Der goldene Leopard geht in diesem Jahr auf die Philippinen. Lav Diaz, der letztjährige Jury-Präsident, gewinnt mit seinem Film From What Is Before (Mula sa kung ano ang noon) den mit 90.000 Schweizer Franken dotierten Hauptpreis des internationalen Wettbewerbs. Die prominent besetzte Jury mit Alice Braga, Connie Nielsen, Thomas Arslan, Diao Yinan und Präsident Gianfranco Rosi überrascht mit ihrem Entscheid nicht, wurde der Film schon während den Festivitäten von Kritikern und Publikum gelobt. Das über 5-einhalb-Stunden-Epos seziert die dramatischen Umstände eines philippinischen Dorfes anfangs der 70er-Jahre beeinflusst durch die sich anbahnende Kriegsdiktatur von Ferdinand Munoz. Der Film beruht auf autobiografischen Erlebnissen des Regisseurs und konnte auch den FIPRESCI-Preis sowie den FICC/IFFS-Preis für sich entscheiden.
Der Spezialpreis der Jury ging an den us-amerikanischen Beitrag Listen Up Philip von Alex Ross Perry. Im Stile einer New Yorker Dramedy, wie man sie etwa von Noah Baumbach kennt, spielt Jason Schwartzman einen arroganten aber erfolgreichen Jung-Literaten, dem die Stadt bis zum Hals steht und der neue Wege einschlägt. Die flüssig erzählte Story, die gewieften Dialoge und auch die hervorragend besetzten Nebenrollen mit Jonathan Pryce und Elizabeth Moss wissen zu überzeugen.
Auch an den Darsteller-Preisen gibt es nichts zu rütteln. Ariane Labed spielt in Fidelio, l’odyssée d’Alice eine moderne Frau in einem Männerkosmos: eine Mechanikerin auf einem die Weltmeere durchquerenden Frachtschiff. Sie wirkt den Männern überlegen, ohne genau zu wissen, was sie will, und doch kommt sie stets voran. Durak von Yury Bykov wurde schon früh als Kandidat für den goldenen Leoparden gehandelt. Die Auszeichnung von Artem Bystrov als bestem Darsteller ist somit sicher ein zufriedenstellender Kompromiss, da es vor allem seine intensiv glaubwürdige Verkörperung der aufständischen Hauptfigur gegen ein korruptes System ist, die dem Film seine Stärke verleiht.
Als bester Regisseur wurde Pedro Costa für seinen Film Carvalo Dinheiro ausgezeichnet. Eine spezielle Erwähnung erhielt der brasilianische Film Ventos de Agosto – ein poetisch ruhiger Film über das Leben und den Tod in einem abgelegenen Dorf im brasilianischen Dschungel.
Concorso internazionale
Pardo d’oro – Mula sa kung ano ang noon (Lav Diaz, Philippinen)
Premio speciale della giuria – Listen Up Philip (Alex Ross Perry, USA)
Pardo per la migliore regia (Best Director) – Cavalo Dinheiro (Pedro Costa, Portugal)
Pardo per la miglior interpretazione femminile (Best Actress) – Ariane Labed für Fidelio, l’odyssée d’Alice (Lucie Borleteau, Frankreich)
Pardo per la miglior interpretazione maschile (Best Actor) – Artem Bystrov per Durak (Yury Bykov, Russland)
Special Mention – Ventos de Agosto (Gabriel Mascaro, Brasilien)
Alle weiteren Preise und Wettbewerbe gibt es auf pardo.ch.
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