![]() Land: Grossbritannien Regie: Julian Gilbey Drehbuch: Julian Gilbey, Will Gilbey Darsteller: Melissa George, Ed Speleers, Eamonn Walker, Sean Harris, Alec Newman, Karle Roden, Kate Magowan, Garry Sweeney, Stephen McCole, u.a. Kamera: Ali Asad Schnitt: Julian Gilbey, Will Gilbey Laufzeit: 94 Minuten Start Blu-ray CH: 12.01.2012 Verleih: Ascot Elite Home Entertainment Weitere Infos bei IMDB |
Sterben in Slowmotion
von Barbara Lussi
Und wieder geht es Kletter-Gesellen an den Kragen: Nach Neil Marshalls Horrorstreifen «The Descent» und Danny Boyles realistischem Drama «127 Hours» wird eine simple Klettertour auch in «A Lonely Place to Die» zum Kampf ums Überleben; eine ähnliche Ausgangslage hat man auch schon in Abel Ferrys «High Lane» gesehen. So rasant das Kletterabenteuer beginnt: so rasant geht’s mit der Spannung bergab.
Sie wollten doch nur Klettern gehen: Rob (Alec Newman), Alison (Melissa George) Ed (Ed Speleers), Jenny (Kate Magowan) und Alex (Garry Sweeney) haben sich aufgemacht, die schottischen Highlands zu erklimmen. Nach einer Rast auf einer Waldlichtung ist es mit dem Kletter-Vergnügen aber vorbei: Seltsam verzerrte Geräusche führen die Bergsteiger zu einem Lüftungsrohr, das aus dem Waldboden ragt – und damit zu Anna (Holly Boyd), einem jungen, serbischen Mädchen, das da mitten in der Wildnis Schottlands in eine Holzkammer eingesperrt und vergraben wurde. Der Truppe ist klar: Da ist was faul. In zwei Gruppen machen sich auf, in die Stadt zu gelangen: Alison und Rob wagen sich an die steile Felswand Devils Drop, wählen damit den kurzen, aber gefährlichen Weg hinunter – fest entschlossen, Ed und Co, die mit der ausgegrabenen Anna zu Fuss losgehen, einen rettenden Helikopter zu senden. Da aber beginnt ein tödliches Katz- und Mausspiel: Denn Annas Entführer setzen alles daran, das Mädchen wieder in ihre Gewalt zu bringen.
Zielsicher nimmt A Lonely Place to Die seine Protagonisten und die Erwartung des Zuschauers ins Visier. Während erstere bald schon unter konstantem Beschuss stehen, wird letztere wieder und wieder durchkreuzt: Julian Gilbeys 99-Minüter nimmt den Zuschauer auf einen wenig erholsamen Streifzug durch die schottischen Highlands mit, in welchen fünf Freunde und ein Mädchen um ihr Leben rennen, schwimmen und klettern. Gerade zu Beginn funktioniert das Drehbuch von Julian und Will Gilbey, mehr als einmal ertappt sich der Zuschauer dabei, in die Irre geführt worden zu sein: Wo tatsächlich die Gefahr lauert – an den Felswänden oder im Walddickicht – und wer hier die Bösewichte sind – blutrünstige Hinterwäldler oder gnadenlose Gangsterbosse – kann erst mit der Zeit beantwortet werden.
Schwankend zwischen Survival-Streifen und Gangster-Thriller, zwischen Ruhepausen und Hochspannung reisst A Lonely Place to Die den Zuschauer zunächst mit sich, verliert mit der Zeit aber deutlich an Fahrt. Hörner und allerhand andere dramatische Blasinstrumente bemühen sich zwar unablässig darum, den Puls des Betrachters musikalisch in die Höhe zu treiben, gegen Ende aber lässt der Zauber der halsbrecherischen Flucht nach: An die Stelle von einfachem, aber fesselndem Karabiner-Klicken, wirkungsvollem Wind- oder Wasserrauschen und stilvollem Sterben in Slowmotion treten lautstarke, wenig ausgeklügelte Schiessereien.
Gleich, dass der Film mit gigantischen Landschaftsaufnahmen Schottlands, spannenden Kletterpartien und geschicktem Einsatz technischer Spielereien – zum Beispiel mit schwarzem Bildschirm, der dazu dient, von einer Szene in die nächste überzuleiten – punktet: Abflauende Spannung, allzu grob gezeichnete Figuren, für deren Vorgeschichte und Charakterzeichnung kein Platz übrig schien, mässige Schauspielleistungen – nervtötend, mitten im Überlebenskampf: Ed Speleers als quengelnd-derber Neu-Kletterer Ed – und allzu offensichtliche Hinweise auf die Abgeschiedenheit der Truppe – so etwa die frühe und überdeutliche Erwähnung fehlenden Handyempfangs – bringen diesen Genre-Mix um einen Platz in höchsten Ranking-Höhen. Gipfelstürmen will erlernt sein.
©Ascot Elite Home Entertainment
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