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Pink Apple 2012

03/06/2012 By Sarah Stutte Leave a Comment

von Sarah Stutte

Mit vielen cineastischen Höhepunkten ging Anfang und Mitte Mai in Zürich und Frauenfeld das bereits 15. lesbisch-schwule «Pink Apple Festival» über die Bühne. Das Jubiläum wurde mit vielen Specials gefeiert, so gab es unter anderem Film- und Vortragsreihen zu den Themen Filmzensur, Secondos/-as und Coming Out sowie den Anfängen homosexuellen Lebens in Zürich. Neu im Programm waren in diesem Jahr die Pink Talks, bei denen die RegisseurInnen im ebenfalls neuen Festivalzentrum des Cabaret Voltaire zu ihren Filmen befragt wurden. Dies fand enormen Anklang und es entstanden einige anregende Gespräche mit den BesucherInnen. Insgesamt lockten die rund siebzig gezeigten Filme an beiden Orten rund 8300 Menschen in die Kinos, was einen neuen ZuschauerInnenrekord bedeutete. Massgeblich konnte hierzu auch das neu eröffnete Cinema Luna in Frauenfeld beitragen, welches im Vergleich zum Vorjahr einen erheblichen Zuwachs verzeichnete.

Der «Pink Apple Award» für den besten Kurzfilm ging dieses Jahr an den spanischen Beitrag Taboulé. Die beiden Publikumspreise in Zürich holten: als bester Spielfilm Mosquita Y Mari, eine einfühlsame Coming-of-Age-Story, angesiedelt in einem Latino-Viertel in L.A., und als beste Doku Vito, mit der Schwulenaktivist Vito Russo entsprechend geehrt wird. In Frauenfeld ging der erste Preis der ZuschauerInnen an den holländischen Spielfilm Alle Tijd. Neben den prämierten Filmen, die verdient vom Publikum ausgezeichnet wurden, habe ich aus den von mir gesichteten achtzehn Beiträgen nachfolgend meine Favoriten herausgepickt.

 

Dokumentarfilme

El Casamiento (Uruguay 2011, 72 Min., Aldo Garay)
Die schönste cineastische Liebesgeschichte kam in diesem Jahr aus Uruguay: Julia und Ignacio sind zwei einsame Seelen, die sich vor gut zwanzig Jahren zufällig trafen und beschlossen, fortan gemeinsam durchs Leben zu gehen. Dies war nicht immer einfach, denn Julia kam vor gut 65 Jahren als Mann zur Welt und musste sich zahlreichen langwierigen Tests unterziehen, um endlich die ersehnte Erlaubnis zur Geschlechtsoperation zu erhalten – die zweite überhaupt in dem kleinsten spanischsprachigen Land in Südamerika. Doch Julia kämpfte nicht nur um die staatliche Anerkennung ihrer neuen Identität (erst 2005 wurde ihre Umwandlung rechtskräftig), sie kämpft auch gegen ein chronisches Nierenleiden und damit verbundenen wöchentlichen Dialysebehandlungen. Doch dies alles erträgt sie mit einer Lebenslust und Gelassenheit, die ansteckend wirkt. Vermutlich auch für den zehn Jahre älteren Ignacio, dem die Härte des Lebens auch übel mitspielte, der zwischenzeitlich auf der Strasse lebte und in Julia letztendlich sein Zuhause fand. Ein Grund, warum er immer zu ihr hielt und es vorbehaltslos auch weiterhin tun wird. Im hohen Alter wollen die zwei nun endlich den Bund fürs Leben schliessen. Die beiden und ihren lustigen Pudel in ihrem Alltag und bei den Hochzeitsvorbereitungen begleiten zu dürfen, Einblick in ihren liebevollen, neckischen Umgang miteinander zu erhalten, ist anrührend, witzig und einfach nur herzergreifend. (www.elcasamiento-film.com)

 

