„In brightest day, in blackest night…“
von Olivia Tjon-A-Meeuw
Ryan Reynolds kämpft als intergalaktischer Gesetzeshüter gegen eine Kreatur, die aus Angst geformt ist; aber gegen die Mängel des Drehbuchs kommt sogar ein Superheld nicht an.
Mit Green Lantern betritt nach Superman und Batman eine weitere Figur aus dem Pantheon der DC-Superhelden die Kinoleinwand. Da Konkurrent Marvel einen Film nach dem anderen produziert und seine Helden-Horde bald schon im Megablockbuster The Avengers zusammenführt, macht sich auch DC daran, weiteren, wenn auch weniger bekannten Charakteren einen Auftritt zu verschaffen. Um sicherzugehen, dass dabei nichts schief geht, hat man Regisseur Martin Campell angeheuert, der sich rühmen darf, mit Goldeneye (1995) und Casino Royale (2006) die James Bond-Franchise nicht nur einmal, sondern gleich zweimal wiederbelebt zu haben – zuerst mit Pierce Brosnan, dann mit Daniel Craig. Auch die Figur des Green Lantern kann im komplexen DC-Universum unterschiedliche Biographien vorweisen. Ihren Ursprung findet man im Jahr 1940, als sie unter Autor Bill Finger und Zeichner Martin Nodell gegen die Nazis kämpfte. Für diesen Film hat man sich aber der Ideen von John Broome und Gil Kane bedient, die 1959 mit Hal Jordan den bekanntesten Vertreter seiner Zunft erschufen. Hal Jordan ist ein Testpilot bei Ferris Aircraft, für welche bereits sein Vater geflogen ist. Jordan Senior ist bei einem Unfall ums Leben gekommen; eine Tragödie, die seinen Sohn noch immer verfolgt. In Erinnerung an seinen Vater, versucht Hal der bestmögliche Pilot zu werden, auch wenn er im Leben sonst nicht viel auf die Reihe kriegt. Doch während Hal einen waghalsigen Stunt nach dem anderen fliegt, geschehen am anderen Ende des Universums Dinge, die sein Leben bald auf den Kopf stellen werden.
Der Zuschauer wird gleich zu Beginn des Films ins Comic-Universum eingeführt. Vor Jahrmillionen formten unsterbliche Wesen aus der smaragdfarbenen Energie der Willenskraft Ringe. Diese Ringe wurden in alle Ecken des Universums gesendet, wo sie sich jeweils einen Träger aussuchten, dessen Aufgabe es von da an war, seinen Sektor im Universum zu beschützen. Zusammen bilden all diese Gesetzeshüter das Green Lantern Corps. Der grösste Feind des Corps war Parallax, ein Wesen, welches aus der gelben Energie der Angst besteht. Dem legendären Green Lantern Abin Sur gelang es einst, Parallax einzusperren, doch durch ein Unglück wurde die Kreatur befreit und zerstört nun eine Zivilisation nach der anderen. Als Abin Sur bei einem Zusammenstoss mit Parallax tödlich verwundet wird, landet er auf der Erde, wo sich sein Ring auf die Suche nach einem Nachfolger macht: Hal Jordan wird als erster Mensch ins Green Lantern Corps aufgenommen und muss schnell lernen, mit der neuen Kraft umzugehen, wenn er seinen Planeten beschützen will.
Es wurde oft spekuliert, ob es den Filmemachern gelingen würde, dem Publikum die Space Opera-Aspekte der Green Lantern Mythologie näher zu bringen, ohne dass der Film ins Lächerliche abdriften würde. Immerhin, der Film nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Erfreulich auch, dass man in visueller Hinsicht nahe an der Vorlage bleibt – siehe zum Beispiel Mark Strong als Sinestro. Dafür hat man aber ausser Acht gelassen, dass zu jedem Film auch ein fesselnder Plot dazugehört. Leider folgt die Geschichte strikt dem Schema bekannter Superheldenfilme, und der aufmerksame Zuschauer kann nicht nur bald vorausahnen, dass Green Lantern am Ende siegen wird, sondern auch wie. Die Drehbuchschreiber wollten zumindest beim roten Faden der Geschichte auf Nummer sicher gehen, hatten sie doch die durchaus schwierige Aufgabe, den Kinozuschauern nebenbei eine komplett neue Welt und neue Figuren vorzustellen. Dabei blieb aber alle Raffinesse auf der Strecke. Zu vieles wird nur kurz angesprochen, zu viele Charaktere haben nur einen Kurzauftritt. So gelingt es kaum, die vielen verschiedenen Stränge zusammenzuführen, viel mehr wirkt es, als ob Szene um Szene, zum Teil ohne Zusammenhang, aneinandergereiht wurde – so lernt Hal seine neuen Ring-Kräfte innerhalb weniger Film-Minuten. Da kann auch Ryan Reynolds (Buried), der als nichtsnutziger Charmeur eigentlich perfekt gecastet wurde, nichts mehr retten. Es wäre viel mehr angebracht gewesen, auf den einen oder anderen unnötigen Aspekt zu verzichten, zum Beispiel auf die obligatorische Liebesgeschichte, die den Fluss des Films eher stört als voranbringt. Zudem wäre es eine nette Abwechslung, mal einen Superhelden zu treffen, der keinen Vaterkomplex hat; merkwürdiger noch, dass auch der menschliche Bösewicht mit ähnlichen Vaterproblemen zu kämpfen hat. Schade auch, dass Parallax – eine Figur geschaffen aus Angst in ihrer reinsten Form – so unbeeindruckend umgesetzt wurde.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich der neue Supermanfilm (Man of Steel) an Christopher Nolans Batmanfilmen orientiert, statt in die unoriginellen Fussstapfen von Green Lantern zu treten.
[kkratings]
[hr]
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Green Lantern (2011)
Originaltitel: –
Land: USA
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Greg Berlanti, Michael Green, Marc Guggenheim
Schauspieler: Ryan Reynolds, Blake Lively, Peter Sarsgaard, Mark Strong, Temuera Morrison, Jenna Craig, Jon Tenney, u.a.
Laufzeit: 114 Minuten
Start CH: 28.07.2011
Verleih: Warner Bros. Pictures. All Rights Reserved
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©Warner Bros. Pictures. All Rights Reserved
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