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Virgin Tales (2012)

15/06/2012 By Anne Konz Leave a Comment

Virgin Tales
Land: Schweiz
Regie: Mirjam von Arx
Drehbuch: Mirjam von Arx, Michèle Wannaz
Darsteller: –
Kamera: Kirsten Johnson, Claudia Raschke
Schnitt: Sabine Krayenbühl
Musik: Adrian Frutiger
Laufzeit: 135 Minuten
Kinostart: 07.06.2012
Verleih: Praesens Film
Weitere Infos bei IMDB

Jungfrauen-Märchen

von Anne Konz

Eine amerikanische Dokumentation der Schweizerin Mirjam von Arx führt ein in die Idee der Jungfräulichkeit und das Weltbild evangelikaler Familien im Mittleren Westen der USA. Die Regeln und Rituale dieses Milieus werden genau nachgezeichnet, Widersprüche aufgezeigt, aber nicht kommentiert.

Colorado Springs in den USA. Bei Familie Wilson tut sich ein Paralleluniversum auf: Wir sind in der Welt der Evangelikalen. Väter geleiten Töchter zu Reinheitsbällen und schlagen Söhne mit dem Schwert zum Krieger, Mütter üben sich in Homeschooling, erwachsene Frauen sitzen zu Hause und warten auf ihre jungen Ehemänner, die als Soldaten in den Krieg gezogen sind.

Vater Wilson arbeitet für die NGO „Watchmen on the Wall“, deren erklärtes Ziel es ist, den moralisch starken Zusammenhalt nach christlichem Vorbild in den USA wieder herzustellen und den Sittenverfall zu stoppen. Er reist unter der Woche quer durch die Staaten, obwohl er seinen Töchtern physischen Schutz versprochen hat. Der älteste Sohn und die beiden ältesten Töchter (drei von insgesamt sieben Kindern) sind bereits verheiratet und durften ihre Ehefrau oder ihren Ehemann bei der Hochzeit zum ersten Mal küssen. Die jüngeren Töchter und auch Jordyn, die mit 20 noch keinen ebenso keuschen Ehemann gefunden hat, bereiten den örtlichen „Purity Ball“ vor, der jeden Winter stattfindet. Weisse Kleider, das von den Vätern gesprochene Beschützergelübde, Tänze der Reinheit, Schwüre und symbolische Rituale gibt es hier reichlich.

Ein Videotagebuch begleitet Jordyn während eines Jahres dabei, wie sie auf ihren noch unbekannten Ehemann wartet. Ein Studium wäre herausgeworfenes Geld, sagt sie. Stattdessen engagiert sie sich in der Kirche, spielt Gitarre, liest erbauliche Bücher und bereitet Anstandskurse und Teezirkel für brave Mädchen vor. Doch immer wieder schweift ihr Blick ab, wenn sie gefragt wird, wie es denn mit dem keuschen Warten sei. Schwer sei es, aber sie wolle warten und hoffen, dass bald ein Ehemann für sie auftauche, der so sei wie sie. In Interviews sehen wir auch den ältesten Bruder Colten mit seiner Frau, die beide beteuern, dass die Ehe die Liebe erhalten müsse – und nicht umgekehrt. Zu einer Homeschooling-Messe trägt die Familie mit Büchern und Vorträgen das Ihrige bei. Noch mehr Rituale prägen den frommen und sehr häuslichen Alltag: Logan, der jugendliche Sohn der Familie, wird in einer Männlichkeitszeremonie ermahnt, nicht der Schönheit hinterherzurennen, denn die sei verderblich. Wie das mit dem ständigen Lob der Väter zusammengeht, wie wunderschön ihre keuschen Töchter seien, bleibt wie andere Widersprüche offen.

Mirjam von Arx ist in ihrer Dokumentation ganz dicht beim Alltag der Familie geblieben. Einen Gegenentwurf gibt es nicht – der entsteht, zusammengesetzt aus kleinen Ungereimtheiten, Widersprüchen und radikalen Aussagen, die ungeschminkt stehen bleiben, erst im Kopf des Zuschauers. Der Film begleitet die Familie über ein Jahr lang, von einem Keuschheitsball bis zum nächsten. Kritische Fragen stellt die Autorin in ihren Interviews dennoch, um Widersprüche sichtbar zu machen. Oder sie wartet, bis die Widersprüche von allein auftauchen, so bei einer NGO-Veranstaltung, in deren Rahmen ein nachhakender Besucher irgendwann keine Antwort mehr erhält. Dass das evangelikal-christliche Welt- und Wertebild in sich geschlossen und nach aussen hin undurchlässig ist, wird bald klar. Wenn irgendetwas nicht so läuft wie erwartet, dann bleibt nur das Hoffen auf Gottes Gnade. Dass das eigene Verhalten und Umfeld damit stabil bis zementiert bleiben, ja mit kämpferischen Parolen verteidigt werden muss, ist augenscheinlich. Auch die Freiwilligkeit der Keuschheitsgelübde ist infrage zu stellen – in jungem Alter schon werden sie von den Mädchen gegeben und scheinen in diesem Umfeld alternativlos. Toleranz sei gefährlich und könne zu Trennungen führen, predigen die Evangelikalen, aber für das eigene Leben und Wertebild wird ebendiese Toleranz eingefordert – eine Einbahnstrasse.

Eindrücklich führt der Film in diese Welt ein, liefert nur am Ende ein paar Fakten, welchen Umfang die Bewegung in den USA hat, bleibt sonst zurückhaltend, aber nicht distanziert. Das ist dem Thema angemessen; beim Zuschauer kann so ein eigener Eindruck und eine eigene Meinung entstehen. Für einen Einblick in die evangelikale Moralwelt ist die Dokumentation durchaus sehenswert.



©Cineworx

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