Becoming Chaz (USA 2011, 86 Min., Fenton Bailey, Randy Barbato)
Chaz Bono ist ein Mann, der sich, solange er denken kann, im Körper einer Frau gefangen fühlte.
Aufgewachsen als Sonny und Chers blonde Tochter Chastity, die in den frühen 70ern allabendlich zuckersüss in der TV-Show ihrer berühmten Eltern präsentiert wurde, brauchte das Mädchen Jahre, um sich erst als Lesbe zu outen und dann noch einen öffentlichen Schritt weiter zu gehen. Chaz entschied sich, seinen Transformationsprozess von der Kamera begleiten zu lassen, um den sowieso geifernden Medien etwas entgegenzuwirken. Er liess Familie, Freunde und auch seine berühmte Mutter zu Wort kommen, die mit der Umwandlung ihrer Tochter in einen Sohn vielleicht am meisten zu kämpfen hatte. Die Doku gewährt einen seltenen Blick auf zwei Lebensrealitäten: Wie erlebt eine gezwungenermassen im Rampenlicht stehende Person die verschiedenen Phasen ihrer Geschlechtsumwandlung? Was passiert, wenn sich eine solche Veränderung negativ auf die Partnerschaft auswirkt? Relativ ungeschönt zeigt Becoming Chaz, wieviel Mühe Chaz’ Freundin Jennifer der Umstand bereitet, nun mit einem Mann zusammenzuleben. Vermehrt greift die trockene Alkoholikerin wieder zur Flasche, weil sie Chaz’ warmherzige Seite vermisst und sich über seinen ständigen Sexhunger beklagt: beides Begleiterscheinungen der Hormontheraphie. Ein intimer, wahrer Film über den Mut zur Selbstfindung, das Meistern einer Beziehung und den Kampf, aus dem Schatten einer immerzu medial präsenten Mutter zu treten. (www.chazbono.net)

 

D’Schwuhplattler (Deutschland 2011, 45 Min., Steffi Illinger)
Im letzten Jahr strahlte der Bayerische Rundfunk eine Dokumentation über eine «traditionsbewusste, heimatverbundene Volkstanzgruppe» aus. Daran ist im Grunde nichts Anstössiges zu finden, wären diese schuhplattelnden Männer nicht allesamt schwul. Ein Faktor, der im erzkatholischen Bayern oftmals auf wenig Begeisterung stösst, weshalb die Truppe bisher noch nie zum Oktoberfest eingeladen wurde. Dies sollte sich im Jahr 2011 ändern und das BR-Team rund um Journalistin Steffi Illinger war live dabei, als die «D’Schwuhplattler» ihren ersten grossen Auftritt vor fast ausschliesslich heterosexuellem und bierseligem Publikum hatten. Daneben begleitet die Doku den ersten und einzigen schwulen Schuhplattler-Verein der Welt auch auf die Münchner Parade des Christopher Street Day und porträtiert die tanzbegeisterten Männer in ihrem Alltag. Viele der Volkstanzgruppen-Teilnehmer wollten in ihren ländlichen Vereinen verbleiben, doch vielfach war dies aufgrund von Vorurteilen gegenüber ihrer sexuellen Orientierung nicht möglich. Einige von ihnen wohnen heute noch auf dem Land, machen aus ihrem Schwulsein kein Geheimnis und leben ihre Beziehungen offen aus. Dafür müssen sie aber tagtäglich mit Ressentiments rechnen. «D’Schwuhplattler» ist trotz allem keine traurige Doku geworden, sondern ein Film, der Spass macht, Lebensfreude zeigt, den alten Vereinsmuff entlüftet und einfach durch und durch sympathisch ist. Steffi Illinger bekam für diesen tollen Beitrag für mehr Toleranz den «Felix-Rexhausen-Preis 2011». (www.schwuhplattler.de)

 

