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Locarno 2014 – Festivalbericht

23/08/2014 By (dap) Leave a Comment

WhatIsBefore_01

(von dap)

Vom 6. – 16. August huldigte das Festival del Film Locarno zum 67. Mal dem Weltkino und präsentierte einen starken Jahrgang mit oftmals schweren Themen, die dem Zuschauern viel abverlangten aber auch aufzeigten, dass das Kino nach wie vor als Spiegelbild für zeitgeistliche Themen dient. Nachfolgend werden Filme aus den beiden wichtigsten Wettbewerben, dem “Concorso internazionale” und dem “Concorso Cineasti del presente” vorgestellt.

Das wechselhafte Wetter mit teils starkem Regen hat einem die Entscheidung zwischen Kino und Baden im See in diesem Jahr einfacher gemacht als auch schon. Nur, die offene Piazza Grande dürfte nicht bei allen die erste Wahl gewesen sein, wenn man zuvor einen Blick auf die Wettervorhersage wagte. Richtiges Kinowetter also in der “Sonnenstube” der Schweiz. Irgendwie Passend zu den dunklen Gewitterwolken prasselten auch die traurigen Nachrichten aus der Filmwelt über das Festival herein. Der Suizid von Robin Williams sorgte für Erschütterung bei den Festivalbesuchern. Auch der Tod der Hollywood-Diva Lauren Bacall vernahm man mit Bedauern. Beiden Stars widmete die Festivalleitung Sondervorführungen. Hinzu kam die Absage von Roman Polanski, für den auf der Piazza Grande eine Ehrung für sein Lebenswerk vorgesehen war. Festivalleiter Carlo Chatrian sprach gar vom traurigsten Tag seit seiner Amtsübernahme. Wer jedoch bei diesen tristen äusseren Umständen Trost und Frohmut auf der Leinwand suchte, suchte nicht selten vergebens. In den beiden Hauptwettbewerben präsentierte das Programm vorwiegend schwer verdauliche Werke, teils jedoch mit hoher Qualität.

Traurige Nachrichten und schwere Themen

Man sah hauptsächlich Figuren, die mit ihrer Situation und ihrem Leben unzufrieden sind. Männer und Frauen, die von Schuld(en) erdrückt werden – oft nicht von der eigenen. Vielmehr leiden sie aufgrund der Fehler ihrer Vorfahren, des politischen Systems oder schlichtweg wegen der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit. Locarno versteht sich als grosse Bühne des World Cinemas und funktioniert so als Fenster zu anderen Ländern und Kulturen. Der diesjährige Jahrgang zeugte davon, dass die Welt derzeit ein grauer Ort ist, wo Verzweiflung, Ausweglosigkeit und Gewalt zur Tagesordnung gehören. Ein Blick auf die realen Nachrichten über die Brennpunkte der heutigen Zeit, widerspricht dieser Wahrnehmung nicht. Es gab aber hin und wieder auch Lichtblicke, die Optionen des Glücks aufzeigten und deutlich machten, dass das Leben lebenswert ist – gerade dann, wenn man bereit ist Chancen zu ergreifen, Mut beweist und seinen eigenen Weg geht.

Dass die Krise in Europa noch in vollem Gange ist, zeigten der italienische Beitrag Perfidia und A Blast aus Griechenland unverblümt – auch wenn sich die beiden Filme in ihr Art ziemlich unterscheiden. Die Resignation und die Hoffnungslosigkeit sind dieselben.

