapiert, worum es geht, vieles wurde weggelassen oder neu erfunden.
Doch zurück zu Camelot. Als Hauptquelle geben die Macher „Le Morte D’Arthur“ an, Sir Thomas Malorys mittelalterliche Zusammenstellung verschiedener Erzählungen über den legendären König. Camelot, die TV-Serie des Kabelsenders Starz, beginnt mit dem Tod von Uther Pendragon und der darauf folgenden Thronbesteigung seines Sohnes Artus. Da aber weder Artus noch der Rest der Welt wussten, dass er Uthers Sohn ist, hat der junge König viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Unterstützt wird er dabei, wie könnte es anders sein, vom mysteriösen Zauberer Merlin. Seine Halbschwester Morgan hingegen möchte die Krone selbst tragen, und so schmiedet sie Pläne, um ihren Bruder vom Thron zu stürzen. Natürlich sind auch die anderen wichtigen Figuren der Legende dabei, wie zum Beispiel die Ritter der Tafelrunde, die ihren König tatkräftig unterstützen. Soweit die Geschichte in Camelot nach vier Episoden.
Nachdem ich die Pilotsendung gesehen hatte, war ich durchaus begeistert und freute mich schon auf die folgenden Episoden. Die aber waren eher enttäuschend. Das grösste Problem ist meiner Meinung nach unglücklicherweise gerade die Hauptperson: Jamie Campbell Bower überzeugt mich leider ganz und gar nicht in der Rolle des Artus. Sein König ist ein Milchbubi, dem jegliches Charisma abgeht, was für die Figur des Artus’ in meinen Augen leicht problematisch ist. Schliesslich ist Ausstrahlung die wichtigste Waffe in Artus’ Arsenal, um die Leute dazu zu bringen ihm zu folgen. Umso mehr, weil seine Abstammung nicht ganz zweifelsfrei ist und weil sein Vater nicht zu der guten Sorte Könige gehörte, sodass er nicht ohne Weitres auf die Loyalität dessen Untertanen zählen kann. Doch an der wenig überzeugenden Artus-Figur sind nicht nur Campbell Bowers Schauspielkünste schuld, ist er doch mit einem schlechten Drehbuch gestraft. In den letzen beiden Episoden lag der Fokus nämlich vor allem auf der Beziehung zwischen Artus und Guinevere, die natürlich auch nicht fehlen darf. Aber die Figur der Guinevere hat mir noch nie gefallen, trägt ihre aussereheliche Beziehung zu Lancelot doch auch zum Untergang Camelots bei. Kommt hinzu, dass mir die Dame oft etwas wehleidig erscheint. Zusätzlich, zielt die momentane Gewichtung für meinen Geschmack ein wenig an den wichtigen Dingen vorbei, sollte sich Artus doch auf die Festigung seiner Herrschaft konzentrieren und nicht einen seiner besten Ritter vertreiben, indem er dessen Frau schöne Augen macht. Dieser Ehemann ist ein Ritter namens Leontes, eine für die Serie speziell erfundene Figur. Artus’ bekannter Rivale, wenn es um die Gunst von Guinevere geht, ist üblicherweise Lancelot, doch der ist bisher noch nicht in der TV-Serie aufgetaucht. Auf jeden Fall lässt dieser Plot Artus noch mehr wie ein Schwächling aussehen. Die Rettung ist der Rest des Casts, allem voran zwei Figuren: Joseph Fiennes als Merlin und Eva Green als Morgan liefern durch und durch überzeugende Darstellungen ab. Anders hätte man es von den beiden auch nicht erwartet.
Doch Camelot ist glücklicherweise nicht die einzige aktuelle Fernsehserie zum Thema: Da gibt es auch noch die BBC Serie Merlin, welche, am Ende der 3. Staffel angelangt, zurzeit gerade pausiert. Darin sind Merlin und Artus zwei Jungspunde, die regelmässig in Schwierigkeiten geraten; Zauberer Merlin – als Diener Artus’ – darf dem draufgängerischen jungen Prinz jeweils mit Hilfe der Magie das Leben retten. Die Besonderheit an der Serie ist, dass auf Gebrauch von Magie im ganzen Königreich die Todesstrafe steht, und so muss Merlin höllisch aufpassen, dass sein Herr davon nie etwas mitkriegt. Eine gänzlich andere Herangehensweise, im Vergleich mit Camelot: Statt Drama steht Spass im Vordergrund. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch ernst werden kann, doch der Grundtenor ist hier eindeutig leichter. Von dieser Serie wiederum bin ich restlos begeistert, bringt sie mich doch jeweils so sehr zum Lachen, dass ich beinahe vom Sessel kippe.
Bleibt also zu hoffen, dass Camelot die Kurve kriegt und hält, was die Pilotsendung versprochen hat – und dass Merlin weiterhin den richtigen Ton trifft. Was meint ihr zu diesen Serien oder anderen Versionen der Artussage? Noch nie davon gehört? Begeistert? Überhaupt kein Interesse?
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