![]() Land: USA Regie: Asger Leth Drehbuch: Pablo F. Fenjves Darsteller: Jamie Bell, Elizabeth Banks, Sam Worthington, Ed Harris, Mandy Gonzalez, Anthony Mackie, Patrick Collins, Genesis Rodriguez, u.a. Kamera: Paul Cameron Schnitt: Kevin Stitt Musik: Henry Jackman Laufzeit: 102 Minuten Start CH: 26.01.2012 Verleih: Ascot Elite Weitere Infos bei IMDB |
Hoch hinaus
von Sarah Stutte
Den Blick in die Tiefe hätte in «Man on a ledge» nicht nur die Hauptfigur wagen sollen, sondern auch der Regisseur. Nicht alle der vielfachen Wendungen von Asger Leths Thriller treffen ins Schwarze, trotzdem bleibt der Film überraschend und spannend.
Ein Mann (Sam Worthington) checkt in einem Hotel ein, geniesst ein Abendessen auf seinem Zimmer im 21. Stockwerk, wischt sorgfältig alle Fingerabdrücke vom benutzten Geschirr, steigt danach aus dem Fenster und auf den Fenstersims. Die Passanten unten auf der Strasse fangen an zu schreien, Polizei und Feuerwehr sind schnell alarmiert. Detective Jack Dougherty (Edward Burns) spricht als Erster mit dem offensichtlich Lebensmüden in luftiger Höhe. Dieser aber verlangt ausdrücklich nach dessen Kollegin, Suizidspezialistin Lydia Mercer (Elizabeth Banks). Mercer, die gerade versucht, ein berufliches Trauma mit Alkohol und Tabletten zu überwinden, ist gar nicht erfreut über ihren Einsatz. Auch, weil sie nach und nach das Gefühl beschleicht, dass der Unbekannte gar nicht springen will, sondern ein ganz anderes Ziel verfolgt…
Vom dänischen Regisseur Asger Leth hörte man 2006 zum ersten Mal, als er für Ghosts of Cité Soleil – seine Doku über den Banden-Terror in Haiti – gelobt wurde. Mit Man on a Ledge folgt nun sein hochkarätig besetztes Spielfilmdebüt: Jamie Bell, Ed Harris und Anthony Mackie gesellen sich spielfreudig zu Sam Worthington, Elizabeth Banks und Edward Burns hinzu, als kratzbürstige Fernsehreporterin ist The Closer-Deputy Chief Kyra Sedgwick endlich wieder einmal auf der grossen Leinwand zu sehen und Newcomerin Genesis Rodriguez weiss im engen Catsuit zu überzeugen. Leth fängt sein Verwirrspiel gekonnt an, schafft aus den Versatzstücken Selbstmord-Drama, Rachethriller, Wahrheitsplädoyer und Krimi ein Ganzes, hält damit die Neugier der Zuschauer hoch und die Spannung bis kurz vor Schluss aufrecht. Neben den zackigen Wendungen ist Man on a ledge auch in visueller Hinsicht schwindelerregend, wenn Paul Cameron mit seiner Kamera immer nah an Sam Worthington (der real unter Höhenangst leidet und dessen Anspannung deshalb so echt wirkt!) auf der Brüstung bleibt und seinem Blick in die Tiefe folgt. Mit einer Prise Sozialkritik gibt Asger Leth seinem so schon durchaus belebenden Süppchen die richtige Würze. Die nach Blut geifernde und mit Geldscheinen käufliche New Yorker Menge wird genauso vorgeführt wie die nur auf die nächste Schlagzeile fixierten Medien oder der fiese Industrielle. Die postnatale Wirkung der globalen Weltwirtschaftskrise: ein einig Volk von Egoisten.
All dies gefällt und würde noch viel mehr gefallen, wären da nicht die eklatanten Logiklöcher, die sich im Verlauf der Geschichte auftun. Ob das nun die scheinbar nicht vorhandenen Fingerabdrücke von Worthingtons Figur am Hotelfenster sind, die generell miserable Vernetzung der Polizei bei der Suche nach flüchtigen Gefangenen oder die Laien-Einbrecher-Kniffs, mit welchen jeder Hochsicherheitssafe mühelos zu knacken ist. Dazu kommt, dass die Motivation und auch die Handlungen einer Figur wie Mike Ackerman (Anthony Mackie) erst zu offensichtlich, dann nicht mehr nachvollziehbar sind und dass der abstruse Schluss schliesslich ganz und gar hilflos erscheint. Doch sieht man über die Unglaubwürdigkeit dieser Begebenheiten hinweg, bleibt unterm Strich ein Film mit hohem Unterhaltungswert.
©Ascot Elite
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