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Bildrausch 2011: Interview mit Nicole Reinhard und Beat Schneider

13/06/2011 By Severin Auer Leave a Comment

von Severin Auer

Vom 27. Mai bis 05. Juni 2011 fand im Stadtkino Basel unter der Leitung von Nicole Reinhard und Beat Schneider das erste Basler Filmfestival Bildrausch statt. Wir haben uns mit ihnen über diese Premiere in der Schweizer Kulturstadt unterhalten. (Den Festivalbericht findet ihr hier.)

Beat Schneider, Peter Liechti, Nicole Reinhard (v.l.n.r.) ©Kathrin Schulthess Groarr.ch: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Filmfestival in Basel zu veranstalten?
Beat Schneider: Viele Filme, die uns auf Festivals gefallen, in den Festivalberichterstattungen der Feuilletons ausführlich und lobpreisend oder kontrovers besprochen werden, sind in der Schweiz nie zu sehen.

Nicole Reinhard: Basel ist eine Kunststadt. Während die Bildende Kunst unterstützt und gepflegt wird, wird die 7. Kunst, der Film, stiefmütterlich behandelt. Wir wollen Basel aber auch zur Filmstadt machen!

Wie hat der Prozess der Umsetzung und Positionierung als “Festival der Festivals” – auch gegenüber anderen Festivals -ausgesehen?
Beat Schneider: Ein wichtiges Vorbild-Festival ist die Viennale in Wien, die in den 1960er-Jahren von Filmkritikern gegründet wurde, um auch die in Österreich nicht gezeigten Filme nach Wien zu holen. Die Auswahl und Zusammenstellung der Programme zeigen eine deutliche kuratorische Handschrift. Heute hat Wien über 100’000 BesucherInnen.
Wie steht ihr zu anderen Filmfestivals in der Schweiz?
Nicole Reinhard: In der Schweiz gibt es neben dem A-Festival Locarno, das sich verpflichtet, Uraufführungen zu zeigen, Festivals für den Kurzfilm, für den Dokumentarfilm, für den Fantastischen Film oder den Film des Südens. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Film-Auswahl eine Nische innerhalb der Schweizer Festivalszene besetzen. Wir wollen Filme in die Schweiz holen, die an Festivals für Aufsehen gesorgt haben, die eine unkonventionelle Erzählsprache wählen, visuell eigenwillige Bildwelten schaffen und sich inhaltlich auch an schwierige Themen heranwagen.
Was bedeutet für euch der Name “Bildrausch”? Klingt er einfach gut oder steckt da eine tiefere Bedeutung dahinter?
Beat Schneider: „Unsere“ Filme verführen Bauch und Kopf. Sie setzen sich in uns fest, müssen verdaut werden und beschäftigen uns, irritieren, überraschen und begeistern durch ihre Einzigartigkeit. Und sie leben alle von starken, berauschenden Bildwelten. Konzentriert geschaut, haben sie durchaus Suchtpotential.
Wie war die Resonanz von Freunden, Sponsoren und Kinogängern im Festival-Vorfeld?
Nicole Reinhard: Erfreulich und ermutigend. Positiv: Die meisten Leute reagierten begeistert auf die Bildrausch-Idee. Da war eine Spannung zu spüren, endliche jene Filme sehen zu können, von denen man sonst nur in Zeitungen liest.Anstrengend aber war, das dafür benötigte Geld zu finden. Dafür hatten wir nur wenig Zeit. Umso erfreulich, dass es uns schliesslich gelungen ist – nur mit unserer Bildrausch-Idee im Koffer -, das Vertrauen der Sponsoren und Stiftungen zu gewinnen. Da war viel Good-Will zu spüren.

