Das Filmjahr 2015 neigt sich dem Ende zu. Wer bei der Oscar®-Verleihung im Frühjahr 2016 dabei sein will, muss seinen Film noch bis Ende Jahr in die US-Kinos bringen. Die Oscar®-Saison ist also noch im Gange – dennoch war in diesem Jahr vieles unklarer als sonst. Die Nominationen für die Golden Globes bringen auch hinsichtlich der Academy Awards etwas Licht ins Dunkel.
Bei den Festivals in Venedig und Toronto zeichnet sich normalerweise vieles ab. Vor allem in Kanada, wo nochmal die Highlights der anderen Festivals – Berlin, Cannes, Venedig etc. – aufgeführt und gleichzeitig auch die Topfilme des Herbstes gezeigt werden. Nach Toronto sind sich Kritiker und Experten meistens sicher, den nächsten Oscar®-Film bereits gesehen zu haben oder zumindest über eine Shortlist zu verfügen. Das war 2015 anders.
Filme wie The Danish Girl, Trumbo oder Truth wurden zwar im Vorfeld heiss gehandelt, enttäuschten aber eher, als dass man sie für den Oscar® als bester Film in Betracht zog. Room, Black Mass und The Martian wussten zwar Publikum und Kritiker gut zu unterhalten – aber reicht das für einen Oscar®? Eher nicht. Der einzige Film, der als klarer Oscar®-Anwärter hervor ging, war Tom McCarthys starkes Journalisten-Drama Spotlight. Und schon früher im Jahr der Cannes-Beitrag Carol, der in vielerlei Hinsicht einfach wunderschön ist.
Irgendwie hat man jedoch noch mehr erwartet. Oder besser gesagt auf mehr gewartet. Und das nicht zu unrecht. Am Horizont machten sich die Hochkaräter The Hateful Eight von Quentin Tarantino, The Revenant von Alejandro González Iñárritu und der neue Film von David O. Russel Joy bemerkbar. Erste Kritiker-Reaktionen deuten mittlerweile daraufhin, dass sich das Warten zumindest bei Tarantino und Iñárritu auch gelohnt hat. Alle drei Regisseure müssen ihre Filme noch dieses Jahr in den USA ins Kino bringen, um für das Oscar®-Rennen berücksichtigt zu werden.
Wsagen uns nun die Nominierungen der Globes?
Zunächst mal verwundert es, dass es Tarantino nicht in die Hauptkategorie „Bester Film“ geschafft hat. Es verwundert vor allem deswegen, weil ein Mad Max: Fury Road bei den Dramen dabei ist und es Filme wie Trainwreck und Spy bei den Komödien geschafft haben. Das könnte sich bei den Academy Awards aber nochmals ändern. Spotlight und Carol wurden wie erwartet in mehreren Kategorien berücksichtigt und haben auch bei den Oscars® beste Chancen.
The Revenant bleibt noch eine Wundertüte. Zwar sind die Kritiker teils von der Wucht und der Visualität des Films begeistert. Teils wird jedoch moniert, dass die Form zu sehr über dem Inhalt stehe. Nichtsdestotrotz dürfte Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio so gute Chancen haben wie noch nie, und endlich seine längst verdienten Preise abräumen. Alles andere käme schon fast einem Running Gag gleich. Denn die anderen Kandidaten haben entweder bereits ihre Goldmännchen für bessere Performances erhalten (wie Eddie Redmayne oder Al Pacino) oder sind mit Filmen vertreten, die zu wenig Gewicht haben (wie Bryan Cranston und Mark Ruffalo).
Bei den Frauen haben Rooney Mara und Cate Blanchett in Carol begeistert. Beste Chancen dürfte sich aber vor allem Room-Star Brie Larson ausrechnen. Jennifer Jason Leigh könnte es durchaus Christoph Waltz nachmachen und den Preis als beste Nebendarstellerin für einen Tarantino-Film abstauben. Sie spielt im Wild-West-Drama The Hateful Eight eine Psychopatin und macht bereits mit ihrer kurzen Präsenz im Trailer Lust auf mehr.
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