Perfidia_01Angelo und sein Vater Peppino sind nach dem Tod der Mutter alleine. Dass die beiden sich jedoch kaum kennen, merkt der Zuschauer spätestens, wenn der Vater den Sohn am Esstisch interviewt und ihm Fragen nach seinem Alter und seinen Interessen stellt. Die beiden raufen sich zusammen. Peppino versucht seinem Sohn einen Job zu beschaffen und Angelo hilft seinem Vater bei dessen Wahlkampagne. Doch irgendwie kommt Angelo nicht in die Gänge, weder mit dem Job geht es voran, noch klappt es mit der beiläufig kennengelernten jungen Dame. Auch seine Saufkumpanen von der Kneipe um die Ecke stehen als Mitdreissiger noch nirgends im Leben. Angelo, der wie in Schockstarre verharrt, wird geradewegs auf einen wortwörtlichen Abgrund zugeschoben. Bonifacio Angius’ zweiter Film ist Sinnbild einer Generation, die unter Schock und Depression steht, ohne wirklich vielversprechende Zukunftsaussichten zu haben. Sein Protagonist schafft es am Ende nicht sich aus der tristen Lage zu befreien, sondern scheitert konsequent. So gesehen macht Perfidia keine Freude, es fällt schwer Empathie zu entwickeln, da in den Figuren kaum etwas Sympathisches oder Hoffnungsvolles steckt. Doch gerade diese perfide Drohung des langsamen aber schier unaufhaltsamen Abdriftens soll aufrütteln und die Mitdreissiger, die in Italien noch im Hotel Mama leben, zum Aufwachen bewegen.

ABlast_01Wach und explosiv hingegen sind die Figuren in A Blast von Syllas Tsoumerkas, der zur wilden griechischen Generation um Giorgios Lanthimos (Dogtooth) und Athina Rachel Tsangari (Attenberg) gehört. Im Zentrum des Films steht Maria (Angeliki Papoulia), die ungefähr im gleichen Alter ist wie ihr italienisches Pendant Angelo aus Perfidia. Doch die Griechin steht mit beiden Beinen im Leben, arbeitet im Laden ihrer Mutter, hat zwei Kinder grosszuziehen und sehnt sich nach ihrem Mann, der auf hoher See seine Brötchen verdient, und dessen körperliche Liebe sie so sehr vermisst. Körperlichkeit ist ein Stichwort, das eine wichtige Rolle spielt, denn Tsoumerkas zweiter Spielfilm lebt von den agilen Auftritten seiner Figuren, von Marias Wutausbrüchen und ihrer Hektik: Sie gibt der Mutter, die jahrelang keine Steuern bezahlt hat, die Schuld für den bevorstehenden Bankrott, vertreibt den Vater aus dem Haus und prügelt ihren Schwager grün und blau. Dazwischen immer wieder Rückblenden zu Bettszenen mit ihrem Mann, die auch eher wie ein Kampf und aggressiv wirken und weniger den Liebespraktiken eines Ehepaars gleichen. Maria ist Sinnbild für eine Generation, die wütend ist und sich in einer bedrohlichen Lage befindet was die Zukunft betrifft. Eine Lage für die sie selbst wenig kann – und darum die Schuld bei anderen sucht. Ähnlich wie den Figuren, die vor einem Trümmerhaufen erwachen und in Wut ausbrechen, geht es auch dem Film, der stets sehr nah am Geschehen ist, aber aufgrund der Nähe auch etwas den Überblick und die Orientierung verliert. Als Zuschauer ist man so einem ständigen Gefühlsausbruch ausgeliefert, an dem man irgendwann, trotz hoher Glaubwürdigkeit, das Interesse verliert.

VentosDeAgosto_01Einen starken Kontrast hierzu bot beispielsweise der brasilianische Beitrag Ventos de Agosto von Regisseur Gabriel Mascaro. Ein ruhiger, fast schon poetischer Film über eine junge Frau, die sich in einem abgelegenen Küstenort um ihre Grossmutter kümmert und auf einer Kokosnussplantage arbeitet. Shirley, so ihre Name, fühlt sich jedoch in dieser paradiesischen Umgebung wie gefangen und vermisst die Stadt, aus der sie kam. Wie Relikte aus der Zivilisation wirken einzelne Elemente, die Shirley zum Schwelgen verwendet: Die Hardrockmusik etwa, die sie unter den Palmen hört oder die Cola-Dose, die sie in der prallen Sonne auf einem Fischerboot öffnet und deren Inhalt sie über ihren ganzen Körper streicht. Auch ihre vorwiegend körperliche Beziehung zu Jeison, einem Kokosnusspflücker, ist rein körperlicher Natur – mit den Gedanken ist sie stets woanders. Vor allem die ruhigen Bilder und die fast schon andächtige Stimmung, die durch eine von Jeison ins Dorf angeschleppte Wasserleiche gefördert wird, verleihen dem Film einen speziellen, beinahe meditativen Charme. Das Leben im Dschungeldorf und das sich nicht nur symbolhafte Anbahnen des Todes, hat der Film auch mit Lav Diaz Beitrag From What is Before (Mula sa Kung Ano ang Noon) gemeinsam.