Ziska Riemann (Lollipop Monster) und Nicole Reinhard © Kathrin Schulthess
Wie schwierig war es, Regisseure, Schauspieler und Jury für ein ganz neues Festival nach Basel zu locken?
Nicole Reinhard: Leider konnten wir aus finanziellen Gründen nicht so viele Filmemacherinnen und Filmemacher einladen, wie wir wollten. Aber von denen, die wir angefragt haben, haben nur zwei abgesagt. Ich denke, dass Begeisterung ansteckt. Die Filmemacher spürten, dass uns ihre Filme wirklich am Herzen lagen und wir für sie einstehen würden. Gerade die Filmemacher aus Griechenland haben sich gefreut, dass Bildrausch als erstes Festival dieser Kinematographie im Aufbruch einen Schwerpunkt widmet. Da war es wohl Ehrensache, an dieses neue kleine Festival zu kommen – obwohl sie wussten, dass das grosse A-Festival Karlovy Varyim Juli ein ähnliches Projekt geplant hat.Peter Liechti indes kenne ich von einer Retrospektive seines Werkes in meinem ersten Jahr in Basel. Er weiss, dass wir uns für eine offene, engagierte und mutige Filmkultur einsetzen – und hat sofort zugesagt.
Wir hatten das Gefühl, dass es im Vorfeld eher wenig Werbung gab. Oftmals wird die Stadt für solche Anlässe mit Postern zugekleistert und Fahnen verschönert. War das – von der Budget-Frage abgesehen –  eine bewusste Entscheidung, sich “klein” zu halten?
Beat Schneider: Bewusst war der Entscheid, stets die Filme ins Zentrum zu stellen und nicht die Werbung und das Marketing. Natürlich waren auch unsere Mittel beschränkt. Gerne hätten wir unsere Plakate – den reitenden Geist, die kämpfenden Wrestler und die exzentrisch tanzenden Ladies – in der Stadt breit ausgehängt. Letztlich haben wir uns aber auf die Fassade der Kunsthalle beschränkt, auf Flyer und Indoor-Aushang von Plakaten. Selbst wenn wir viel Geld gehabt hätten, wir hätten die Stadt nicht beflaggt und beschallt. Das ist nicht unsere Art und wäre für diesen kleinen, aber feinen Anlass nicht angemessen gewesen.
Wie habt ihr die Filme ausgewählt? Mussten Filme bereits Erfolge vorweisen können? Und wie viel Spielraum habt ihr den gewählten Kriterien eingeräumt? 
Nicole Reinhard: Im Vordergrund stand das eigene Verständnis von unkonventioneller Narration, visionärem Anspruch und inhaltlicher Eigenwilligkeit. Auf Essential Killing wurden wir beispielsweise durch die kontroverse Diskussion im Feuilleton aufmerksam, für Finisterrae hatten wir uns bereits entschieden, bevor er am Rotterdam Film Festival den Tiger Award gewann, und dass Gravity Was Everywhere Back Thenam Festival laufen muss, war bereits klar, als ich mit Tränen in den Augen und tiefst angerührt den Kinosaal verliess. Dass solche Filme eine grosse Festival-Karriere vor sich haben, sagt einem die Erfahrung. Da muss man nicht ein Jahr warten, um das bestätigt zu bekommen. Einmal davon abgesehen, dass es sich längst bestätigt hat: Die Filme, die wir nach ihrer Premiere ausgesucht haben, sind mittlerweile an vielen Festivals gebucht. Unsere Kriterien sind uns sehr wichtig, sie sind aber auch nicht ein enges, Luft abschnürendes Korsett. Das wäre unsinnig.
