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Force Majeure – Turist

25/12/2014 By (dap) Leave a Comment

von (dap)

ForceMajeureTurist_posterDas Schwedische Familien-Drama gilt zu Recht als heisser Kandidat für den Auslands-Oscar. Regisseur Ruben Östlund lässt eine schwedische Familie nach einem aussergewöhnlichen Erlebnis aufeinander los, wodurch er traditionelle Rollenbilder aufbricht und zur Diskussion stellt. Dabei hält er grandios die Balance zwischen Ernst, Emotion und Humor.

Die perfekte Familie im Skiurlaub: Nach ein paar Abfahrten in den französischen Alpen sitzen die attraktiven Eltern mit ihren beiden hübschen Kindern im Gipfel-Restaurant und geniessen die Aussicht auf das Berg-Panorama. Als auf dem gegenüberliegenden Berg eine kontrollierte Lawine ausgelöst wird, zücken die Mittagsgäste ihre Smartphones und filmen das Spektakel. Auch die schwedische Familie ist begeistert von der Naturgewalt. Doch dann passiert es. Die Schneemassen rasen scheinbar unaufhaltsam auf die Terrasse zu und die Leute geraten in Panik. In Mitten des Geschreis und im Angesicht der bevorstehenden Katastrophe packt Mama Ebba schützend die beiden Kinder, während sich Papa Tomas mit dem iPhone davon macht.

Lediglich weisser Schneestaub legt sich über die Restaurant-Terrasse – die Lawine wurde im letzten Moment gebremst. Nichts passiert. Ebba ruft mehrmals nach Thomas, aber erst nach ein paar unheimlich langen Sekunden kommt dieser wieder aus seinem Versteck hervor. Keiner kam zwar körperlich zu schaden, doch der Familiensegen im Luxusurlaub hängt von da an gehörig schief!

Der schwedische Regisseur Ruben Östlund beschäftigt sich in seinem Familien-Drama mit dem Rollenverständnis von Mann und Frau in der heutigen Zeit. Äusserliche Makel sind zunächst nicht auszumachen. Es sind andere Merkmale, die das Unheil hervor beschwören und schliesslich die Oberfläche einbrechen lassen. Östlund nutzt hierfür verschiedene Stilmittel: die nächtlichen Schneeexplosionen; Vivaldis Sommer aus den vier Jahreszeiten, und nicht zuletzt die Schneelawine selbst. Von da an ist nichts mehr so wie es war. Als das Ehepaar noch am gleichen Abend mit einem anderen Paar essen geht, will Ebba über das Erlebnis sprechen, über die Tatsache, dass der Familienvater sie einfach im Stich liess. Doch Tomas blockt ab, spielt das ganze herunter, spricht von einer anderen Wahrnehmung der Umstände und versucht sein Gesicht als Mann zu bewahren. Die Situation wiederholt sich als ein paar Tage später der Bruder von Tomas mit seiner jüngeren Freundin im Skiort ankommt und Ebba das Thema erneut anspricht. Dieses Mal fordert sie sogar einen Videobeweis – denn Tomas hat ja alles gefilmt, und auch lediglich sein iPhone in Sicherheit gebracht. Die Diskussion wird heftiger, die Emotionen kochen über.

War es schlicht der Überlebensinstinkt, der Tomas getrieben hat? Oder ist er tatsächlich ein jämmerlicher Feigling, der nur seine eigene Haut retten wollte? So genau scheint er es selbst nicht zu wissen. Ebba hingegen kommen starke Zweifel an ihrem Eheleben. Um diese Gefühlslagen auszudrücken, findet Östlund richtig starke Bilder und Situationen. Eine herrliche Szene ergibt sich, als Tomas mit seinem Bruder Mats alleine Skifahren geht und danach beim Apres-Ski die Glieder baumeln lässt und sich ein Bier gönnt. Für einen Moment kann er das Geschehene vergessen, kann ohne Frau und Kinder wieder Mann sein. Dann kommt eine junge Frau auf ihn zu und eröffnet ihm, dass ihre Freundin meinte, dass er der schönste Mann hier sei. Der stolze Tomas scheint nun wieder seine ganze Männlichkeit beisammen zu haben. Doch nur wenige Sekunden später kommt die gleiche Frau zurück und teilt ihm mit, dass sie sich geirrt habe und ihre Freundin jemand anderes meinte – es kommt beinahe zum Handgemenge und Tomas verfällt wieder in sein Selbstmitleid. Eine starke Szene, von denen Östlund viele bereithält.

Der Film bietet Diskussionsstoff und auch wenn symbolhaft aufgeladen, liefern viele Szenen wahre Kommentare zum heutigen Geschlechter- und Rollenverständnis. Das Thema ist ernst und oft wird es emotional, aber immer wieder kommt auch der skandinavische Humor zum Vorschein. Verkörpert wird dieser vor allem von dem Bruder Mats, der bereits durch sein Äusseres auffällt und an sich selbst zu zweifeln beginnt, nachdem er die Diskussion und den Ehestreit seines Bruders miterlebt hat. Sowohl die Machart des Films als auch die Figuren sind äusserst detailreich und vielschichtig. Dies fliesst auch in die Botschaft – oder zumindest eine davon – des Films mit ein: es gibt kein richtig oder falsch. Man macht Fehler und muss damit leben. Schlussendlich sind die Mitmenschen aber das Wichtigste, mit ihnen gemeinsam beschreitet man schliesslich den weiten Weg.

 

 

Force majeure / Turist
Land: Schweden
Regie: Ruben Östlund
Drehbuch: Ruben Östlund
Schauspieler: Johannes Kuhnke,  Lisa Loven Kongsli, Clara Wettergren, Vincent Wettergren, Brady Corbet, u.a.
Kamera:Fredrik Wenzel
Schnitt: Jacob Secher Schulsinger
Musik: Ola Fløttum
Laufzeit: 118 Minuten
Kinostart: 11.12.2014
Verleih: Look Now!
Weitere Infos bei IMDB

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Filed Under: Kino, Rezensionen Tagged With: Force Majeure (2014), Ruben Östlund, Schweden, Turist (2014)

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