Spielfilme

La Mission (USA 2009, 116 Min. Peter Bratt)
Che Rivera hatte kein einfaches Leben, doch er hat es mittlerweile in geregelte Bahnen gebracht. Seinen Job als Busfahrer übt er gewissenhaft aus, den Alkohol hat er im Griff und sein einziger Sohn Jes macht ihn mit beeindruckenden Noten glücklich. Als der alleinerziehende Vater jedoch eines Nachts im Zimmer von Jes Bilder findet, auf denen dieser mit einem anderen Jungen wild herumknutscht, herrscht Ausnahmezustand im Hause Rivera. Niemals, unter keinen Umständen wird Che einen schwulen Sohn akzeptieren; kurzerhand setzt er Jes auf die Strasse. Erst eine Nachbarin bringt den sturen und stolzen Latino dazu, über sein Verhalten und seine Einsichten nachzudenken. Benjamin Bratts Bruder Peter schrieb das Drehbuch und fungierte als Regisseur. Sein berühmter Bruder trat als Produzent auf und übernahm die Hauptrolle – die bisher beste schauspielerische Leistung seiner Karriere! Seinem durch und durch authentischen Charakter ist es zu verzeihen, dass die Emotionen manchmal ein wenig zu dick aufgetragen werden. Ches Fassungslosigkeit darüber, mit einer ihm fremden Welt konfrontiert zu werden und sich nur mühsam darin zurecht zu finden, bleibt jedoch immer nachvollziehbar. Jeremy Ray Valdez als Ches Sohn Jes ist nicht minder ausdrucksstark, und auch die restlichen Nebenfiguren sind wunderbar gezeichnet. Gute Dialoge und das gekonnte Umschiffen von Klischees runden den Film ab, der zwar auch einige unlogische Handlungsverläufe offenbart, aber mit einer tollen Atmosphäre und schauspielerischen Höhenflügen glänzen kann. (DVD erhältlich bei www.pro-fun.de)

 

La Robe du Soir (Frankreich 2009, 98 Min., Myriam Aziza)
Die schüchterne, zwölfjährige Juliette schreibt Bestnoten in der Schule und ist der Liebling ihrer attraktiven und antiautoritären Klassenlehrerin Madame Solenska. Diese Zuneigung beruht durchaus auf Gegenseitigkeit, doch als die Lehrerin Juliette ein Buch zu lesen gibt, scheint die Pubertierende in ihrer Schwärmerei nicht mehr zu bremsen und entwickelt eine Obsession. Sie beginnt, der Lehrerin hinterher zu spionieren, verfolgt sie bis zu ihrer Haustüre. Als Juliette mitbekommt, dass Madame Solenska einem ihrer Klassenkameraden immer mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt, verleitet die Eifersucht das Mädchen dazu, ein für alle Beteiligten folgenschweres Gerücht in die Welt zu setzen. Regisseurin Myriam Aziza fängt die Kleinstadt-Atmosphäre wundervoll ein, ebenso das komplexe, widersprüchliche Gefühlsleben ihrer zwölfjährigen Hauptfigur. Diese wird beängstigend intensiv und schlichtweg grandios von der erst fünfzehnjährigen Alba Gaïa Kraghede Bellugi gespielt, die schon in François Ozon Le Temps qui reste (2005) und letzthin im französischen Exportschlager Intouchables glänzen konnte. Erwähnenswert ist auch die Performance der belgisch-portugiesischen Sängerin Lio, die die etwas zu offenherzige Lehrerin verkörpert. La Robe du Soir ist melancholisch, ernst und immer wahrhaftig. Der Film ruft uns wieder in Erinnerung, dass die Pubertät alles andere als ein rosige Zeit ist, vor allem, wenn man sich mit Gefühlen konfrontiert sieht, die man nicht versteht. (Bald im Kino)

 