Habt ihr bei der Programmation einen roten Faden gelegt, der über die “Andersartigkeit” der Filme hinausreicht?
Beat Schneider: Nicht in der Auswahl, viel mehr in den konkreten Entscheidungen, wann welcher Film gezeigt wird. Da wollten wir eine spannende Mischung. Interessanterweise ortete eine elsässische Filmkritikerin den Themen-Schwerpunkt Sexualität, was wir so gar nicht intendiert haben.
Hattet ihr Kontakt mit anderen Festivals oder lief die Organisation primär über Agenturen?
Nicole Reinhard: Schon für unsere normale Programmarbeit im Stadtkino Basel fahren wir regelmässig an Filmfestivals; da spricht man natürlich auch mit Programmverantwortlichen. Die Kontakte für einen konkreten Film laufen ganz unterschiedlich, der Gewinnerfilm Gravity Was Everywhere Back Then lief direkt über Brent Green, den Filmemacher, andere mussten wir über den Produzenten oder einen “WorldSales” buchen. Manchmal wiederum hilft es, wenn man dem Produzent von befreundeten Kuratoren vorgestellt wird, wie etwa im Falle von O Barão.
Einige Male habt ihr eine Projektion mit Blu-ray-Screenern gemacht, oftmals mit klassischen Filmrollen. Unter welchen Umständen wart ihr bereit, hier Kompromisse in der Bildqualität einzugehen?
Nicole Reinhard: Kompromisse wollen wir eigentlich keine eingehen. Zur Zeit verfügt das Stadtkino Basel aber noch nicht über einen digitalen Projektor. So zeigten wir wenige Filme ab Blu-ray und DigiBeta – zwei digitale Formate, die nur eine leicht geringere Auflösung als digitale Projektionen aufweisen.
Leider gibt es von vielen Filmen keine 35mm-Kopien mehr. Blu-ray ist oft das Einzige, was einem zur Verfügung gestellt wird.
Gab es Filme die ihr gerne gehabt hättet, aber nicht bekommen konntet?
Beat Schneider: Ja, da war das deutsche Filmexperiment Dreileben von drei hochkarätigen Filmemachern, das an der Berlinale uraufgeführt wurde. Nach einer ersten Zusage hat uns ein grosses Festival in der Schweiz aber die Internationale Premiere weggeschnappt. Und dann waren da zwei weitere Filme der Berlinale, die wir gerne gezeigt hätten.
Beat Schneider und Nuno Melo (Schauspieler in O Barao) ©Adriano A. Biondo Was waren eure persönlichen Festival-Favoriten?
Beat Schneider: Ich liebe die Weite der Landschaft in Meek’s Cutoff, wie die schwangere Glory einem Hut nachrennt, die existenzielle Reise vom plätschernden, blubbernden Fluss am Anfang in die trockene Einöde des Weste(r)n. Oder die unerbittliche Konsequenz, mit der Yannis Ekonomides seine Geschichte über einen Anti-Helden erzählt, ohne dabei den Humor aus den Augen zu verlieren.