Der Gewinner und die Bedrohung von oben

WhatIsBefore_02Doch da hört es mit den Vergleichen auch schon wieder auf, denn erzählt der Brasilianer einen poetisch-feuchten Tagtraum, handelt es sich bei Lav Diaz um einen nationalhistorischen Alptraum. Der philippinische Regisseur – letztes Jahr noch als Jurypräsident in Locarno – zeigte im Hauptwettbewerb ein beklemmendes fünfeinhalb Stunden langes Epos, in dem er das Dorfleben eines philippinischen Dorfes anfangs der 70er-Jahre seziert und die unaufhaltsam anbahnende Kriegsdiktatur von Ferdinand Marcos für die schrecklichen und mysteriösen Ereignisse im Dorf verantwortlich macht. Am ehesten mag man einen Vergleich zwischen Michael Hanekes Meisterwerk Das Weisse Band ziehen, denn auch dort geht es um die Entstehungsbedingungen von Gewalt und Terror in einem protestantisches Dorf als Mikro-Gesellschaft vor dem drohenden Ungemach der Weltkriege. Allerdings bleibt Diaz seinem langsamen Zeitrhythmus treu, macht die Natur des philippinischen Tropenwaldes mit zum Akteur und lässt den Zuschauer langsam in seine Welt eintauchen, denn was er erzählt, beruht auf seinen Kindheitserinnerungen. Über zwei Stunden dauert es bis die Charaktere entwickelt sind, bis man über die Verhältnisse und Strukturen im Dorf ansatzweise Bescheid weiss. Oft fixiert die Kamera nur einen bestimmten Ort – einen Hügel, oder einen Feldweg zum Beispiel –, bis sich jemand in das Bild hinein bewegt, seiner Arbeit nachgeht oder schlicht vom einen Ort zum anderen marschiert. Es sind authentische Bilder, aber viel wichtiger ist, dass die Zeit authentisch ist – man sieht viele Handlungsabläufe in Echtzeit, was dem Film dokumentarische Züge verleiht und im Einklang mit dem natürlichen Setting fast schon immersiv wirkt. Man lernt das schwer behinderte Mädchen mit heilenden Kräften und seine Schwester kennen. Man lernt den Priester kennen. Man beobachtet die leidende Mutter beim gesungenen Abschied von ihrem ermordeten Sohn. Es gibt Familien, Bauern, einen Winzer, eine Verkäuferin und Kinder – eine funktionierende Dorfgemeinde eben. Aber ein unaufhaltsamer Fluch droht über das Dorf hereinzubrechen – der Gemeinde steht unsägliches Leid bevor. Zunächst wird Vieh von einem Unbekannten grundlos abgeschlachtet, das behinderte Mädchen wird missbraucht, ein Toter an einer Kreuzung gefunden. Als schliesslich das Militär im Dorf ankommt, scheint bereits jede Hoffnung verloren zu sein. Trotz seiner massiven Länge und seiner unkonventionellen Erzählweise hat die Jury dieses Meisterwerk zu Recht mit dem Hauptpreis, dem goldenen Leoparden, ausgezeichnet.

ComOsPunhosCerrados_01Diaz war jedoch nicht der einzige, der sich mit den negativen Auswirkungen eines schamlos regierenden Apparats auseinandersetzte. Auch wenn die Hilflosigkeit und der Horror sich in seinem Film wohl am deutlichsten zeigten. Auch andere prangerten politische Systeme an und zeigten teils Figuren, die sich dem nicht mehr ergeben können und wollen. So etwa im brasilianischen Beitrag im Presente-Wettbewerb Com os Punhos Cerrados von Pedro Diogenes, Luiz Pretti und Ricardo Pretti, die auch gleichzeitig die Hauptrollen verkörperten. Der Film um anarchistische Radio-Terroristen verfolgt keinen narrativen roten Faden, sondern nutzt Anleihen des Experimentalfilms um eine Art revolutionäres Bild-Manifest zu kreieren. Ob gelungen oder nicht, regten die einzelnen Szenen doch zumindest zum Nachdenken an.

