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We Need To Talk About Kevin (2011)

08/03/2012 By Anne Konz 1 Comment

We Need To Talk About Kevin
Land: Grossbritannien, USA
Regie: Lynne Ramsay
Drehbuch: Lynne Ramsay, Rory Kinnear
Darsteller: John C. Reilly, Tilda Swinton, Ezra Miller, Siobhan Fallon, Ursula Parker, Ashley Gerasimovich, Leslie Lyles, u.a.
Kamera: Seamus McGarvey
Schnitt: Joe Bini
Musik: Jonny Greenwood
Laufzeit: 112 Minuten
Kinostart: 01.03.2012
Verleih: Praesens Film
Weitere Infos bei IMDB

Eine Kindheit am Rand der Harmlosigkeit

von Anne Konz

Kevin, ungewolltes Kind der Reiseautorin Eva, stellt schon als kleines Kind die Liebe seiner überforderten Mutter auf die Probe. Tagtäglich sieht sie sich einer tief verwurzelten Boshaftigkeit ausgesetzt und rechnet stets mit dem Schlimmsten. Der Vater hält seinen Sohn für normal. Ein beeindruckend fordernder Film über Schuld und die endlose Suche nach einem Ausweg, umgesetzt in kunstvollen Bildern und getragen von einem herausragenden Schauspielensemble.

Ein Fenster mit wehendem Vorhang, draussen der Rasensprenger. Dann: Eva Khatchadourian (Tilda Swinton), eine Reiseautorin, mitten in der Tomatina im spanischen Buñol. Die weit zurückliegende Tomatenschlacht im grellen Mittagslicht erinnert Eva jetzt wie ein Vorzeichen an das spätere Blutbad. Inmitten ausgelassener Lebenslust gibt sie sich ihren Gefühlen hin, wird schwanger, ungewollt. Sie kehrt nach New York zurück, zieht mit ihrem Mann in eine seichte Vorstadt-Idylle und gebärt einen Jungen, Kevin. Und mit dem ist alles anders als es sein soll. Findet sie. Kevin schreit und schreit und schreit. Erleichterung bringt nur der Stopp mit Kinderwagen neben einem Presslufthammer. Das Kind scheint sie von der ersten Sekunde seines Lebens an zu hassen. Oder hasst sie das Kind?

Evas Ehemann Franklin glaubt nicht, dass sie ernsthaft Schwierigkeiten mit dem Kind haben kann, bei ihm ist der Junge schliesslich ganz brav. Derweil verzweifelt Eva an Kevin (als kleiner Junge gespielt von Jasper Newell). Der will nicht zur Toilette gehen und nutzt das Wickeln als perfide Demütigung – im Alter von sechs Jahren. Tut nichts, was er soll, aber alles, was Eva verletzt. Der Arzt jedoch hält Kevin für normal entwickelt. Eva findet sich im Elend eines Double Bind wieder. Sie hasst Kevin für seine Widerspenstigkeit, gibt sich aber dennoch die grösste Mühe, Liebe zu vermitteln und sendet damit zwei grundverschiedene Botschaften aus. In dieser Situation wird Kevins Schwester Celia geboren, an der er seine Aggressionen auslässt und die er bei jeder Gelegenheit schikaniert, gerade weil sie ihrer Mutter Anlass zur Freude gibt – anders als Kevin, die Inkarnation ihrer Schuldgefühle. Erst als er als Jugendlicher (gespielt von Ezra Miller) Interesse am Bogenschiessen entwickelt, scheint er aus seiner Isolierung heraus einen annehmbaren Kanal für seine Aggressionen gefunden zu haben. Währenddessen steht die elterliche Ehe vor dem Aus, weil Franklin, der überhaupt keine Probleme mit dem Jungen sieht, Eva vorwirft immer paranoider zu reagieren…

Dies alles erfährt der Zuschauer in Flashbacks, knapp zwei Jahre nach dem Amoklauf, den Kevin an seiner Schule begangen hat – ohne erkennbaren Grund und doch als Antwort auf seine Situation. Oder ist er einfach von Grund auf böse? Eva geht ihn im Gefängnis besuchen, sucht nach einer Antwort, quält sich mit der Reinigung ihres kleinen Häuschens, an das Nachbarn rote Farbe geworfen haben. Sie, die Mutter, steht täglich vor einem neuen Trümmerhaufen, den sie täglich beiseite räumen muss, um weiterleben zu können. Ihr Alltag als Aushilfe im Reisebüro ist eine Tortur. Ständig versteckt sie sich vor den Eltern und Angehörigen der Amok-Opfer, um nicht wieder geohrfeigt und aufs Übelste beschimpft zu werden. Doch auch Kevin, in seiner undurchsichtigen Bosheit, hat Angst: vor dem Erwachsenengefängnis, in das er bald übertreten muss.

Regisseurin Lynne Ramsay hat die Romanvorlage von Lionel Shriver in kunstvollen und mächtigen Kinobildern umgesetzt. Wer auf böse Omen etwas gibt, darf sich an die Farbe Rot halten, die alles durchzieht, was in irgendeiner Weise mit Kevin zu tun hat. Badet Eva zu Beginn geradezu in zerquetschten Tomaten, klammert sie sich später zum Schutz im Supermarkt an den roten Saft, während dieses Regal voller Büchsen von Tomatensuppe ihren einfarbigen Gemütszustand widerspiegeln. Zwischen den symbolischen Bildern ist der Film einfach gehalten, überzeugt mit Einsatz von Licht und Musik, feinem Suspense und vor allem dem Schauspielensemble, in dem besonders Tilda Swinton und die beiden Besetzungen von Kevins Rolle herausstechen. Es braucht nicht viele Worte, um die Sichtweise von Eva einnehmen zu können und mit ihr am Abgrund ihrer bisherigen Welt zu stehen. Mit der Suche nach einer Wertung und einem ganzen Geflecht von Fragen lässt die Regisseurin den Zuschauer aber allein: Wer ist hier schuldig? Ist überhaupt jemand schuldig? Wer hat Fehler gemacht? Hätte man etwas anders machen können? Was ist mit einer bösen Vorahnung anzufangen, was mit gespielter Harmlosigkeit? Wer hat wen zuerst, schlimmer verletzt? Wie konnte das überhaupt geschehen? Lag es am bösen Internet? Am bedenkenlosen Umgang mit Pfeil und Bogen, einer an sich tödlichen Waffe? Nebenbei folgt man dem sehr präzisen Spiel der Darsteller, lässt sich ganz in den Sog des Geschehens hineinziehen, nimmt die fröhlich-süffisante Musik über der schweren Thematik mit nach Hause und beginnt spätestens dort nachzudenken. Niemand ist so, wie er zu sein scheint.



©Praesens Film






©Praesens Film

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Filed Under: Featured, Kino, Rezensionen Tagged With: Ezra Miller, John C. Reilly, Lynne Ramsay, Tilda Swinton, We need to talk about Kevin (2011)

Comments

  1. Sarah Stutte says

    08/03/2012 at 14:49

    Endlich mal wieder eine Perle an gelungener Romanverfilmung. Ezra Miller ist grossartig, den sollte man ab jetzt auf dem Zettel haben!

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