Nicole Reinhard: Meine Lieblingsfilme waren Attenberg und Gravity Was Everywhere Back Then. Attenberg, der in konsequent kombinierten Bildern eine Geschichte des Erwachsenwerdens erzählt, immer wieder aber mit eigenwilligen, vor Leben sprühenden Tanzeinlagen bricht. Gravity wiederum: eine betörende Stop-Motion Real-Animation, ein inniger Film, im allerbesten Sinne gebastelt, eine Ode an die Leuchtkraft der Liebe und die Kunst. Ergreifend. Ich habe mich sehr gefreut, dass er gewonnen hat.

Gab es Filme, die beim Publikum besondere oder unerwartete Reaktionen ausgelöst haben?
Nicole Reinhard: Nicht ganz unerwartet, aber umso erfreulich war, dass dieses Fest – der Rahmen, den wir den Filmen gegeben haben – funktioniert hat. Die Leute haben sich wirklich auf anspruchsvolle und sperrige Werke eingelassen. Wir hatten wenig wirklich negatives Feedbacks. Brownian Movement beispielsweise war ein Film, der an der Berlinale die Geister gespalten hat. In Basel aber hat gerade dieser Film super funktioniert. Vielleicht auch wegen des schönen Plädoyers von Barbara Wurm. Von einem Besucher und einer Besucherin habe ich gehört, dies sei ihr Lieblingsfilm,  viele weitere kamen begeistert aus dem Saal. Das hat mich sehr gefreut.
Lag die Entscheidung, Filme nur einmal zu zeigen, an der Grösse des Festivals? Oder hat euch das Motto “one time only” schlichtweg mehr gereizt?
Beat Schneider: Die Exklusivität hat uns schon gereizt, ebenso die Vorstellung, dass alle aus demselben Film herauskommen und darüber zu sprechen beginnen. Eigentlich hatte der Entscheid aber vor allem praktische Gründe: Wir wollten mindestens 30 Filme zeigen. Da wir nur über ein Kino verfügten, hätten wir in den 10 Tagen des Festivals gar keine Wiederholungen untergekriegt.
Gab es Vorstellungen, die besonders gut besucht waren? Kennt ihr Gründe dafür?
Nicole Reinhard: Die Unterschiede zwischen den Filmen waren gar nicht so gross. Natürlich zog die Eröffnung viele Leute an. Sehr gut gelaufen sind die Dušan Makavejev-Filme, die zusätzlich von einem gelungenen Podiumsgespräch mit Dušan Makavejev profitierten – kaum je war dieser so voller Witz und Schalk wie in Basel. Aber auch der griechische Oscar-AnwärterDogtooth füllte das Kino.
Wie habt ihr das Publikum erlebt? Mir schien es eher durchmischt. Erkennt ihr ein Stammpublikum oder waren viele neue Gesichter dabei? 
Beat Schneider: Uns freute gerade die Durchmischung, die gespürte Offenheit und Neugierde des Publikums jeden Alters. Wir erlebten das Festival als Chance, auch ein jüngeres Publikum ins Kino zu locken und zur Auseinandersetzung mit dem Medium Film zu animieren.
Habt ihr schon Feedback von Besuchern erhalten?
Nicole Reinhard: Ja, viele. Neben Mails mit der Nennung persönlicher Favoriten kamen viele Leute persönlich auf uns zu und ermutigten uns, unbedingt weiter zu machen.
War das Festival für euch und das Stadtkino ein Erfolg – auch aus finanzieller Sicht?
Beat Schneider: Wir sind rundum zufrieden: Es ist tatsächlich ein Festival mit Festival-Atmosphäre entstanden. Darauf kann man hinarbeiten, aber planen kann man es nicht. Umso schöner, dass wir es geschafft haben. All die Gäste, mit denen wir eine wunderbare Zeit verbrachten, haben uns gesagt, dass sie für eine zweiten Ausgabe wieder nach Basel kommen würden. Viele haben uns auch spontan Empfehlungsbriefe für Lobby- und Sponsoringarbeit geschickt.

Nicole Reinhard: Noch konnten wir in finanzieller Hinsicht nicht alle Zahlen zusammentragen. Im Moment sieht es nach einem kleinen Defizit aus. Beinahe aber haben wir eine Punktlandung geschafft.

Dieses Jahr war für euch ja so etwas wie ein Probelauf. Gibt es Dinge, von denen ihr schon jetzt wisst, dass ihr sie für Runde zwei verändern möchtet?
Beat Schneider: Was wir noch verstärken möchten, ist der Austausch zwischen regionalen und internationalen Filmschaffenden. Und mit etwas mehr Budget können wir zusätzliche Gäste einladen. MitarbeiterInnen, die fast kostenlos gearbeitet haben, und das in diesem Umfang kaum ein zweites Mal machen werden, könnten wir besser bezahlen – und mit etwas mehr Werbung besser auf uns aufmerksam machen. Die Piazza als Festivalzentrum ist sicher ein Knackpunkt. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, haben aber durchaus hoch gepokert. Auch hier wäre es schön, könnte man für eine zweite Ausgabe von Bildrausch eine andere Lösung finden.
Wie sieht die Planung für Bildrausch in den kommenden Jahren aus? Strebt ihr den Jahresrhythmus an? Plant ihr vielleicht bereits eine Zusammenarbeit mit den kult.kinos? 
Nicole Reinhard: Weitermachen wollen wir auf jeden Fall. Doch zuerst müssen wir nun einmal ein Fazit ziehen. Denn der persönliche Aufwand war enorm…Wir bedanken uns herzlich für die offenen und ausführlichen Antworten und das schöne Festival!

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