Durak_01In Yuriy Bykovs Drama Durak – der lange als Favorit auf den Hauptpreis gehandelt wurde – lehnt sich ein einfacher Klempner gegen das korrupte System der Obrigkeit auf. Artem Bytrovs spielt die Hauptfigur als Pragmatiker, der sich mittels klarem Moralkodex gegen die Lügen der Kleinstadtregierung wehrt und für eine gerechte Sache kämpft – verdient gewann er den Darstellerpreis.

Alive_01Ein Artverwandter fand sich in Jungbum Parks Dreistünder Alive, worin ebenfalls eine Zweiklassengesellschaft exemplarisch anhand einer Soyabohnen-Pasten-Fabrik dargestellt wird. Die männliche Hauptfigur – vom Regisseur selbst verkörpert – lässt sich lange Zeit unterjochen, um seine Schwester und deren Tochter zu schützen. Als die Schwester jedoch einen unentschuldbaren Fehler begeht, droht auch seine Fassade der Zurückhaltung, wie ein Damm zu brechen.

Buzzard_01Nicht artenfremd von der Thematik aber doch ein krasses Gegenstück im Verhalten der Hauptfigur war der US-amerikanische Beitrag Buzzard. Die Low-Budget-Produktion rückt mit Marty Jackitansky einen durchgedrehten Bürotemp in den Mittelpunkt des Geschehens. Ein Taugenichts, der am liebsten vor der Glotze sitzt, Death Metal hört, Videogames zockt oder sich Horrorfilme reinzieht. Kreativ betätigt er sich nur beim Basteln eines an Freddy Krüger erinnernden automatisierten Klingen-Handschuhs. Auf der Arbeit – sofern er denn mal dort ist – blödelt er mit dem nicht minder debilen Kollegen herum und denkt sich neue Schwindeleien aus: z.B. indem er online Büromaterial bestellt, um dieses dann im Laden wieder umzutauschen – natürlich fliesst das Geld dann in die eigene Tasche. Oder er überschreibt abgelaufene Checks an sich selber, die er dann auf sein Konto einzahlt. Eine bitterböse Satire auf die Langeweile und Konformität des Lebens eines Büroangestellten. Ein kleiner Antiheld, den aufgrund seiner Bedeutungslosigkeit zunächst niemand wahrnimmt, der jedoch auf seine eigene Weise gegen den alltäglichen gesellschaftlichen Einheitsbrei ankämpft – und zum Spasse des Zuschauers gewinnt.

Navajazo_01Navajazo heisst übersetzt „Messerstich“. Zwischen Fiktion und Dokumentation führt Ricardo Silva den Zuschauer heran an die apokalyptischen Zustände des berühmt berüchtigten Tijuanas, nahe an der US-Grenze. Es sind obskure Gestalten, die er in teilweise expliziten Bildern vorstellt: Satanisten, Freaks, Prosituierte, Junkies, Pornofilmer und Killer. Sie sind Teil einer Gesellschaft, die eine ordnende Struktur verloren zu haben scheint und zu einer Müllhalde vor den Toren der unbegrenzten Möglichkeiten verkommen ist. Die gezeigten Menschen sinnieren über ihr Dasein, das dem Untergang geweiht ist und doch wartet nach jeder Nacht ein neuer Tag. Navajazo hinterlässt Einstiche im Gedächtnis des Zuschauers. Das liegt auch daran, dass der Film mit humorvollen Szenen und skurrilen Bildern überrascht – inmitten all des Drecks etwa sammelt ein älterer Herr weggeworfenes Kinderspielzeug und schmückt ein ganzes Blechhaus damit, was fast schon unheimlich-mystische Züge annimmt. Silvas Film hat den Hauptpreis des Wettbewerbes “Concorso del Presente” gewonnen, womöglich weil man seine Bilder und Figuren nicht so schnell vergisst; vielleicht auch weil er einen Schritt weitergeht und das Innere des Abgrunds zeigt, welcher sich in vielen anderen Beiträgen nur drohend andeutet. Würde Alejandro Jodorowsky heutzutage einen Dokumentarfilm drehen, könnte er so aussehen.

