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Le Havre (2011)

30/10/2011 By Anne Konz Leave a Comment

Aufbruch in eine bessere Welt

von Anne Konz

Aki Kaurismäkis neuster Film präsentiert sich mit altbekannter Melancholie, Schweigsamkeit und Langsamkeit, zeigt gleichzeitig aber den hoffnungsvollen Drang nach Veränderung. „Le Havre“: eine Sozialkomödie mit zeitlosem und märchenhaftem, aber auch ernstem Blick auf die Flüchtlingspolitik.

Marcel Marx – aus Kaurismäkis Filmkosmos als Pariser Schriftsteller in La vie de bohème (1992) bekannt und von André Wilms auch hier in leiser und ruhiger, fast stoischer Art gespielt – hat sich entschlossen, bodenständig zu werden und sich in Le Havre als Schuhputzer niederzulassen. Hier lebt er, von hilfsbereiten Nachbarn und undankbaren Kunden umgeben, ein genügsames Leben mit seiner Frau Arletty (Kati Outinen). Aber der idyllische Schein trügt. Ganz unerwartet beginnt Le Havre mit einer Gangsterszene: Marcels Kunde beendet am Bahnhof der Stadt unwirsch dessen Bemühungen und drückt ihm, durch zwei seltsame Beobachter nervös geworden, eilig das Geld in die Hand. Eine Sekunde später, als er mit seinem Koffer zu flüchten versucht, wird der Unbekannte erschossen. „Wenigstens hatte er Zeit zu bezahlen“, sagt Marcel lakonisch zu seinem Kollegen und geht abends mit etwas Handgeld von seiner Frau in eine Bar. Wenig später muss Arletty vom Krankenwagen ins Spital gebracht werden und erfährt, ohne Marcel davon zu erzählen, dass sie nur noch wenige Tage zu leben habe. Zu Hause bleibt Leere zurück. Doch am nächsten Tag, als Marcel am Hafen gerade in sein Sandwich beisst, fällt sein Blick auf Idrissa. Der Junge aus dem afrikanischen Libreville möchte nach London zu seiner Familie und konnte gerade noch fliehen, als der Hafen-Container seiner Flüchtlingsgruppe von der Polizei geöffnet wurde. Von diesem Moment an ist Kommissar Monet (Jean-Pierre Darroussin) Idrissa auf den Fersen, und Marcel beschliesst, den Flüchtlingsjungen mit Hilfe der Nachbarn bei sich zu Hause zu verstecken. Bald gibt er Idrissa Arbeit und führt ihn in die Kunst des Schuhputzens ein. Als ihn ein Widersacher unter den Nachbarn bei der Polizei verpfeift, kommt Kommissar Monet ihm und dem Jungen langsam aber sicher auf die Schliche. Gemeinsam mit den solidarischen Nachbarn, der Bäckersfrau, dem Gemüsehändler, der Kneipenwirtin und anderen kleinen Leuten organisiert Marcel später ein Benefiz-Konzert des örtlichen Rockers Little Bob (Roberto Piazza), um Idrissa die Überfahrt nach London zu ermöglichen…

In Kaurismäkis so eigenem Erzähltempo und mit seinem ironischen und lakonischen Humor zeigt sich Le Havre deutlich optimistischer als seine Vorgänger und kippt manchmal fast schon ins Satirische. Dabei greift der Regisseur die französische Flüchtlingspolitik und ihre Missstände durchaus sozialkritisch auf. Im Fernsehen zeigen Nachrichtenbilder, wie die illegale Flüchtlingsunterkunft „Dschungel von Calais“ (2009) geräumt wird, ebenso Thema ist aber auch die Rücksichtlosigkeit der Schlepper (bedenkt man, dass der Container drei Wochen im Hafen stand) und der französischen Polizei, die auf alles und jeden, aber wenigstens nicht auf fliehende Kinder schiesst. Ein kritischer Blick auf das Geschehen, manchmal abgelöst von einer märchenhaften Sicht, die sich den so einprägsamen Nachrichtenbildern entgegenstellt, ohne die brisante Thematik zu entschärfen. Aussergewöhnlich und brillant, in warm leuchtender Farbgebung (blaue Wände treffen auf rote Türen) und vielschichtiger Symbolkraft, fängt die ruhige und geradezu beschauliche Kameraführung bodenständige Bilder ein, die einer anderen Welt zu entstammen scheinen. Für ein Werk Kaurismäkis ungewöhnlich, erscheinen Optimismus und der Wille zum Guten in fast jedem Satz, stecken Hilfsbereitschaft und die Achtung des Nächsten in fast jeder Szene. Hinterliessen andere Filme von Aki Kaurismäki das Gefühl von Einsamkeit, Ausweglosigkeit und Trostlosigkeit, scheint Le Havre das Gegenteil anzustreben. Immer schwingt eine verlässlich ironische Distanz mit, vor allem, wenn der Plot wieder einmal eine „Alles wird gut“-Wendung nimmt, die kaum zu erwarten gewesen wäre. Somit hat die Handlung viel von einer Wunschvorstellung, etwas theaterhaft Provokatives, das auch zum Nachsinnen anregt – im Kontrast zum Alltag, der sich selten so menschlich und solidarisch präsentiert. Le Havre ist keine allzu schwere Kost; der Film erlaubt es, sich zurückzulehnen, den langsamen und gleichmässigen, linearen Strom der Erzählung zu geniessen und sich gerade im zweiten Teil lächelnd zu amüsieren. Der Abgrund von Kaurismäki ist in die Ferne gerückt. Und so fragt Le Havre nicht mehr: „Warum ist es so mühsam?“, sondern: „Warum kann es nicht so schön sein?“

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Le Havre (2011)
Originaltitel: Kongen av Bastøy
Land: Finland, Frankreich, Deutschland
Regie: Aki Kaurismäki
Drehbuch: Aki Kaurismäki
Schauspieler: André Wilms, Kati Outinen, Jean-Pierre Darroussin, Blondin Miguel, Elina Salo, Evelyne Didi, u.a.
Kamera: Timo Salminen
Musik: Johan Söderqvist
Laufzeit: 103 Minuten
DVD-Start CH: 29.09.2011
Verleih: Filmcoopi
Weitere Infos bei IMDB[/box]
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©Filmcoopi





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