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NIFFF 2013: Ciné-Concert – Nosferatu vs Turzi

08/07/2013 By Severin Auer Leave a Comment

“Nosferatu – Tönt dies Wort Dich nicht an wie der mitternächtige Ruf eines Totenvogels. Hüte Dich es zu sagen, sonst verblassen die Bilder des Lebens zu Schatten, spukhafte Träume steigen aus dem Herzen und nähren sich von Deinem Blut. (Nosferatu, 1922).”

turziIm letzten Jahr organisierte das NIFFF eine Vorführung von Fritz Langs Stummfilm Metropolis (1927) und liess ein Live-Orchester die Originalpartitur von Gottfried Huppertz aufführen. 2013 wiederholte das Festival das Konzept des Ciné-Concert. Auf dem Programm stand Friedrich Wilhelm Murnaus Klassiker Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922). Für die musikalische Untermalung sorgte die Elektro-Pop-Rock-Gruppe Turzi aus Frankreich. Nosferatu vs Turzi. Ausgerüstet mit Keyboard, Synthesizer, Gitarre, Bass und Schlagzeug schwirrten mal sphärische, mal treibende Klänge durch den gut besetzten “Temple du Bas” in Neuchâtel. Von blauen Scheinwerfern angeleuchtet, warfen die Musiker jene bedrohlichen Schatten an die Wand, die auch im Stummfilm das vom Expressionismus geprägte ikonografische Schattenspiel Nosferatus kennzeichnen. Taktgenau und bewundernswert synchron legte Turzi ihren modernen Klangteppich über die Schwarzweissbilder und hüllte den Publikumsraum in einen Zustand gespannter Starre, während Murnaus Horror-Klassiker ungebrochen charmant über die Leinwand flimmerte.

Friedrich Wilhelm Murnaus Nosferatu, und besonders die von Max Schreck verkörperte insektenhafte Gestalt mit kahlem Schädel, spitzen Ohren und langen Fingern, ist längst Populärkultur geworden. Was als nicht autorisierte, freie Adaption von Bram Stokers Roman “Dracula” umgesetzt wurde, verfehlte seine Wirkung bei der Uraufführung 1922 nicht. Ein Vorläufer-Gremium der FSK verfügte ein striktes Jugendverbot, das erst in den 60er-Jahren auf ein “ab 16 Jahren” heruntergestuft wurde (und noch heute mit dieser Empfehlung vertrieben wird). Wer den Klassiker kennt, weiss was man davon halten darf. Das NIFFF hatte die Vorstellung auf jeden Fall für ein Publikum aller Altersklassen geöffnet.

Eine Berliner Zeitschrift kündigte den Film 1922 wie folgt an: “Nosferatu stirbt nicht. Menschen müssen sterben. Aber die Sage berichtet von einem Vampir: Nosferatu, der Untote, lebt vom Blut der Menschen – Eine Symphonie des Grauens wollen Sie sehen? Sie dürfen mehr erwarten.” (vgl. Klewer, 2007).

Und der zeitgenössische Filmkritiker Hans Wollenberg (in: Lichtbild-Bühne, 1922) schrieb begeistert: “Dieser Prana-Film, den am Sonnabend nur ein kleiner Kreis sah, muss hinaus in die Kinos; man hat nicht das Recht, dem Publikum eine solche Gesamtleistung vorzuenthalten.” (vgl. Prinzler, 2003).

Dass Nosferatu all die Jahre überlebt hat, ist nicht selbstverständlich. Prana-Film musste Konkurs anmelden. Teil des Problems war Bram Stokers Witwe Florence Stoker, die Nosferatu als respektlos gegenüber dem Original betitelte und sich entschied, gegen die Urheberrechtsverletzung gerichtlich vorzugehen. Die Konkursmeldung von Pranafilm genügte ihr jedoch nicht, sie setzte die Prozesse fort, und erhielt 1925 sämtliche Kopien des Films, welche sie umgehend zerstören liess. Doch drei Jahre später tauchte erneut eine Kopie auf, sodass Mrs. Stoker wieder einschreiten musste und den Film wiederum vernichten liess. Aber ein Untoter wäre kein richtiger Untoter, liesse er sich so einfach aus der Filmgeschichte radieren. Bedanken darf man sich bei jenen Personen, die den Originalfilm mit weiser Voraussicht, oder vom Geld getrieben, ins Ausland verkauften. Also gelangte Nosferatu 1937 erneut auf die Leinwand – zu einem Zeitpunkt, als der Tonfilm den Stummfilm bereits abgelöst hatte. Seinen Klassiker-Status erhielt er dann erst in den 60er-Jahren, anfangs hauptsächlich in Frankreich.

Nosferatu_02Auch wenn Murnaus Nosferatu immer wieder als Vertreter des filmischen Expressionismus’ umschrieben wird und besonders die stilprägenden Schattenbilder in Erinnerung bleiben, so hatte er den Film, entgegen der Norm, nicht im Studio, sondern in der freien Natur gedreht. Murnau stand vielmehr auf der Schwelle zur Romantik. Ihm gelang ein schauderhaftes Märchen, in dem er sich expressionistischer Merkmale bediente, um Gruseleffekte erzeugen zu können und verortete diese, zur Legitimierung seiner Erzählung, in einer realen Umgebung. Nosferatu ist aus heutiger Sicht auch Pionierfilm des Genres und Murnau hat einige technische Kunstgriffe angewendet, “die zu festen Stilmitteln des Genres geworden sind” (vgl. Seesslen/Jung, 2006). Man erinnert sich, bedrohlich langsam geht Nosferatu auf die Kamera zu, droht nicht nur sein Opfer, sondern auch den Zuschauer zu vereinnahmen.

In der Kombination mit der musikalischen Begleitung von Turzi, erlaubte es das NIFFF dem Zuschauer von heute, die Phantasiemaschine Kino von damals hautnah zu erleben und sich ganz und gar ins Land der Phantome entführen zu lassen. “…nie ist jemand von dort zurückgekommen.”

Nosferatu vs Turzi. Einfach grossartig!

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Filed Under: Artikel, Festivals, NIFFF Tagged With: 1922, NIFFF, NIFFF 2013, Nosferatu (1922)

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