Etwas weniger trist

FidelioOdysseDAlice_01Fidelio, L’Odyssee de Alice gehörte sicher zur positiven Seite des grossen Wettbewerbs. Nicht nur weil er qualitativ hervorstach, auch weil er Lebensfreunde ausstrahlte. Natürlich nicht nur, denn die Geschichte der jungen Alice, die auf einem grossen Frachtschiff als Mechanikerin arbeitet und so um die Welt kommt, beinhaltet auch einen ständigen Wellengang der Gefühle, aber das untermauert wohl nur den Realismus des Films. Alice ist eine moderne junge Frau, die sich in einer Männerwelt behaupten muss; das tut sie auch in dem sie mit ihren weiblichen Reizen spielt, sich gleichzeitig Grenzen setzt, die sie hin und wieder auslotet. Es gibt viele Männer in ihrem Leben, zum Beispiel ihr norwegischer Freund, der liebeshungrig an Land auf ihre Rückkehr wartet. Oder der gutaussehende Kapitän – ein Lover aus alten Tagen, mit dem sie auf See wieder anbändelt. Da ist aber auch ein Toter; ein verstorbenes Besatzungsmitglied, dessen Tagebuch Alice aufmerksam liesst und das Geschriebene auf ihr eigenes Leben projiziert. Alice scheint nicht genau zu wissen, was sie will, aber genau das scheint ihr bewusst zu sein und zu gefallen. Die griechisch-französische Schauspielerin Ariane Labed – bereits in Attenberg und Before Midnight bezaubernd – hat deutlich Spass an der starken weiblichen Rolle und wurde dafür als beste Hauptdarstellerin geehrt. Der Film gefällt aber auch durch seine Leichtigkeit voranzukommen, eine flüssige Story zu erzählen, die zeitgemäss, vielschichtig und unterhaltsam ist.

ListenUpPhilip_01Ähnlich wie Alice ist auch Philip eine Figur, der man mit Interesse und gerne zusieht – nicht umsonst tauchen die beiden schon mit dem Namen im Filmtitel auf. Und dabei sagt der Titel schon verdammt viel aus. Denn Listen up Philip heisst: Hör zu, Philip! Doch das macht Philip, hervorragend gespielt von Wes Anderson Darsteller Jason Schwartzman, so gut wie nie. Der aufstrebende Jungliterat hat seinen zweiten grossen Roman in den Startlöchern und bildet sich darauf ganz schön viel ein. So ist es tatsächlich er, der meistens spricht, und das meistens sehr schnell, selbstüberzeugt und nicht minder arrogant. Seiner liebenswürdigen Freundin (gespielt von Mad Men-Star Elizabeth Moss) fährt er so ständig über den Mund und am besten sollte die ganze Stadt New York nach seiner Pfeife tanzen. Aber da das nicht möglich ist, lässt sich Philip vom alten Erfolgsautor Ike Zimmermann (ikonisch: Jonathan Pryce) in dessen Landhaus einladen, wo ihm auch eine Lehrstelle an der Universität winkt. Jedoch erweist sich auch Zimmermann als egozentrische Diva. Alex Ross Perrys Film bietet viel komödiantisches Potential, das er gelegentlich auch voll ausschöpft, doch geht sein Film weit über eine Komödie hinaus. Erinnernd an die Werke von Noah Baumbach und Wes Anderson sprechen und handeln die Figuren auf lustige Art und Weise, ohne jedoch ihre Ernsthaftigkeit zu verlieren. Die mehrdeutigen Dialoge und das glaubwürdig dargestellte Umfeld einer intellektuellen Szene sorgen dafür, dass der Film nebst den tadellosen Schauspielern schnell an Fahrt gewinnt und mit trocken-lakonischem Humor bestens unterhält.

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