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Hors-la-loi (2010)

10/10/2011 By Sarah Stutte Leave a Comment

Das Trauma zweier Nationen

von Sarah Stutte

Der algerische Film von Regisseur Rachid Bouchareb ging bei der letzten Oscarverleihung für den Preis als bester ausländischer Film ins Rennen und lief in der offiziellen Selektion in Cannes 2010. Die Vorschusslorbeeren eilten ihm weit voraus; aber obwohl aufgebrachte französische Nationalisten den Streifen anti-französisch schimpften, hätte er noch politischer sein müssen.

Die algerischen Brüder Messaoud (Roschdy Zem), Abdelkader (Sami Bouajila) und Saïd (Jamel Debbouze) bekommen schon im Kindesalter die koloniale, französische Unterdrückung zu spüren, als sie mit Eltern und Geschwistern grundlos aus ihrem Zuhause vertrieben werden. In Sétif finden sie ein neues Zuhause, doch dem Massaker von 1945 fallen sowohl die Schwestern als auch der Vater zum Opfer – der Rest der Familie wird auseinander gerissen. Während der intellektuelle Radikale Abdelkader verhaftet wird und lange Jahre unter unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis verbringt, muss der sensible Messaoud für die französische Armee in Indochina kämpfen. Nur dem jüngsten Bruder Saïd gelingt mit seiner Mutter die Flucht nach Paris. Dort finden sie Unterschlupf in einem Armenviertel am Rande der Stadt, in dem algerische Migranten in notdürftigen Holzbaracken dahinvegetieren. Um dem Elend zu entfliehen, schlägt sich der gewitzte Saïd als Zuhälter in der Pariser Unterwelt durch und steigt wenig später zum erfolgreichen Boxpromoter auf. Dies bringt ihm jedoch nicht nur viel Geld ein, sondern auch die Verachtung seiner Mutter. Als Messaoud aus dem Krieg und Abdelkader aus dem Gefängnis zurückkehren, ist die Familie kurzzeitig wieder vereint. Doch die beiden älteren Brüder schliessen sich, in tiefer Verachtung des Regimes, der militanten Untergrundorganisation FLN (Front de Libération Nationale) an, morden und terrorisieren im Namen der Freiheit. Während Abdelkaders Traum von einem unabhängigen Algerien immer fanatischere Züge annimmt und ihn dazu bringt, sogar Saïd als Feind zu betrachten, zerbricht Messaoud langsam an den Auswirkungen seiner Taten und stellt das vermeintliche Streben nach Gerechtigkeit in Frage. Als die Brüder ins Visier von Polizei und Staatssicherheit geraten, eskaliert die Situation…

Noch heute gilt der von 1954 bis 1962 geführte Algerienkrieg als einer der brutalsten Unabhängigkeitskriege unserer Zeit. Massaker, Folter und Demütigung hinterliessen auf Seiten der Algerier wie auch der Franzosen tiefe, unheilbare Wunden, die das Verhältnis von Europa und der arabischen Welt nachhaltig prägten. Denn den Terrorismus, den wir Europäer heute fürchten, haben wir durch solche Kriege schon sehr früh selbst verantwortet. Aufgrund ihrer Brisanz begann die filmische Verarbeitung der politischen Geschehnisse schon sehr früh, so etwa von Regisseur Gillo Pontecorvo mit La Battaglia di Algeri (1966). Spätere Produktionen wie Michael Hannekes Caché (2005) oder der französische L’Ennemi intime (2007) konzentrierten sich auf Einzelschicksale und gaben dem Grauen mit ihrer präzisen Beobachtungsgabe ein Gesicht. Nun liegt mit Rachid Boucharebs Hors la Loi eine der raren algerischen Filmbetrachtungen dieses blutigen Konfliktes vor. Auch Bouchareb wagt den Blick nach innen, indem er eine Familie ins Zentrum des Geschehens rückt und deren unterschiedliche Auffassung eines friedlichen Weges aus der Abhängigkeit sowie der Richtigkeit von Nemesis dokumentiert. Zeitlich setzt der Regisseur dabei dort an, wo sein Vorgängerfilm Indigènes aufhörte – und bietet sogar das gleiche Personal auf.

Ästhetisch sind die Bilder, unaufgeregt die Erzählweise. Diese lässt den guten Darstellern zwar viel Raum zur freien Entfaltung (den vor allem Roschdy Zem nutzt und als verschlossener, emotional-zerissener Mann eine starke Leistung abliefert), hält den Zuschauer aber immer auch auf Distanz zum Geschehen. Gern hätte man noch mehr über die Gedanken und Gefühle der drei Protagonisten erfahren, doch diese sind in ihren absehbaren Figurenschablonen unweigerlich gefangen, weshalb sie letztendlich nicht wirklich berühren können. Hors la Loi hat viele gute Einzelszenen zu bieten; so wird zum Beispiel die Brutalität des Sétif Massakers erstmals filmisch interpretiert und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Doch Bouchareb verlässt sich ein bisschen zu sehr darauf, dass die Grausamkeit der historischen Begebenheiten für sich spricht, treibt die Geschichte zu wenig voran. Das aber braucht es, um eine starke Aussage machen zu können. Und auch die Konsequenz, die schmerzhaften Stellen nicht nur sachte anzutupfen.

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Hors-la-loi (2010)
Englisch: Outside The Law
Land: Frankreich, Algerien, Belgien, Tunesien, Italien
Regie: Rachid Bouchareb
Drehbuch: Rachid Bouchareb
Schauspieler: Jamel Debbouze, Roschdy Zem, Sami Bouajila, Chafia Boudraa, Bernard Blancan, Sabrina Seyvecou, Assaad Bouab, u.a.
Musik: Armand Amar
Laufzeit: 133 Minuten
DVD-Start CH: 14.07.2011
Vertrieb: Frenetic Films/ArtHaus
Weitere Infos bei IMDB[/box]
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©Studio, Verleih, Vertrieb





©Studio, Verleih, Vertrieb[hr]

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