Les Adieux à la Reine (Frankreich/England 2012, 100 Min., Benoît Jacquot)
Im Sommer 1789 macht eine beunruhigende Nachricht am Hof von Ludwig XVI. die Runde: Offenbar hat das Volk die Bastille gestürmt. Auch die junge Sidonie Laborde, als Vorleserin von Marie Antoinette in Versailles angestellt, erlebt diese beunruhigenden Stunden vor dem grossen Umbruch hautnah mit. Sie versucht ihrer Königin, die sie sehr verehrt, die Treue zu halten. Selbst dann, als immer mehr Bedienstete und Blaublütige das Schloss fluchtartig verlassen. Als Sidonies Herrin aber von ihr verlangt, den Köder für deren Geliebte zu spielen, ist das stille Mädchen tief getroffen. Zu spät muss sie erkennen, dass ihre Zuneigung nicht erwidert wird. Das Interessante an dieser Romanverfilmung durch Benoît Jacquot ist der Blick einer einfachen Hofangestellten auf den Beginn der Französischen Revolution, ganz ohne Blut und Schafott. Im Buch werden Sidonies Eindrücke rückblickend erzählt, im Film wird man mitten ins Geschehen hineingestürzt. Trotz einiger Längen vermag die beunruhigende Grundstimmung eine Untergangs-Atmosphäre aufzubauen, der man sich als Zuschauer nur schwerlich entziehen kann. Dazu trägt insbesondere Léa Seydoux bei, deren Sidonie in ihrer Ergebenheit suspekt erscheint, in ihrer Verletzlichkeit aber Mitgefühl hervorruft. Auch Diane Kruger ist als Marie Antoinette sehenswert, weil sie nur bedingt dem üblichen Bild der vergnügungssüchtigen Königin entspricht. Als gebrochene, zweifelnde, liebende und dann wieder sehr bestimmende Frau zeichnet sie ein vielfältiges Bild der oft zu Unrecht verunglimpften Monarchin. (ab 28. Juni im Kino)

 

Weekend (Grossbritannien 2011, 96 Min., Andrew Haigh)
Künstler Glen und Bademeister Russell begegnen sich angetrunken in einer Schwulenbar und verbringen die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen wird beiden schnell klar, dass sie sich unter anderen Umständen niemals über den Weg gelaufen wären. Der extrovertierte Glen redet viel, am liebsten über Sex, und macht aus seinem Schwulsein kein Geheimnis. Russell dagegen bewegt sich ausschliesslich in seinem heterosexuellen Freundeskreis. Dort ist der schüchterne Mitzwanziger zwar geoutet, hält sein Gefühlsleben aber unter Verschluss. Anfangs ist es nur die sexuelle Anziehung, die beide dazu bewegt, sich noch am selben Abend wiederzusehen. Doch daraus entwickelt sich, durch viele persönliche Gespräche, schnell eine andere Art von Intimität. Während dies bei Russell den Wunsch nach einer Beziehung auslöst, will Glen sich aus gutem Grund nicht binden: Nach diesem Weekend wird er England für zwei Jahre verlassen. Regisseur Andrew Haigh erzählt seine schöne Liebesgeschichte in wenigen, dafür vielsagenden Bildern, in denen die Kamera in gefühlsbetonten Momenten immer die nötige Distanz zu den Protagonisten wahrt, in Sexszenen dafür umso fokussierter ist. Haigh gibt damit den leisen Szenen mehr Gewicht und lenkt visuell nicht nur aus dem Schlafzimmer heraus, sondern auch weg von dem Schwulenklischee, das damit verbunden ist. Weekend ist ohnehin geprägt von einer Natürlichkeit, wie sie im heutigen Kino selten zu finden ist. Das liegt nicht nur am Einbezug der Umgebungsgeräusche, die oftmals das vordergründige Geschehen übertönen, sondern vor allem am ungekünstelten Schauspiel der beiden Hauptdarsteller. Tom Cullen und Chris New, beides Filmneulinge, scheinen nicht nach Drehbuch zu reden. Sie unterbrechen sich, streiten sich. Sätze bleiben unvollendet. Doch das, was gesagt wird, ist nicht nur gut, sondern auch ehrlich und anrührend. Am Ende weiss man, was man eigentlich immer wusste, aber unter dem Schwulst pompöser Love-Storys manchmal vergisst: dass die Liebe leise ist. (seit 24. Mai im Kino)

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