Der Vorhang geht auf: Festivaldirektor Carlo Chatrian lüftet das Geheimnis und gibt die Filme aller Programmreihen bekannt. Zwar gibt es zu den meisten Titeln noch kaum Infos, doch schon ein genauer Blick auf den Internationalen Wettbewerb verspricht grosses Weltkino. Zeit also diesen Wettbewerb etwas näher zu durchleuchten:
Altmeister Andrzej Zulawski ist zurück! Nach 15 Jahren Regie-Abstinenz kehrt der polnische Filmemacher, der sich in den 70er- und 80er-Jahren durch sein subversiv-provokatives Kino einen Namen machte, zurück. Sein neuer Film heisst Cosmos, basiert auf einem Roman von Witold Gombrowicz und verspricht ein interessantes Mystery-Thriller-Drama zu sein – ganz im Stile der Blütezeit Zulawaskis.
Mit Chantal Akerman kommt eine Regisseurin nach Locarno, die ebenfalls schon in der 70er und 80er-Jahren Cineasten begeisterte – etwa mit ihrem Meisterwerk Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles. Die Belgierin schuf in ihren Filmen prägende Frauenporträts und beschäftige sich immer wieder mit feministischen Themen. In Locarno wird ihr neuer Film No Home Movie vorgestellt.
Auch in diesem Jahr sind zwei US-amerikanische Filme vertreten, die bereits im Januar in Sundance liefen. James White von Josh Mond gewann sogar einen Publikumspreis und punktete auch bei den Kritikern. Die Charakterstudie erzählt von einem jungen New Yorker, dessen Verzweiflung ihn auf einen selbstzerstörerischen Abgrund zu drängt.
Der andere Sundace-Film heisst Entertainment. Regisseur Rick Alverson erzählt die Story eines erfolglosen Comedians, der sich in der Mojave-Wüste einen Karriere-Aufschwung erhofft und sich dabei auch seiner entfremdeten Tochter anzunähern versucht. John C. Reilly, Michael Cera und Dean Stockwell gehören zum Cast.
Athina Rachel Tsangari zählt zum nicht mehr ganz so jungen aber immer noch wilden griechischen Autorenkino, das sich in den letzten Jahren mit und um Yorgos Lanthimos herum im Weltkino etabliert hat. Das in Venedig uraufgeführte Coming of Age-Drama Attenberg zeigte 2010 neben Lanthimos auch Ariane Labed in einer Hauptrolle. Labed gewann letztes Jahr in Locarno den Preis als beste Schauspielerin für Fidelio, l’odyssée d’Alice. Tsangari präsentiert nun ihren neuen Film Chevalier.
Der auf dem Papier auffälligste Filmbeitrag stammt aus Japan: Ryusuken Hamaguchis Happy Hour. Mit über fünf Stunden Laufzeit ist es der mit Abstand längste Film des Festivals. Dass dieser Mammutfilm in Locarno aber gut aufgehoben ist, zeigt ein Rückblick auf die letztjährige Ausgabe: Damals gewann Lav Diaz mit seinem sechs Stunden langen, meisterlichen From What Is Before den Goldenen Leoparden.
Auf der offiziellen Festival-Seite werden in Kürze alle Infos zu den Filmen folgen.
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